Die Frauen
Anwaltnehmen und gegen Frank Wright kämpfen konnte, bis er sich wünschte, er wäre nie geboren worden - »ist meine einzige Absicherung. Wenn es ganz schlimm kommt und ich betteln gehen muss, habe ich zumindest etwas, worauf ich zurückgreifen kann.«
»Und der Ring? Ist das der Kleopatra-Ring?«
»Angeblich ja. Ich kenne nicht die ganze Geschichte, die kennt vermutlich keiner, aber der Ring war jedenfalls lange in der Familie meines Mannes - sein Großvater hatte ihn von einem Juwelier bekommen, der mit Antiquitäten handelte, besonders mit ägyptischen. Das soll ein Skarabäus sein, siehst du? Angeblich hat Kleopatra ihn als Glücksbringer getragen, damit ihre Liebhaber ihr treu blieben.« Sie lachte. »Als könnte irgend etwas einen Mann bremsen, wenn ihn der Drang überkommt. Aber wusstest du, dass ich ihn in Paris fast verkauft hätte, als der Krieg ausbrach? Da war so ein Mann vom Museum, sehr charmant, sehr überzeugend, aber ich konnte mich einfach nicht von dem Ring trennen. Heute bin ich froh darüber. Er ist mein wichtigstes Stück.«
Jetzt ein Lächeln, wehmütig, eine zarte, aparte Rötung der Lippen - und sie sah, dass Leora skeptisch war oder vielleicht auch neidisch, vielleicht war es das. Neidisch, aber bemüht, es nicht zu zeigen. »Das ist mein Ring der Rache, Schatz. Und glaub nicht, dass Frank das nicht wüsste.«
Wie sich zeigte, freute sich Wilson Siddons Barker III sehr, sie zu sehen, und zeigte großes Mitgefühl angesichts dessen, was sie durchmachen musste. Es war eine Schande, eine wahre Schande (sie brach in seiner Kanzlei zusammen, sie konnte nicht anders, obwohl doch Leora bei ihr war), und er versicherte ihr, er werde sein Bestes für sie tun. Er hielt Wort. Über seinen Partner in Chicago, Frederick S. Fake*, gelang es ihm, Frank zur Rücknahme seiner Klage zu bewegen, indem er ihm drohte, ihn seinerseits wegen körperlicher Grausamkeit zu verklagen - wie hätte das schließlich auch in der Zeitung ausgesehen: WELTBERÜHMTER ARCHITEKT SCHLÄGT SEINE FRAU -, und von diesem Punkt bewegten sie sich dann ganz langsam, einen zaghaften Schritt nach dem anderen, auf das unvermeidliche Ende zu.
* Sein tatsächlicher Name. Es erübrigt sich eigentlich, diese absurde Parallelität von Schicksal und Funktion zu kommentieren, aber ich war in New Haven wirklich mal bei einem Zahnarzt namens Dr. Pein.
Es kränkte sie. Es kränkte sie jeden Tag aufs neue. Was maßte er sich an, sie einfach sitzenzulassen? Sie war das Objekt der Begierde, nicht er. Und in diesem Sinne schrieb sie ihm einen Brief nach dem anderen, wobei sie ihn abwechselnd verfluchte und an die Leidenschaft erinnerte, die sie beide einst verbunden hatte, eine Leidenschaft, die sich über die trivialen Lieben und Konventionen der breiten Masse erhob - neun Jahre* war sie seine Geliebte gewesen, und nie ein Wort der Klage, höchstens, aber auch allerhöchstens, mal ein zarter Wink -, und sie rief ihn an, wann immer der Zorn in ihr hochkochte, nur um den Stahl in seiner Stimme und seine jämmerlichen Rationalisierungen zu hören, ihn zu beschimpfen, durch die Leitung zu kreischen, zu schluchzen, zu fluchen, bis die Ohren sämtlicher Telefonistinnen zwischen Los Angeles und Spring Green glühen und kribbeln mussten.
* Von 1914 bis 1923. Wrieto-San ließ sich nach dem Tod seiner vorherigen Geliebten mit ihr ein und holte sie 1915 nach Taliesin, obwohl die Ehe mit seiner ersten Frau Catherine, die ihm die Scheidung verweigerte, noch immer bestand. Wie bereits angedeutet, waren die Leute aus der Gegend - schlichte Gemüter, die an ihren ländlichen Sitten festhielten und sich leicht von demagogischen Redakteuren und Provinzpredigern manipulieren ließen - empört und behandelten Wrieto-San wie einen Aussätzigen. Es kann gut sein, dass diese Feindseligkeit der auslösende Faktor für Wrieto-Sans Entscheidung war, den Auftrag zum Bau des Hotels Imperial anzunehmen und - mit seiner Geliebten - nach Japan zu reisen, in dieses weit konziliantere und zivilisiertere Land.
Er war eisern - es konnte keine Versöhnung geben. Ausgeschlossen. In dieser Frage gab er keinen Millimeter nach. Doch er war unglaublich einsichtig - und das wunderte sie -, als es schließlich und endlich darum ging, sich auf einen Kompromiss zu einigen. Mehr als einsichtig: großzügig. Ausgerechnet er. Frank, der eine Rechnung stets nurals eine Art Memo betrachtete und selbst dann nicht zahlte, wenn er das Geld in der Tasche hatte und der Sheriff vor
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