Die Frauen von Nell Gwynnes
schon über das Galadiner Bescheid?“
„Noch nicht, Herr“, sagte Pilkins, der sich mit einem Taschentuch Schweiss vom Gesicht tupfte.
„Na, dann sagen Sie’s ihnen! Stecken Sie sie in ihre Gewänder und proben Sie mit ihnen. Das muss laufen wie am Schnürchen, verstanden?!“
„Ja, Herr.“
„Wo sollen meine Mädchen logieren, Euer Lordschaft?“, forderte Mrs. Corvey zu wissen. Lord Basmond, der sich bereits zum Gehen gewandt hatte, hielt inne. „Logieren? Äh – ich gehe davon aus, dass sie bei den Gästen liegen werden.“
„Ich aber nicht“, sagte Mrs. Corvey. „Ich brauche einen ordentlichen Schlafplatz mit einer Möglichkeit, mich zu waschen.“
„Verstehe“, antwortete Lord Basmond. „Nun denn. Ähem. Wir werden Ihnen ein Bett zurechtmachen in ... äh ...“ Er wandte den Damen den Rücken zu und gestikulierte wild in Pilkins ’ Richtung, während er mit den Lippen die Worte „ Die Kammer hinter den Stallungen“ formte. Er wies über den Hof, um sicherzugehen, dass Pilkins verstanden hatte. „Ein hübscher, kleiner Raum unter dem des Kutschers. Recht behaglich.“
„Zu liebenswürdig“, sagte Mrs. Corvey.
Alarmiert bewegte Pilkins ebenfalls die Lippen: „Aber das Fenster geht auf den ...“ Lord Basmond schnitt eine Grimasse und malte mit dem Zeigefinger Xe in die Luft vor seinen Augen.
„Sie kann nicht sehen, Sie Idiot“, sagte er unhörbar. Pilkins wirkte beleidigt, gab aber nach.
„Natürlich, Herr. Ich werde Daisy sofort losschicken“, antwortete er.
„Tun Sie das.“ Lord Basmond drehte sich um und schritt aus dem Raum.
Kapitel 8
In welchem authentische historische Kostüme diskutiert werden.
V erdriesslich servierte man ihnen Tee in der Speisekammer und scheuchte sie dann in einen anderen niedrigen, dunklen Raum, in dem sich eine grosse Anzahl von Floristenschachteln und ein Stapel gefalteter Bettlaken befanden.
„Ihre Kostüme“, sagte Pilkins mit einem Zischen.
„Recht bescheiden, meinen Sie nicht?“, bemerkte Lady Beatrice. „Oder nicht bescheiden genug? Was sollen wir damit?“
Pilkins musterte den Fussboden. „Seine Lordschaft bittet, dass Sie ... römische Togen daraus herstellen. Die Unterhaltung soll möglichst genau einer ... ähem ... Orgie aus dem alten Rom nachempfunden werden, und Sie sollen ... nun ... Nymphen gleichen. In Togen.“
„Aber die Toga trugen Männer“, klärte Lady Beatrice ihn auf. Pilkins sah panikerfüllt auf, und Lady Beatrice fuhr fort: „Ich nehme an, seine Lordschaft meint den Chiton, den die Hetären der Antike zu tragen pflegten.“
„Wenn Sie das sagen“, stotterte Pilkins. „Mit Lorbeerkränzen und so.“
„Aber den Lorbeerkranz trugen eher ...“
Da griff Mrs. Corvey ein: „Liebe Güte, Kind. Wenn seine Lordschaft will, dass die Mädchen Lorbeerkränze tragen, dann werden sie das gerne tun. Was sollen sie sonst tun, abgesehen vom Üblichen? Tanzen? Oder was?“
„Tatsächlich sollen sie die Nachspeise hereintragen“, sagte Pilkins und nahm erneut Zuflucht zu seinem Taschentuch. „Eine sehr grosse, kunstvolle Erfrischung auf einer Platte zwischen zwei Stangen. Seine Lordschaft würde es sehr begrüssen, wenn sie eher hereintanzten.“
„Wir tun unser Bestes, Süsser“, warf Maude skeptisch ein.
„In dem Behälter mit dem roten Lederbezug sind Zimbeln. Seine Lordschaft will, dass Sie darauf spielen, wenn Sie hereinkommen.“
„Während wir tanzen und die Nachspeise tragen“, sagte Lady Beatrice.
„Vielleicht üben Sie etwas“, antwortete Pilkins. „Es ist jetzt halb eins, und das Dinner wird Punkt acht Uhr serviert.“
„Keine Sorge“, sagte Mrs. Corvey, „meine Mädchen sind vor allem eines: beweglich.“
In diesem Augenblick hörten sie eine Droschke in den Burghof einfahren. „Der erste Gast“, rief Pilkins und stürzte zur Tür, wo er innehielt, um ihnen zuzurufen: „Bitte klären Sie das mit den Verkleidungen selbst.“ Dann fiel die Tür ins Schloss.
„Delikat“, sagte Mrs. Corvey. „Jane, meine Liebe, würden Sie das Fenster aufmachen?“
Jane drehte sich um und gehorchte, wobei sie Kraft aufwenden musste, um das aufgequollene Holz des Fensterrahmens freizubekommen. Da das Fenster klein und halb von Efeu überwachsen war, wurde es kaum heller im Raum. „Soll ich versuchen, einige Blätter abzureissen?“, fragte Jane.
„Nicht nötig, Liebes.“ Mrs. Corvey trat dicht ans Fenster, nahm ihre Brille ab und fuhr ihre Optik durch das Rankengestrüpp aus.
„Was sehen
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