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Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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versucht, die Kruiderrie schließen zu lassen, indem er darauf verwiesen hatte, dass es generell verboten werden sollte, dass „ausländisches Pack wie die Schlitzäugige sich in Emden breitmache“. Aber da Inken den Krämerladen ordnungsgemäß gemeldet hatte und allen Verpflichtungen nachkam, hatten seine Bemühungen nicht gefruchtet.
    „Dieser Schweinehund hat überall herumerzählt, ihr hättet euch aus Angst vor ihm heimlich bei den Holländern eingekauft“, schnaubte Bonné.
    „Der soll sich nur nichts einbilden“, regte sich Tjalda auf. „Er hätte uns sicherlich keine Anteile an seinem Kahn erwerben lassen. Neehus ist doch so reich, der befrachtet sein Schiff ja fast alleine. Außerdem habe ich nichts verheimlicht. Ich bin nur nicht gleich zu dem Halunken hingerannt und habe ihm mein Tun auf die Nase gebunden.“
    „Dieser Neehus ist ein Widerling“, ließ sich Bonné vernehmen, „und zudem noch ein Geizkragen! Säuft den billigsten Wein der Stadt und hortet sein ganzes Geld. Ihr glaubt doch wohl nicht, dass schon irgendeiner von dem einmal ein Trinkgeld bekommen hat.“ Er hob bekräftigend den Zeigefinger. „Jahrelang bin ich mit meinem Traubensaft durch die Lande gezogen, aber an seiner Tür gab es nicht einmal an heißen Sommertagen einen Becher Wasser für mich.“
    Das Gespräch über Reemt Neehus kam zum Erliegen, als endlich das Zeichen für die Abfahrt gegeben wurde.
    Die Maisje , ein ehemaliger englischer Ostindienfahrer, war 150 Fuß lang und 38 Fuß breit. Sie war mit 36 Kanonen ausgestattet und besaß damit die Feuerkraft einer mittelgroßen Kriegsfregatte. Unter der Besatzung von 118 Mann befanden sich außer dem Kapitän und den Kaufleuten, die am Zielort die Geschäfte abzuwickeln hatten, ein Schiffsprediger, ein Arzt und natürlich die Offiziere und Matrosen aus Holland und Ostfriesland. Der Schiffsjunge wäre beim Einzug aufs Schiff, nachdem er von einem Matrosen geschubst worden war, fast ins Wasser gefallen und sorgte für allgemeines Gelächter.
    Ganz zum Schluss wurde unter lauten „Aahs“ und „Oohs“der Schatz , mehrere Holzfässer, die bis zum Rand mit silbernen Münzen gefüllt waren, in die Frachträume der Maisje eingelagert.
    „Und immer noch nehmen die Chinesen nur Silber zum Tausch“, sinnierte Sumi. „Sie sind sich selbst genug und brauchen keinerlei fremde Waren. Was soll nur werden, wenn die Teekäufer einmal nicht mehr bereit sind, ihr Silber zu opfern? Wie lange werden sie es noch hinnehmen, dass ihnen die Bedingungen für den Kauf des Tees von den Chinesen vorgeschrieben werden? Diese Frau kennt die Herzen der Europäer, und sie sorgt sich um ihre Heimat.“
    Die Gedanken der Chinesin wurden jäh unterbrochen. „Es geht los“, schrie ein Mädchen und hüpfte von einem Bein auf das andere.
    Leben kam in die Schar der Wartenden. Die Menschen drängten sich nach vorn, um nur ja nichts zu verpassen.
    Als der alte Ostindienfahrer die Anker gelichtet hatte, stimmte die Schar am Ufer ein Abschiedslied an, und für einen kurzen Augenblick kam die Sonne durch und glitzerte auf dem Wasser. Sie tauchte die Maisje in ein sanftes Licht, so dass sie schön und eindrucksvoll wirkte, als sie sanft und hoheitsvoll aus dem Hafen glitt. Einige Frauen und Kinder weinten um ihre Männer und Väter, die so lange fort sein würden. Sie alle schauten dem Schiff so lange nach, bis die Segel nicht mehr zu sehen waren. Viele erschauerten und wurden von Fernweh gepackt. Und Inken sprach aus, was sie dachten: „Wie wunderbar muss es sein, einmal alles hinter sich lassen und mit einem Schiff in eine andere, fremde Welt reisen zu können.“
Von gutem Tee und schlechten Nachrichten
    Tjalda hatte darauf bestanden, die Heimreise mit der Kutsche anzutreten, zumal Wiebke, die gute Seele, ihnen versprochen hatte, den Laden noch einen Tag länger zu hüten. „Hin über See, zurück über Land! Sumi, dieses arme Menschenkind, hat in all den Jahren ja nichts anderes als Hafenstädte und Wasser gesehen“, befand sie.
    Doch die Rückreise nach Emden wurde ihnen lang, und Bonné klagte wehleidig über Schmerzen im Rücken und am Gesäß.
    „So schnell bekommt ihr mich nicht wieder in eine Kutsche, Mädchen. Das ist ja kein befahrbarer Weg, sondern eine einzige Aneinanderreihung von Erdkuhlen.“
    „Na, es werden sich schon keine Schwielen an deinem Gesäß bilden“, frotzelte Tjalda. „Sei froh, dass wir dich mitgenommen haben. Aber wenn das mit deiner Meckerei und schlechten Laune nicht

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