Die Frauen
Situation zu verbessern, um den Gerüchten und Spekulationen ein Ende zu bereiten - um der Kinder und ihrer selbst willen. Und auch um Franks willen. Die Kinder mussten wieder in die Schule gehen. Sie musste wieder ihren Haushalt führen. Und obwohl sie sich fühlte wie eine Ausgestoßene, als würde sie zu ihrer Steinigung gehen, obwohl sie lieber irgendwo sonst gewesen wäre als hier, schüttelte sie den Kopf und trat hoch aufgerichtet und mit erhobenem Kopf ins Spielzimmer.*
* Pressekonferenzen. Man fragt sich, wann sie erfunden wurden, und wundert sich über Wrieto-Sans Fähigkeit, die Frauen, die zu lieben er vorgab, der Presse zum Fraß vorzuwerfen.
»Mrs. Wright!« rief einer von ihnen, doch der Reverend gebot ihm mit einem strengen Blick zu schweigen, und sie wollte keinen der Männer ansehen. Es waren so viele, Wildfremde, die sich im Allerheiligsten des Hauses versammelt hatten, einzig und allein, um sie und ihre Familie zu zerstören. Sie hasste sie, sie waren allesamt nicht besser als Mörder. Sie brauchte einen Augenblick, um sich zu fassen - Schnurrbärte, sie sah nichts als Schnurrbärte, ein Meer von behaarten Gesichtern -, und dann begann sie mit fester, klarer Stimme die Erklärung zu verlesen, die sie in den vergangenen beiden Tagen aufgesetzt hatte.
»Mein Herz ist jetzt bei meinem Mann«, begann sie. »Er wird zu mir zurückkehren, sobald er kann. Mein Glaube an Frank Lloyd Wright übersteigt vielleicht Ihr Verständnis, doch ich kenne ihn besser als jeder andere. In diesem Fall ist er so unschuldig wie ich.« Klopfte ihr Herz an ihre Rippen wie ein Löffel an einen Topf? Musterten diese Männer sie allesamt mit ungläubigen, ja misstrauischen Blicken? Es spielte keine Rolle. Denn dies waren ihre Worte, und sie würden sie wiedergeben, deswegen waren sie ja gekommen, das war ihr Lebenszweck, dafür waren sie da: um zu berichten. Sie hatten voller Schadenfreude über den Schmutz berichtet, und nun würden sie darüber berichten, wie der Schmutz beseitigt wurde.
Es war sehr still im Raum. Einer klopfte mit der Pfeife gegen seine Handfläche, wollte aufstehen und die Asche in den Kamin werfen, besann sich jedoch eines Besseren. Sie sah zu den Fenstern und wünschte, sie könnte wie Dampf durch den Raum und ins Freie schweben, doch die Fenster waren verschlossen und ausgefüllt von einem eigenartig bebenden Licht, als wäre Oak Park während ihrer Worte von einer biblischen Flut überschwemmt worden, als wäre das Wasser lautlos gestiegen, bis sie alle für immer hier unten versunken waren. Bei dem Gedanken an diese Unmengen von Wasser wurde ihr bewusst, wie durstig sie plötzlich war. Sie schluckte unwillkürlich, schluckte alles - Angst, Hoffnung, Scham - hinunter und fuhr fort.
Sie sprach von den Kämpfen, die Frank als junger Architekt hatte bestehen müssen.
Mit nichts in der Hand war er nach Chicago gekommen und durch Fleiß und harte Arbeit der große Mann geworden, als der er heute dastand, und sie sagte, die gegenwärtige Situation sei nichts als ein weiteres Hindernis auf seinem Weg zum Erfolg, das er mit Willensstärke überwinden werde. »Frank Lloyd Wright hat mich in seinem ganzen Leben noch nie belogen«, sagte sie, und in diesem Moment glaubte sie es auch. »Er ist in allem, was er tut, aufrichtig. Er ist der Inbegriff der Ehrenhaftigkeit.«
Es herrschte Stille. Sie sah, dass alle versuchten, diese Information zu verarbeiten. Ihre Mienen waren verwirrt und angespannt. Und dann begannen sie mit ihren Fragen.
Reverend Kehoe zeigte erst auf einen, dann auf einen anderen. »Wollen Sie die Scheidung einreichen?« fragte ein Mann in der ersten Reihe, und sie antwortete ihm spontan, leidenschaftlich und voller echter Überzeugung, als wäre sie im Verlauf der vergangenen Minuten zur Konvertitin geworden und hätte zeit ihres Lebens nie einen schlechten Gedanken über ihren Mann gedacht. »Was immer ich als Frau bin«, erklärte sie, »bin ich - abgesehen von meinem guten Elternhaus - durch das Beispiel meines Mannes. Ich zögere keinen Augenblick, das zu gestehen. Halten Sie es da für wahrscheinlich, dass ich gerichtliche Schritte gegen ihn einleite?« Und sie versicherte ihnen, dass er zurückkehren werde, sobald es ihm gelungen sei, sich zu bezwingen und die Schlacht zu gewinnen, die er nun heldenhaft schlagen werde, für sie und seine Kinder. Und dass, wenn er erst zurückgekehrt war - und sie glaubte tatsächlich, ganz unabhängig von der Leidenschaft des Augenblicks, an
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