Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
Aubrey drückte sich an die Wand und rutschte seitwärts daran entlang, zog dabei sacht seinen Dolch.
    »Geh weg vom Fenster«, befahl eine herrische, schläfrige Stimme aus der Tiefe des Raums. »Es sind nur die Katzen.«
    Der Laden fiel zu. Aubrey schoß aus den Schatten, packte den Mann, der sich unter der zurückgesetzten Haustür verborgen hatte; uns setzte ihm die Klinge an die Kehle. »Wo ist Lady Heulwen?« zischte er.
    Thierrys Kehlkopf bewegte sich unter dem Dolch. Ein Schauder lief durch seinen Körper, und sein ganzes Gewicht schien gegen Aubrey zu sacken. »Dit Alisande«, krächzte er.
    »Lauter, Hurensohn. Ich kann dich nicht hören.«
    Thierry lachte. Das Geräusch wurde zu einem erstickter Gurgeln, und Aubrey merkte erst nach einer Weile, daß aus seinen Händen nicht Regen, sondern warmes Blut war und daß der Mann, den er in Schach hielt, schwer, wenn nicht tödlich verletzt war.
    »Draußen auf mich gewartet …« gurgelte Thierry. »Wollte davonrennen … Zuviel getrunken. Man kann nicht immer gewinnen … Sie ist auf der Alisande  …« Das letzte Wort war ein kaum verständliches Husten, dann verstummte er.
    »Jetzt hör mir gut zu, du pockennarbiger Angeviner –« Thierrys Kopf war zur Seite gefallen, und Aubrey erkannte, daß er tote Last im wahrsten Sinne des Wortes in den Armen hatte. Ein gepresster, leiser Fluch kam von seinen Lippen. Die Kopfhaut prickelte. Er befand sich in einer dunklen Gasse mit einem Erstochenen, und alles wies daraufhin, daß er ihn ermordet hatte. Er lehnte sich gegen die Tür und strengte alle seine Sinne an: Schweigen, doch das hieß noch lange nicht, daß er sicher war.
    Seiner Wachsamkeit hatte er die Warnung gerade noch in letzter Sekunde zu verdanken: genügend Zeit, um die Richtung zu fühlen, aus der der Angriff kam, und Thierrys Leichnam gegen die dunkle Gestalt zu schleudern, die sich ihm näherte, die versuchte, ihn anzugreifen! Er hörte ein überraschtes Grunzen, sah das schwache Blitzen von Licht auf einer Messerklinge und rannte seitwärts aus der Gasse, die ihm zwar den Rücken deckte, aber keinen Bewegungsspielraum bot. Jetzt steckte er den Dolch in die Scheide am Gürtel und zog das Schwert, daß das Metall rau zischte.
    Sein Angreifer machte einen Satz und hieb nach ihm mit dem Dolch. Aubrey fühlte, wie die Spitze in seinen Kettenpanzer drang, aber die Rüstung war aus feinstem, dreifachem Kettenzeug, und die einzelnen Ringe hielten dem Dolch stand. Er versuchte, mit dem Schwert auszuholen, doch eine Faust mit Kettenhandschuh traf gegen die Seite seines Kopfes, ließ ihn taumeln, und der lange Dolch blitzte wieder, wobei er diesmal nicht nach seinem Körper, sondern nach seiner Kehle zielte.
    Aubrey bekam den Arm gerade noch rechtzeitig hoch, und wieder rettete ihn die Rüstung vor dem sicheren Tod, aber er war noch benommen, seine Sicht und seine Reflexe waren behindert. Licht kam von irgendwoher, so daß er die Pupillen zusammenziehen mußte und einen Augenblick seinen Angreifer sehen konnte, der nach oben schaute, wo wieder ein Fensterladen geöffnet worden war. Er erkannte einen von Warrins Leuten.
    »Ihr Besoffenen, rauft gefälligst vor einer anderen Tür!« kreischte die Frau mit dem langen, dunklen Haar und begleitete ihre Beschimpfungen mit dem sehr gezielten Ausleeren eines Nachttopfes. Der andere Mann zog sich augenblicklich zurück. Aubrey brachte sein Schwert in Position und stieß es dem anderen in die Rippen, mit aller Kraft, die er aufbringen konnte. Er hörte, wie die Luft aus seiner Brust entwich, und war auch schon über ihm, packte ihn am regen- und uringetränkten Haar, riß seinen Kopf zurück und drückte die Spitze des Schwerts gegen die helle Haut am Hals. Über ihm schrie die Frau noch ein paar Verwünschungen und schlug den Fensterladen wieder zu.
    Mehr Schritte in der Dunkelheit, im leichten Lauf, Stimmen, die von den Wänden zurückgeworfen wurden. Aubrey atmete heftig durch den Mund und starrte in ihre Richtung. Das Licht von Fackeln fiel auf die Wände der Gasse, Pferdehufe waren auf den Steinen zu hören, gedämpft durch den Schlamm. Das Ganze sah aus wie eine Szene aus der Hölle.
    Er stieß einen großen Seufzer der Erleichterung aus, und die Wildheit wich aus seinem Gesicht, als er erst den Rotfuchs und dann den Reiter, seinen Herrn, erkannte. Sweyn und Austin waren bei ihm, dazu ein Dutzend Mann zu Fuß. »Man hat sie auf ein Schiff oder Boot mit Namen Alisande verschleppt«, erklärte Aubrey unter

Weitere Kostenlose Bücher