Die Frauen
gonflé de torpeurs enivrantes.«
Er lächelte ebenfalls, so sehr, dass es war, als würde sein Gesicht Risse bekommen, doch es war ganz eindeutig kein verständnisinniges Lächeln. War es möglich, dass ihr Held, dieser geschmackssichere Mann, dieser leidenschaftliche Künstler, dieser ihr, der Aphrodite, bestimmte Hephaistos, die Sprache der Liebe nicht verstand? Die Sprache der Kultiviertheit?
»Comprenez vous?« sagte sie und beugte sich vor.
Es war ein peinlicher Augenblick, der erste während dieser magischen Begegnung, und dann wechselte sie wieder zu Englisch. »Es ist ein Gedicht«, sagte sie. »Es zielt darauf ab, Ihren Schmerz zu lindern, denn Sie sollen wissen, dass andere ebenfalls Trostlosigkeit und Verzweiflung kennengelernt haben. Sie sind nicht allein, das ist es, was ich Ihnen sagen will. Nicht allein.« Sie beugte sich über den Tisch. »Hören Sie«, fuhr sie fort und senkte die Stimme noch weiter, »was der Dichter sagt: >Doch wahr, genug des Weinens! Der Morgen muss enttäuschen. / Ob Nacht-, ob Taggestirne, keins, das nicht bitter war:< Und nun die letzte Zeile, die vielleicht besser zu meiner augenblicklichen Verfassung als zu der Ihren passt, auch wenn ich weiß, dass Sie tief empfunden und den Schmerz gespürt haben: >Ich schwoll von herber Liebe, erstarrt in Liebesräuschen.< Ich schwoll! Ist das nicht das Traurigste, was Sie je gehört haben?«
»Ach, ich weiß nicht«, sagte er, nahm eines der Utensilien, die auf dem Tisch lagen - ein Zeichendreieck, nicht wahr? -, in die Hand und drehte und wendete es. »Es ist sehr schön. Besonders auf französisch. Aus Ihrem Mund klingt es so ... so ausdrucksstark.« Er legte das Dreieck hin und griff nach einem anderen Gegenstand - einer Reißschiene. »Ich persönlich bevorzuge Emerson. Longfellow. Carl Sandburg - er ist ein Freund von mir. Wunderbarer Mann. Große Seele.«
Und nun rezitierte er für sie, sein Gesicht strahlte vor Freude - er war Musik, er war ganz Augen: »Einst wirst du kommen in einem Taumel von Liebe, / Zart wie Tau, stürmisch wie Regen, / Die Strahlen der Sonne auf deiner Haut, / Das Summen des Windes im Murmeln der Worte.«
Sie saß für einen Augenblick ganz still, ließ die Worte in sich nachhallen, bis sie in ihr lebendig waren, bis sie ihr rhythmisches Pulsieren im Gleichklang mit dem ihres Herzens spürte. »Großartig!« sagte sie. »Bravo! Sie rezitieren so hervorragend, dass ich Sie für einen Schauspieler gehalten hätte. Und Ihre Stimme ... «
Sein Lächeln enthüllte seine perfekten Zähne. Er klopfte mit einer Hand auf die schimmernde Oberfläche des Tischs, als wollte er den Takt der Worte halten, die ihm noch durch den Kopf gingen. »Das ist das Verdienst des Dichters«, sagte er. »Ihr Lob gilt Carl. Aber da wir gerade von Dichtern sprechen: Kennen Sie zufällig Taliesin? Ist Ihnen sein Name in Paris einmal untergekommen?«
Nein. Sie hatte nie von ihm gehört. Mit verbindlichem Gesicht fragte sie ganz ernst und wissbegierig: »Ist er Italiener?«
»Nein, nein, nein, ich meine den legendären walisischen Barden und Zauberer, einen Mann, dessen Gesicht so schön war, dass es hieß, es verströme Licht.* Richard Howey - kennen Sie Richard Howey? Er hat vor ein paar Jahren ein Maskenspiel mit dem Titel >Taliesin< geschrieben. Nein? Erstklassig. Ich glaube, es würde Ihnen gefallen. Sehr tief und subtil. Wie Sie.« Er hielt inne, als wäre er zu weit gegangen, und sein Blick wich für einen Moment dem ihren aus. »Nun, jedenfalls habe ich mein Haus - mein Anwesen, sollte ich wohl sagen - nach Taliesin benannt. In Wisconsin. Nach dem Dichter. Sie müssen es sich ansehen, unbedingt, Sie müssen, das heißt ... « Er sprach nicht weiter.
* Siehe das Mabinogion, die walisische Sammlung von Mythen und Legenden, insbesondere die Kapitel des Buches Pwyll, Prinz von Dyfed, die Taliesin behandeln (beginnend mit Der Kessel von Ceridwen). Taliesin wird oft mit »leuchtende Stirn« übersetzt, und Wrieto-San gefiel diese Beschreibung für sein Taliesin, das Haus auf der »Stirn« des Hügels.
»Ich weiß, was Sie fühlen«, sagte sie mit Inbrunst, mit echter Inbrunst. »Sie armer Mann. Wie Sie gelitten haben! Ja, Sie haben gelitten. Ich weiß das vielleicht besser als irgend jemand sonst, denn wir sind aufeinander eingestimmt - wir sind Zwillinge, ja, das sind wir: Zwillinge.« Sie war so erregt, dass sie beinahe aufgesprungen und zu ihm gerannt wäre, ihn an sich gedrückt und ihn mit einer so vollkommenen,
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