Die Frauen
selbst entworfen hatte, mit ihren herrlichen geometrischen Mustern und dem sanften Schimmer. Kerzen. Der Tisch, gedeckt für zwei. Champagner auf Eis. Und zarte, köstliche Musik, ein Streichquartett aus dem Victrola in der Ecke. »Es ist atemberaubend«, sagte sie, während er mit einem Tritt die Tür zuwarf und sie umarmte. »Alles, was du berührst. Einfach atemberaubend!«
Sie konnten gar nicht mehr aufhören zu reden - und sich zu küssen, das auch -, und sie redeten über alles mögliche, von den Griechen und den Römern bis hin zum zeitgenössischen Theater und dem, was Deutschland, Italien, Japan der Welt zu geben hatten - sie musste nach Japan reisen, unbedingt, er bestand darauf: die sauberste und vollkommenste organische Gesellschaft der Welt - und nach Paris natürlich. Dort kannte sie sich aus. Wenn sie nach Japan reisen musste, dann musste er nach Paris reisen - mit ihr als seiner Führerin. Ach, und sie erzählte von Paris, als könnte man eben mal mit dem Wagen dorthin fahren, als könnten sie, noch bevor die Uhr Mitternacht schlug, in Antiquariaten stöbern und die Boulevards entlangschlendern.
Sie war berauscht, durch und durch, absolut berauscht bis in ihr Innerstes, allerdings nicht von irgendeinem Opiat oder auch nur dem Champagner, sondern weil sie in der kostbarsten Nacht des Jahres hier bei ihm war.
Sie aßen vor dem Kamin an dem Tisch, den er gedeckt hatte. Jeder Gang wurde von ihm selbst auf einer abgedeckten Platte serviert, es waren herzhafte Speisen - Kabeljau in Sahnesoße, gepökeltes Schweinefleisch und Kartoffeln, vielleicht ein wenig zu herzhaft, zu einfach, zu ... nun ja, zu mittelwestlich eigentlich, aber doch ganz gut -, und weder die komische kleine Haushälterin noch sonst jemand war zu sehen. Danach rauchte sie vor dem Kamin, leerte mit damenhaften Schlucken ein Tässchen Kaffee und ein Gläschen von einem Likör, den sie nicht identifizieren konnte (Frank trank keinen), und ließ ihre Stimme erklingen, bis es war, als wäre ein tropischer Vogel aus dem grimmig schwarzen Himmel herbeigeflogen, um diesen Salon, dieses Haus zu erleuchten, bis es erstrahlte wie der Mittelpunkt des Universums - und das an Weihnachten!
»Siehst du diesen Ring?« fragte sie irgendwann und bot ihm ihre Hand dar, als sie auf dem Sofa mit der geraden Lehne saßen, das zwar schön, aber keineswegs bequem war, eher wie eine Kirchenbank in einer Klosterkapelle, und wären ein paar Kissen oder gar ein Quilt diesem Möbelstück und der Gemütlichkeit des Raums nicht sehr zuträglich? Doch dann waren alle Gedanken wie weggewischt, denn er nahm ihre Hand und küsste sie und küsste sie abermals, und dabei strich er mit den Fingern über ihr Handgelenk und den Unterarm, ach, dieser zarte Druck, diese Hitze ... »Kleopatra hat ihn getragen«, fuhr sie fort, aber er war noch immer über ihre Hand gebeugt und küsste sie, küsste sie, und ihr Atem ging jetzt schneller, »damit ihre Liebhaber ihr nicht untreu würden. Genau ... diesen ... Ring ... «
Seine Hand glitt über ihren Arm, über den Pfad aus glattem Samt, der Stoff setzte ihm keinerlei Widerstand entgegen, und dann lag die Hand an ihrem Hals, und er sah ihr bedeutungsvoll in die Augen. Er murmelte etwas, und ob es um Kleopatra und ihre Liebhaber oder um die Höhe der Zimmerdecke ging, vermochte sie nicht zu sagen, doch sie selbst kreiste weiter um dieses Thema, mit rauchiger, tiefer Stimme, es führte kein Weg zurück. »Hütet euch, ihr treulosen Liebhaber«, flüsterte sie. »Aber du, du bist nicht ... treulos ... oder?«
Seine Hand lag auf ihrem Busen und schob sich unter den Stoff, auf die nackte Haut, zu der Aureole und der Brustwarze, die bei dieser Berührung hart wurde. Und seine Lippen. Seine Lippen waren auf den ihren. Sie hörte das Feuer knistern. Hörte die Auslaufrille der Schallplatte rauschen. Den Wind vor den Fenstern. Das Ticken einer Uhr. Sie ließ sich zurücksinken, um sein Gewicht auf sich zu spüren und das langsame, lustvolle Delirium seiner Hände und seiner Zunge zu genießen.
»Oder?« flüsterte sie.
Und er hauchte erregt, das Gesicht gerötet, die Ohren im flackernden Licht glänzend wie Weihnachtsschmuck, seine Antwort gegen die weiche Wärme ihrer Lippen. »Ich?« Er wand sich, wand sich heftig, drückte sich an sie und zerrte an den Knöpfen seiner Hose, als stünden sie beide in Flammen. »Nie«, sagte er und versank in ihr, »niemals.«
Kapitel 3
JETZT KOMMT ANGST
Ob es Norma und ihrem kleinen Pinscher von
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