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Die Frauen von Nell Gwynnes

Die Frauen von Nell Gwynnes

Titel: Die Frauen von Nell Gwynnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kage Baker
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Sie?“
    „Ich nehme an, das ist der Russe“, sagte Mrs. Corvey. „Zumindest ist das ein russisches Wappen auf seiner Kutsche. Prinz Nakhimov war der Name. Mutter aus Preussen. Vererbte ihm mehrere Firmen, er investierte und wurde sehr reich. Nun! Da ist er.“
    „Wie sieht er aus?“, fragte Maude.
    „Er ist recht hochgewachsen“, berichtete Mrs. Corvey. „Trägt einen Bart. Gut gekleidet. Lakai, Kutscher, Kammerdiener. Da gehen sie hin – ich nehme an, ihn hat man zur Vordertür gebeten. Ach, und wer ist das? Eine weitere Droschke! Das muss der Türke sein. Ali Pascha.“
    „Oh! Trägt er einen Turban?“
    „Nein, meine Liebe, eine von diesen roten Zuckerhut-Kappen und eine reichverzierte Militäruniform. Irgendein Würdenträger, der im Dienste des Sultans ein Vermögen gemacht hat.“
    „Hat er eine Kutsche voller Ehefrauen dabei?“
    „Wenn er sie hätte, glaube ich kaum, dass er sie zu einem Fest dieser Art mitbrächte. Nein – wie sein Vorgänger: Lakai, Kutscher, Kammerdiener – und da ist schon der nächste! Das müsste der Franzose sein. Graf de Mortain stand in der Akte; ich nehme an, das ist sein Wappen. Millionär wie die anderen auch, da seine Familie Bonaparte einige Steine in den Garten warf, aber der Grossteil seines Vermögens liegt in seinem Grundbesitz. Nicht sehr flüssig. Ich frage mich, ob Lord Basmond das weiss ... und da kommt der letzte. Sir George Spiggott. Keine Frage, dass der Millionär ist; Töpfe voller Geld aus den Mühlen im Norden. Sieht aufbrausend aus. Nun, meine Damen, einer für jede von Ihnen; und ich bezweifle, dass Sie wählen dürfen.“
    „Ich nehme an, Lord Basmond ist letztlich doch eher auf dem anderen Ufer zu Hause“, sagte Maude.
    „Mag sein.“ Mrs. Corvey entfernte sich vom Fenster. „Ungeachtet dessen: Falls er sich doch eine von Ihnen aussucht, kümmern Sie sich gut um ihn und versuchen Sie, ob Sie ihm nicht etwas unterjubeln können, um seine Zunge zu lösen.“
    ***
    Nachdem man sie sich selbst überlassen hatte, verbrachten die Damen ein oder zwei Stunden damit, aus den Bettlaken Chitons zu fertigen. Glücklicherweise hatte Jane ein kleines Nähset in ihrem Pompadour und fand darüber hinaus am Grunde ihres Schrankkoffers noch eine Spule mit knapp zehn Metern pfauenblauem Ripsband, so dass ein gewisses Mass an Schneiderei möglich war. Die Behälter des Floristen enthielten in der Tat Lorbeerblätter, ausserdem jedoch Frauenhaarfarn, Farnkraut und rosa Rosenknospen, und damit konnte Lady Beatrice Jungfernkränze winden, die ihrem Sinn für historische Authentizität besser entsprachen.
    Sie plauderten angeregt über die Handlung von Dickens ’ neuester literarischer Anstrengung, als Mrs. Duncan die Tür öffnete und zu ihnen hereinspähte.
    „Ich nehme nicht an, dass sich eine von euch Damen zu einem Stück ehrlicher Arbeit hinreissen lassen könnte?“, erkundigte sie sich.
    „Bitte, Madam, wie könnte unsere Arbeit denn noch ehrlicher sein?“, antwortete Lady Beatrice. „Wir verbergen absolut nichts.“
    „Worum geht es denn?“, erkundigte sich Mrs. Corvey.
    Mrs. Duncan zog eine Grimasse. „Die Eiscreme schlagen. Die Schwanenform ist heute morgen mit der Sonderlieferung eingetroffen und dreimal so gross, wie wir dachten, und die Mädchen und ich haben uns nahezu die Arme gebrochen bei dem Versuch, genug Eiscreme herzustellen, um das gottverfluchte Ding zu füllen.“
    „Da das in direktem Zusammenhang mit der Unterhaltungsdarbietung steht, für die man uns engagiert hat, helfen meine Mädchen Ihnen gerne aus, ohne dass gesonderte Kosten entstehen“, entschied Mrs. Corvey. „Unsere Maude hebt häufiger schwere Dinge und ist ziemlich stark, stimmt doch, meine Liebe?“
    „Ja, Madam“, bestätigte Maude und knickste. In Mrs. Duncans Gesicht erschien ein Hoffnungsschimmer, und sie fasste sich ein Herz: „Äh, und wenn es Ihnen nichts ausmacht – es gibt noch einige Dekorationsarbeiten mit dem Zuckerguss zu erledigen, und die Wackelpudding-Putten müssen mit sicherer Hand gestürzt werden ...“
    ***
    Man fand Schürzen für sie, und sie zogen los, um mit dem Dessert zu helfen.
    Man hatte ein gewaltiges Zinntablett auf eine aufgebockte Getreidelade montiert. Darauf befand sich bereits ein Bauwerk von einer Torte. Eine der Hausangestellten beugte sich mit Hilfe einer Stehleiter über das Backwerk und versuchte, mit Spritzbeutel und Zuckerguss eine schmückende Jakobsmuschel-Borte herzustellen. Beim Eintreten der Damen warf sie gerade

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