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Die Freundin meines Sohnes

Die Freundin meines Sohnes

Titel: Die Freundin meines Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Grodstein
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Internist.«
    »Aber du machst auch Chirurgie, oder?« Es klang hoffnungsvoll. »Ab und zu mal?«
    Ich zuckte mit den Achseln, ließ ihn glauben, was er wollte, und aß einen Bissen von meiner Pasta e fagioli. Aus dem Augenwinkel sah ich meine Mutter in ihrer Suppe stochern, ich dachte daran, mich zu ihr zu setzen, mit ihr zu reden.
    »He, kennst du irgendwelche alleinstehenden Frauen?«, fragte Norm, nachdem ich unter seinen Augen einen großen Bissen heruntergeschluckt hatte.
    »Wie bitte?«
    Norm hob die Schultern und ließ sie dann dramatisch sinken. »Ich suche nach einer netten Frau, mit der ich ausgehen kann, Peter. Ich werde bald fünfzig. Ich finde, ich brauche eine nette Frau, die sich um mich kümmert.«
    Ich war überrascht. Ich hatte immer angenommen, Norm wäre schwul, hatte allerdings auch nicht mehr als eine Handvoll Male in meinem Leben darüber nachgedacht. »Du meine Güte, Norm«, sagte ich. »Leider nein.«
    »Niemanden?« Mit seinen runden, wässrigen Augen sah er mich enttäuscht an. »Aber du bist Arzt, Peter. Du lernst doch dauernd neue Leute kennen.«
    »Ganz so ist es mit den Patienten nicht, die in meine Praxis kommen. Ich komme ja nicht wie im normalen Leben mit ihnen zusammen.«
    »Aber du kennst doch sicher Krankenschwestern?«
    »Norm, ich …«
    »Was ist mit ihr hier, da drüben?« Norman wies mit seinem Löffel an meiner Schulter vorbei. »Wer ist das Mädchen?«
    O nein, verschon mich. »Also, Norm, die ist ein bisschen jung für dich, meinst du nicht?«
    »Aber wer ist das?«, fragte er. »Sie ist so hübsch .«
    »Sie heißt Laura Stern. Sie ist eine alte Freundin der Familie. Erinnerst du dich an Joe, meinen Kumpel aus dem College? Sie ist seine Tochter.«
    »Ist sie ledig?«
    »Norm, sie ist nicht …«
    »Meinst du, du könntest mich ihr vorstellen?«
    »Ich glaub nicht, dass das richtig wäre, Norm. Für so etwas ist hier nicht der richtige Rahmen.«
    »Aber wenn sie eine alte Freundin der Familie ist, wie du sagst?«
    »Norm, ich weiß, es ist …« Und dann hätten wir es fastverpasst, weil es so schnell ging: Laura und Alec drückten die Lippen aufeinander und waren im nächsten Moment schon wieder auseinander. Sie taten es vor Phils und Lindseys Augen, vor unser aller Augen, und dann, keine zwei Sekunden später, taten sie es wieder. Meine Arme und Beine wurden zu Eis. Sie küssten sich. Mein Sohn und Joes Verbrechertochter. Und sie küssten sich nicht so leidenschaftlich wie zwei Menschen, die sich gerade ineinander verlieben – schlimmer, viel schlimmer: Sie küssten sich wie zwei, die sich gut kannten. Wie zwei, die sich bereits seit Ewigkeiten küssten. Wie war es möglich, dass ich das nicht bemerkt hatte? Wie hatten sie das gemacht?
    »Das darf nicht wahr sein, Peter, sie ist Alecs Freundin ?«, sagte Norm. »Warum hast du nicht gleich gesagt, dass sie seine Freundin ist?« Wenn nicht meine ganze Familie mit in diesem Raum gesessen hätte, hätte ich Normans Gesicht in meinen Suppenteller getunkt und ihn still und leise ertränkt.
    »Peter, wenn sie Alecs Freundin ist, hättest du mir das doch sagen können. Ich hätte doch nichts gesagt, ich fand sie bloß irgendwie scharf …«
    »Sie ist nicht seine Freundin«, sagte ich zischend. Dann stand ich abrupt vom Tisch auf, rempelte kräftig gegen Norms Stuhl und ging zum Buffet.
    »Aber Pete !«, rief er mir erzürnt nach. »Warum hast du …«
    Manicotti, Rigatoni, Huhn Parmigiana – Huhn Parmigiana ? Meine Eltern hatten fünfzig Jahre lang einen koscheren Haushalt geführt! –, ich ballte meine Fäuste so fest, dass es wehtat. Ich drehte den Kopf, als Laura Alec zufällig gerade mit ihren schmalen Fingern, mit dem Perlenring, das Haar glatt strich, ballte vor einem Tablett mit getrockneten Knoblauchknollen die Fäuste noch fester.
    »Alles klar bei dir, Schatz?« Elaine, meine sanfte, geschmackvolle Frau hatte den Arm um mich gelegt.
    »Nein«, sagte ich. »Eigentlich nicht.«
    »Möchtest du nach Hause fahren? Wenn du möchtest, können wir bestimmt gehen.« Sie behielt den Arm um meine Taille. »Das ist in Ordnung.«
    »Ich kann nicht.«
    »Klar kannst du.«
    »Elaine …«
    »Wenn du gehen möchtest, gehen wir.«
    Und den Trottel geben. Phil eine glänzende Gelegenheit verschaffen, seine brüderliche Überlegenheit herauszukehren. Und Alec den klebrigen Fangarmen dieser Kinderschänderin überlassen. Und meine halbgelähmte Mutter vor ihrer unkoscheren Mahlzeit sitzen lassen.
    »Ich möchte nach Hause«, sagte

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