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Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frequenz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Waffe feuerte.
    Wilson konnte das Projektil auf sich zufliegen sehen.
    Die Kugel schlug dicht unter dem Herzen in Wilsons Brust ein und schleuderte ihn in Helenas Arme. Zusammen taumelten sie bis an den Rand des Abgrunds. Wilson rutschte über die Kante. Helena griff blitzschnell zu und bekam ihn zu fassen. Mit grimmiger Entschlossenheit hielt sie ihn fest, während sein Gewicht sie in die Tiefe zu ziehen drohte.
    »Nein! Nicht er!«, rief Visblat voller Entsetzen. »O Gott!«
    Laut knirschend wie Mühlsteine begannen die Höhlenwände zu wackeln. Ein Erdbeben rumpelte durch Gizeh – ein Vorspiel zum Einsturz des Labyrinths. Visblat blieb in seiner grenzenlosen Reue nichts anderes übrig, als sich zurückzuziehen. Er hatte seinen Rückfahrschein vernichtet. In einem Augenblick rasender Wut hatte er unwiederbringlich den einzigen Menschen getötet, der ihn aus dieser Welt mitnehmen konnte. Jetzt saß er in diesem Alptraum fest.
    »Mein Gott, was habe ich getan?«, murmelte er und wankte aus der bebenden Höhle.
    Zitternd vor Anstrengung zog Helena Wilson aus dem Abgrund. Sie wusste nicht, woher sie die Kraft nahm, ihn wieder auf den Gehweg zu ziehen, doch es gelang ihr. Ringsherum bebten die Wände. Die Brücke wackelte. Steinsplitter fielen von der Decke. Helena blickte auf den reglosen Wilson. Sein Gesicht war bleich, seine Brust voller Blut.
    Die Kugel war für sie bestimmt gewesen, das war klar.
    Ein verzweifelter Schrei brach über ihre Lippen und hallte im Chor mit dem Rumpeln des Erdbebens durch den riesigen Raum. Sie drehte sich um und spähte in den Nachbargang nach diesem furchtbaren Mann, doch er war verschwunden. Sie hob die Waffe und feuerte hinein, einen Schuss nach dem anderen, um ihre Wut abzureagieren.
    Warum habe ich gezögert?, fragte sie sich. Warum?
    Schließlich war die Pistole leer.
    Qualvolle Erinnerungen an das Geschehen vor zwölf Jahren stürmten auf sie ein. Ihre schlimmsten Ängste waren Wirklichkeit geworden. Die Geschichte wiederholte sich in leicht abgewandelter Form. Helena hatte versagt. Auch diesmal hatte sie versagt.
    Inzwischen fielen größere Gesteinsbrocken von der Decke und polterten auf die Brücke. Das Beben wurde stärker.

    * Ägyptische Hieroglyphen, ca. 3000 vor Christus, zur Verfügung gestellt von Y. Youssef, Senior Research Associate (Master in Ägyptologie), Centre of Early Christian Studies, Melbourne, Australien

37.
Kalifornien, Amerikanischer Kontinent
Enterprise Corporation, Zentralgebäude
19. Mai 2081
Ortszeit: 20.05 Uhr
4 Tage vor dem Transporttest
    »Ich übernehme das Reden«, sagte Barton. Er stieg mit Wilson in den Aufzug und drückte den Knopf für den zwölften Stock. »Wiegen Sie sich nicht in falscher Sicherheit, und behalten Sie einen klaren Kopf.« Der Aufzug fuhr los. »In Gegenwart der Tredwells steht der Transporttest auf dem Spiel. Ich warne Sie, Wilson: Sie können nicht vorsichtig genug sein mit dem, was Sie sagen. Diese Männer sind äußerst scharfsinnig. Sie durchschauen andere mit Leichtigkeit und irren sich dabei selten.«
    »Ich verstehe«, sagte Wilson freundlich, obwohl er die Ermahnung schon bei den ersten zehn Malen verstanden hatte.
    »Und keine Scherze. Diese Leute haben nicht den Sinn für Humor wie ich.« Barton zog eine Augenbraue hoch, während er seine Haare im Spiegel prüfte und sorgfältig seinen Kittel zurechtzog. » GM schüttelt niemandem die Hand. Er schätzt unnötigen Körperkontakt nicht. Also bieten Sie ihm nicht die Hand. Bei Jasper ist es das Gleiche.«
    Wilson fiel ein, dass Jasper ihm an dem Tag im Lagerraum die Hand verweigert hatte.
    Barton besah sich noch ein letztes Mal im Spiegel. »Sind Sie bereit?«
    »So bereit man nur sein kann.«
    Die Fahrstuhltüren öffneten sich, und eine schöne blonde Frau stand davor. Sie war Anfang zwanzig, eins achtzig groß, braungebrannt und hatte breite Schultern. Zweifellos eine Amazone. Wilson fand, das passte genau zu dieser Firma, trotzdem fiel es ihm schwer, sie nicht anzustarren.
    »Schön, Sie wiederzusehen, Barton«, sagte sie freundlich. »Mr. Dowling, willkommen im zwölften Stock. Mein Name ist Cynthia. Ich stehe Ihnen zur Verfügung, falls Sie irgendetwas brauchen sollten.« Sie drehte sich um und glitt durch ein Glaskuppelfoyer auf die breiten Eichentüren des Konferenzraumes zu. » GM hat fünfzehn Minuten reserviert, um mit Ihnen zu sprechen.« Sie trug einen dunklen Faltenrock und eine maßgeschneiderte Bluse, die ihre Figur optimal zur Geltung brachte.

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