Die Füchsin
dir sagen, daß ich nicht ganz naiv bin.« Er zog sie neben sich auf das Bett und begann den Kamm durch ihr Haar zu ziehen. »Und wenn ich ablehnte – würde das mein Leben garantieren? Ich glaube nicht. Auch ein geschickter Dolch in der Menge könnte seinen Zweck erfüllen. Bei einem Turnier habe ich Sweyn auf meiner Linken, Aubrey zur Rechten und Thierry und Alun in der Nähe; und wenn es Dutzend Mal zuvor auf dem Schlachtfeld funktioniert hat, gibt es keinen Grund zu der Annahme, es würde auf einem Turnier nicht funktionieren.«
Sie leistete Widerstand mit dem Kopf gegen das Zerren des Kamms und fühlte, wie seine Hand folgte, glättend, besänftigend. Männer! dachte sie voll Verachtung. Bereit, zu sterben für die Kunst, ihre Fertigkeit beim Töten unter Beweis zu stellen, und das nennen sie dann Ehre! Nichts als Kampfhähne, die ihre schönen Federn zeigen wollen. Sie sah noch die Glut in Adams Augen, als er zu ihr gekommen war, hörte das Lachen seiner Männer.
Adam legte seine Hand auf den Bogen ihres Kinns und drehte ihr Gesicht zu sich her. Sie blickte nach unten, aber er verstärkte den Druck und zwang sie, seinem Blick zu begegnen. »Schau, Liebste, natürlich gehe ich ihm aus dem Weg, so gut ich kann, das schwöre ich dir. Nicht, weil ich ihm nicht den Kopf vom Hals schlagen will – es gibt nichts, was ich lieber tun würde. Aber ich kann nicht meine persönliche Feindschaft zwischen mich stellen und das, was ich hier für Henry tun muß. Es wird alles gut gehen, das verspreche ich dir.«
Sie schüttelte den Kopf, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Du sturer, dickschädeliger –«
»Was bin ich denn in deinen Augen? Einer, der nach seinem eigenen Schweif jagt?« schlug er vor, mit hochgezogener Braue, und senkte dann seinen Mund auf den ihren.
»In Gottes Namen, Adam, treib es nicht zu weit«, flüsterte sie an seinem Mund. »Wenn ich dich verliere, sterbe ich.«
Z WANZIGSTES K APITEL
Schauplatz für Geoffreys Turnier war ein großes grünes Feld dicht außerhalb der Stadtmauer, und hier versammelte sich schon bald nach dem Morgengrauen der Hof, sei es, um dem sportlichen Ereignis zuzusehen, sei es, um Vorbereitungen für die Teilnehmer und Zuschauer zu treffen. Der frühe Märzmorgen war mild und versprach einen warmen Tag, und obwohl überall Pelzmäntel und -Jacken zu sehen waren, bestand dazu eigentlich kaum eine klimabedingte Notwendigkeit. Wenn sich die Leute um offene Kohlenpfannen versammelten, dann eher, weil sie als weithin sichtbare Treffpunkte dienten, wo man die kommenden Kämpfe besprechen konnte.
Heulwen hörte das fröhliche Geplauder rings um sich und war sich selbst eines übermächtigen Gefühls aus Sorge und Isolation bewußt. Sie versuchte, zu lächeln und eine der Welle der allgemeinen Begeisterung entsprechende Haltung zu zeigen. Ja, bestätigte sie der Frau eines Adligen, das Wetter sei schön und der Sport sei es wert, daß man die Veranstaltung als Zuschauer besuche. Sie kaufte bunte Bänder von einem fliegenden Händler, um sie um Adams Lanzenschaft zu binden, klatschte pflichtbewusst, lachte über die Possen eines Tanzbären und gab vor, mit aufmerksamem Vergnügen der Ballade eines wandernden Lautenspielers zuzuhören. Ihre Lippen waren bald steif vom erzwungenen Lächeln, und ihr Schädel schmerzte, wo sie doch nichts sehnlicher wünschte, als davonzurennen, ihren Gatten mit sich zu zerren und erst dann zu ruhen, wenn sie den sicheren Hafen ihrer walisischen Marken erreicht hatte.
Sie schaute sich nach Adam um, über die weite Fläche jungfräulichen Grases, das in Kürze aufgewühlt sein würde. Er stand mit dem Grafen drüben an Geoffreys Pavillon. Sie sah Austin, der seinen Blick zwar auf Lyard richtete, sein Hauptinteresse aber für eine Tänzerin reservierte, die mit einem Tamburin spielte und ihm ihre braunen Beine entgegenstreckte. Ein Gassenjunge fütterte den Hengst mit einem runzeligen Apfel. Austin schaute sich um, nahm es wahr, lehnte sich dann wieder gegen einen der Pfähle, die das Zelt stützten, und verschränkte die Arme.
Adam kam aus dem Zelt, im Gespräch mit Geoffrey von Anjou. Er zeigte auf den Helm, den der junge Mann unter dem Arm trug, und machte eine Bemerkung darüber. Geoffrey lachte und antwortete etwas, dann blieben beide stehen und prüften und bewunderten Adams kräftigen fuchsbraunen Hengst. Der Straßenjunge verdrückte sich. Adam zog Austin ins Gespräch, verabschiedete sich vorläufig von Geoffrey, löste Lyard vom
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