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Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frequenz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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… ihm irgendetwas beigebracht haben. In den Schriftrollen mussten Informationen stehen, die Andre übersehen hatte. Dieser Narr!
    Ein Blitz fuhr aus den Wolken über Gizeh, und das flackernde Licht erleuchtete das Hotelzimmer. Benebelt vom Alkohol trat Visblat auf den Balkon und ließ sich den ernüchternden Regen übers Gesicht strömen. In einem völligen Stimmungswandel streckte er die Arme wie zu einem flehentlichen Gebet zum Himmel aus. Offenbar war Wilson noch am Leben.
    Visblat war bis auf die Haut durchnässt, doch ein schamloses Grinsen hatte sich auf sein Gesicht gelegt. Er hatte Grund weiterzuleben.

40.
Gizeh-Plateau, Ägypten
Basis der Cheops-Pyramide
21. Dezember 2012
Ortszeit: 7.02 Uhr
Unternehmen Jesaja – siebenundzwanzigster Tag
    Immer wieder schlugen Blitze in die Chephren-Pyramide ein und rissen sie für Sekundenbruchteile aus dem Dunst.
    Wilson fühlte, wie Helena ihn auf die Füße zog. Er war erschöpft und wusste nicht so recht, was eben passiert war.
    »Stehen Sie auf«, rief sie wütend. »Wir müssen von hier verschwinden!«
    Wilson fand das Gleichgewicht, während das strömende Regenwasser seine Knöchel umspülte. Der Wüstensand war mit den Wassermassen, die vom Himmel stürzten, hoffnungslos überfordert. Der Pegel stieg mit jeder Sekunde.
    Helena übernahm die Führung und zog Wilson durch das Unwetter, während hinter ihnen die Blitze niederzuckten. Wilsons Gelenke schmerzten, und er fühlte sich wund, als hätte er am ganzen Körper Schläge kassiert. Er war vom Blitz getroffen worden, schloss er. Er erinnerte sich bloß noch, wie er die letzten Blöcke der Pyramide hinuntergeklettert war – dann war der Film gerissen. Schwärze und Stille, bis Helena ihn schreiend ins Bewusstsein zurückholte und auf die Beine zog. Nach Helenas Vorbild hielt er sich beide Hände über Mund und Nase, um bei dem Regen Luft zu bekommen. Sie platschten an der scheinbar endlosen Grundmauer einer weiteren Pyramide entlang, der Cheops, deren Stufen sich in einen Wasserfall verwandelt hatten.
    Allmählich trat die Silhouette eines modernen Gebäudes aus dem Regenschleier hervor. Es war genau das, wonach Helena gesucht hatte. Sie rannte auf den Eingang zu und rüttelte an den Glastüren. Sie waren mit einem schweren Vorhängeschloss gesichert. Eine Wand aus schäumendem Wasser rollte auf sie zu wie eine Brandungswelle. Helena zielte und gab einen Schuss auf die Türscheibe ab, die ein Netz von Rissen bekam. Helena trat sie ein, als die Woge den Hauseingang verschluckte. Wilson wurde in die Stille des Treppenhauses gespülte und mühte sich neben seiner Begleiterin die Betonstufen hinauf. Das wirbelnde Wasser strömte immer weiter in das Gebäude, während sie die Treppe hinauf ins Trockene stiegen.
    »Das ist ein Museum«, sagte Helena. »Das einzige moderne Gebäude hier. Hier ist irgendein königliches Boot ausgestellt.«
    Wilson schmerzte noch immer jede Bewegung.
    Von der Treppe gelangten sie in eine weite Halle, in der ein einzelnes restauriertes Boot stand. Das schlanke Schiff war an Masten befestigt. Es war ganz aus Zedernholz, gute dreiundvierzig Meter lang, hatte einen geschwungenen Bug und ein Deck, das sich an beiden Enden elegant verjüngte. Fünf dicke Riemen ragten an beiden Seiten aus dem Rumpf, und am Heck schaute ein langes Ruder hervor.
    Der Regen prasselte auf das schräge Glasdach des Museums.
    Blitze leuchteten durch die Fenster.
    Mit triefenden Haaren und Kleidern las Helena ein Kupferschild an dem Podest, wie um sich abzulenken. »Es hat Pharao Cheops gehört«, sagte sie. »Hier steht, dass dieses Boot ihn ins nächste Leben getragen hat. Es wurde 2566 vor Christus als Teil seiner Schätze mit ihm bestattet.«
    Die Königsbarke war außerhalb der großen Pyramide in einem dreißig Meter langen Hohlraum eingemauert und in 650 Teile zerlegt gewesen. Nach der Entdeckung und fünf Jahren der Restaurierung war sie in neuer Schönheit in das brandneue Museum gebracht worden, das genau auf der Stelle stand, wo das Boot so lange verborgen gewesen war.
    Draußen tobte noch immer das Gewitter.
    Wilson gingen Bilder durch den Kopf, wie das Schiff vor 4500 Jahren, von Sklaven gerudert, langsam den Nil hinunterglitt. Er stellte sich den Pharao mit prunkvollem Kopfputz und Lendenkleid vor. Seine vier Frauen ruhten an Deck. Kleine Kinder, auch sein ältester Sohn Chephren, spielten rings um ihn in der Sonne.
    Helena strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Was glauben Sie, wie lange das

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