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Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frequenz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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dreiviertel Höhe, dicht unterhalb der Kalksteinverkleidung.
    Die Zeit kehrte zu ihrer gewohnten Geschwindigkeit zurück.
    Am Horizont stieg die Sonne in den klaren ägyptischen Himmel. Kein Lüftchen regte sich. Das geschäftige Kairo erstreckte sich vor ihnen. Zu beiden Seiten des Nils hob sich grünes Ackerland gegen die Monotonie der Wüste ab.
    »Haben Sie gespürt, wie alles in Zeitlupe überging?«, fragte Helena. »Es war genau wie in Chichén Itzá.«
    »Ja«, sagte Wilson. Er hatte sich bei der harten Landung die Ellbogen blutig geschrammt. Nun sah er zum Himmel auf, wo sich wie aus dem Nichts ein paar dunkle Wolken bildeten. »Ich glaube, wir müssen hier weg.«
    Die Temperatur sank schlagartig, und die Luft wurde feucht. Es donnerte.
    »Sie haben gesagt, es gibt diesmal kein Gewitter«, rief Helena.
    Wilson blickte die Pyramidentreppen hinunter. »Das war gelogen. Und jetzt los!«
    Nur zwanzig Sekunden später ging heftiger, sturmgepeitschter Regen über die Landschaft nieder und tauchte die Welt in dunstiges Grau. Die Luft war mit Feuchtigkeit gesättigt. Wilson und Helena kletterten Stufe für Stufe die Pyramide hinunter. Sturzbäche ergossen sich über die Steinblöcke und trieben die beiden zu größerer Hast.
    »So hat es in Gizeh seit zehn Jahrhunderten nicht mehr geschüttet!«, rief Wilson. »Sonst regnet es hier höchstens drei Zentimeter im Jahr!« Die bekam das Plateau jetzt innerhalb von fünf Sekunden ab.
    Es donnerte ununterbrochen.
    Der Wind fegte in heftigen Böen über die Pyramidenwand.
    Die Sturmwolken knisterten wie eine überlastete Batterie.
    Der Himmel wurde immer dunkler.
    Ein greller Blitz – Millionen Volt – schlug mit ohrenbetäubendem Knall in das Bauwerk ein. Das Regenwasser gab den Großteil der Ladung weiter.
    Wilson und Helena wurden kopfüber in die Luft geschleudert und landeten im nassen Sand.

39.
Kairo, Ägypten
Ritz Carlton Hotel
21. Dezember 2012
Ortszeit: 7.00 Uhr
Unternehmen Jesaja – siebenundzwanzigster Tag
    Am anderen Ende der Stadt saß Visblat in seiner Hotelsuite im zweiten Stock. Der Raum sah verheerend aus. Umgeworfene Möbel, Lampen und ein Flachbildfernseher lagen am Boden verstreut.
    Visblat stand auf, ballte die Fäuste vor Wut und durchmaß das Zimmer, um eine weitere Delle in die Wand zu treten. Dann richtete sein zorniger Blick sich auf die .44 Magnum, die auf dem Nachttisch lag. Er durchlebte noch einmal den Augenblick, wo er abgedrückt hatte.
    Ein heftiges Bedauern brannte ihm in der Brust – so, wie seine Kugel in Wilsons Brust gebrannt haben musste.
    Warum hat er dieses Miststück geschützt?, fragte er sich. Sie hat alles ruiniert!
    Er schenkte sich noch einen Scotch ein und kippte ihn hinunter.
    Dass er Wilson erschossen hatte, war ein Fehler gewesen, den er für den Rest seines Lebens würde tragen müssen. Visblat blickte zu der Waffe und schätzte seine Möglichkeiten ab. Vielleicht war das der Augenblick, um mit allem Schluss zu machen, überlegte er, und seine Depression siegte über seinen Lebenswillen.
    Das war zweifellos der einzige Ausweg aus diesem Alptraum.
    Er goss sich neu ein und stürzte den Scotch hinunter, um sich Mut zu machen. Die Flasche war dreiviertel leer. Während er sich mit dem Ärmel den Mund abwischte, sah er zu der Waffe, die geladen und entsichert dalag, und streckte den Arm danach aus. In diesem Augenblick kam ein ungewohnter Laut von den Fensterscheiben, wie um ihn zurückzuhalten.
    Es regnete.
    Visblat brauchte einen Moment, um zu begreifen, was passiert war. Mit leicht wackligen Knien ging er zur Balkontür und schaute nach Westen zum Gizeh-Plateau. Ein dichter, grauer Regenschleier fegte über die Stadt. Er spürte, wie sein Puls stieg. Innerhalb von Sekunden verringerte sich die Sicht auf zehn Meter. Es schüttete so heftig, dass der Garten und die Straße vor dem Hotel unter reißenden Bächen schlammigen Wassers verschwanden.
    War das zweite Portal geöffnet worden? Das war die einzige Erklärung.
    Visblat fiel der ärztliche Bericht wieder ein, den er in Houston gelesen hatte, und ihm dämmerte etwas. Dowlings Verletzungen von dem Autounfall waren als schwer eingestuft worden. Lag der Fall wieder genauso?
    Dieser Bastard hat mich ausgetrickst!
    Dowling hätte nach diesem Unfall eigentlich nicht einmal imstande sein dürfen zu laufen. Visblat nickte begreifend. Wie es schien, verstand sein Rivale sich darauf, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen. Das ist es! Barton musste etwas mit ihm angestellt haben

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