Die Freundin meines Sohnes
Iris.«
»Im Keller steht noch welches«, erwiderte Iris. »Wir haben noch zwei Kisten. Schnappen Sie sich Neal und Adam, die sollen Ihnen helfen.«
»Neal knutscht oben mit seiner Freundin.«
»Dann gehen Sie in Gottes Namen dazwischen, Malva«, sagte Iris.
»Das ist nicht meine Aufgabe«, sagte Malva, und ihre Augen wurden schmal. Sie hatte eine Tochter an einer Schwesternschule in Ohio und einen Sohn in Kingston im Gefängnis. »Das ist Ihre Aufgabe«, sagte sie. »Sie sind die Mutter.«
»Ich fühl mich aber gar nicht wie die Mutter«, sagte Iris. »Außerdem bin ich es leid, die Mutter zu sein. Könnte mich bitte jemand als Mutter ablösen? Malva, würden Sie das bitte übernehmen? Sie bekommen eine Gehaltserhöhung.«
Malva verschränkte die Arme. »Iris, Sie bezahlen mich, und ich mache meine Arbeit und hole neues Tonic, aber zu Ihrem Sohn geh ich nicht rein, wenn der wer weiß was für ekelhafte Sachen mit seiner Freundin macht. Das ist mir unangenehm.«
»In Ordnung, Malva. Von mir aus.«
In dem Moment steckte Alec den Kopf in die Küche herein. Der Eierpunsch mit Schuss war ihm wohl ein bisschen zu Kopf gestiegen. »Alec, hilf doch mal Malva, neues Tonic aus dem Keller zu holen«, wies Elaine ihren Sohn an.
»Klar«, sagte Alec überraschend willig und folgte der Haushälterin die Treppe nach unten.
»Das ist doch nicht Alec«, sagte Laura.
»Du hast ihn lange nicht gesehen«, sagte Elaine. »Er ist richtig erwachsen geworden.«
»Das letzte Mal gesehen hab ich ihn, glaub ich, als seinBabysitter«, sagte Laura, was eine Lüge war, wir hatten sie nie gebeten, bei uns als Babysitter einzuspringen. »Wie alt ist er jetzt?«
»Genauso alt wie Neal«, sagte Iris. »Zwanzig.«
»Du meine Güte«, sagte Laura lachend und schlug sich mit der Hand auf die Stirn. Ihr Gebaren wurde immer theatralischer. Iris lehnte weiter mit geschlossenen Augen an der Fensterscheibe. »Er macht gerade sein College zu Ende!«
»Nicht ganz«, sagte ich. Stand auf und schenkte mir Kaffee ein. Im nächsten Moment erschienen Malva und Alec an der Treppe, jeder von ihnen mit einer Palette Tonic beladen, und Laura sprang auf, um zu helfen. Sie fasste unter Alecs Palette und nahm ihm das halbe Gewicht ab. »Alec Dizinoff«, sagte sie, »ich bin Laura Stern.«
Die Verwandlung, die über meinen Sohn kam, war wie im Comic. Er machte große Augen, sein Mund öffnete sich, er atmete schnaufend durch die Nasenlöcher aus, so als sei ihm gerade die Jungfrau Maria in einem Stück Butter erschienen. Vorsichtig setzten die beiden ihre Palette auf der Arbeitsfläche ab. Ich stellte meine Tasse hin und half Malva.
»Hallo«, flüsterte Alec und räusperte sich.
»Wie geht es dir?«
»Gut.« Mein Sohn sah immer noch aus wie eine Comicfigur. »Wie geht’s dir?«
»Mir geht’s prima«, sagte sie. »Gerade wieder zurück. Ich glaub, ich hab dich seit der Grundschule nicht mehr gesehen.«
»Kann gut sein«, sagte er.
»Was siehst du mich so an?«
»Wie denn?«
»Als hättest du ein Gespenst gesehen.« Diese erwachsene Frau zog meinen zwanzigjährigen Sohn auf.
»Es ist … weißt du«, hob Alec an, »es ist nur so lange her.«
»Ich weiß. Was hab ich verpasst?«
»Verpasst?«
Sie versuchte es noch einmal. »Was war bei dir los, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben?«
»Oh. Eine Menge, glaub ich.«
»Die Pubertät?« Ich traute meinen Ohren nicht. Mein armer Junge wurde dunkelrot, Laura sah es und ruderte zurück. »Und Highschool und College und so weiter …«
»Genau genommen mache ich in letzter Zeit … hm … Kunst.«
»Wirklich? Was für Kunst? Wo arbeitest du?«
»Ölgemälde hauptsächlich. Ich hab … ich hab ein Atelier über der Garage bei meinen Eltern, da arbeite ich seit einem halben Jahr …«
»Du machst Witze. Das ist ja toll.«
»Von wegen, ich mein, kein Witz.« Sie standen immer noch an der Arbeitsplatte. Ich sah den beiden zu, zwang mich, sie nicht zu unterbrechen. »Außerdem unterrichte ich Ölmalerei am Red-Barn-Kulturzentrum und bin auf der Suche nach einer Galerie, die mich vertritt. Irgendwo in der Stadt vielleicht. Es ist nicht leicht, jemanden Gutes zu finden, aber es gibt ein paar Künstlerkooperativen in Piermont …«
»Das ist großartig, Alec«, sagte Laura und berührte ihn ganz kurz am Arm. »Wirklich.«
»Ach, na ja, so wild ist es nun auch wieder nicht«, sagte er, wurde aber rot. Laura stützte sich mit den Unterarmen auf die Arbeitsfläche, und Alec tat es ihr nach. Auf die
Weitere Kostenlose Bücher