Die Füchsin
bis dahin gebracht hatte, beobachtete er den sich windenden Warrin, zog sein Schwert und brachte ihn zum Schweigen, als er die Klinge gegen seine Kehle drückte und sich darauf stützte, bis die Spitze Warrins Luftröhre durchdrang, Haut, Knorpel und Knochen und zuletzt auf den nassen Steinen des Bodens leise knirschte. Nachdem er ihn sterben gesehen hatte, riß Adam die Klinge heraus, wischte sie sorgfältig an Warrins durchnässtem Hemd ab, steckte es, ohne zurückzublicken, in die Scheide und ging auf Heulwen zu.
Austin schaute mit großen, runden Augen zu. Sweyn, der etwas mehr praktischen Sinn bewies, stieg vom Pferd. »Komm, Junge.« Er bewegte den Kopf in Richtung auf den Erschlagenen. »Hilf mir, diesen Fisch dahin zu bringen, wo er hergekommen ist. Wir können ihn nicht mitten auf der Straße liegenlassen.«
Adam kniete sich neben seine Frau. »Heulwen?« fragte er vorsichtig tastend und suchte zugleich nach Anzeichen für eine Verletzung. Seine Lippen pressten sich zusammen, als er die roten und blauen Fingerabdrücke an ihrem Hals sah. Auch weiter unten an der Taille und der Hüfte hatte sie Blutergüsse. Er schluckte Säuerliches, das in ihm hochgekommen war, und hob sie ein wenig, drückte sie an sich und wußte, daß er Warrins Tötung nicht als Sünde betrachten konnte.
»Sweyn, gib mir eine Decke«, sagte er über die Schulter.
Heulwens Kehle bewegte sich. Ihre Lider zitterten und öffneten sich halb. Sie fühlte einen starken Arm, der ihren Kopf stützte, und einen anderen um ihre Schulter, aber Warrin war immer schon einmal sanft und einmal grausam gewesen, und sie wußte auch noch, daß er vorhatte, sie zu töten. Sie versteifte und wehrte sich.
»Lieg still, du bist ja in Sicherheit«, hörte sie Adams Stimme sagen, ruhig und gelassen und vertraut.
»Adam?« Sie wich unwillkürlich ein wenig zurück, um in sein Gesicht zu schauen und feststellen zu können, daß ihr die Phantasie keinen Streich spielte. Umgeben vom Licht der Fackeln sah sie die golden-haselnußbraunen Augen und das dichte, bronzebraune Haar. Sie berührte sein Gesicht und schaute sich überrascht um. »Wo ist Warrin?«
Der Arm, der sich um ihre Schulter gelegt hatte, spannte sich an. »Tot«, sagte er mit strenger Genugtuung.
»Tot?«
»Tot«, wiederholte er und ließ das Wort wie einen schweren Körper in den Fluss fallen, dann nahm er die Decke, die Sweyn gefunden hatte, wickelte sie darin ein und dann in seinen eigenen pelzbesetzten Umhang.
Heulwen schloß die Augen; ihr wurde elend, und sie war unendlich müde. »Er wollte wissen, warum wir in Angers waren«, sagte sie mit schwacher Stimme, als sie Lyard bestiegen hatten und sie von ihm in den Sattel gehoben worden war. »Aber ich habe es ihm nicht gesagt.« Ihre Zähne klapperten. Sie wandte ihr Gesicht seiner Tunika zu und hing dann an ihm wie ein Kind, das von einem Alptraum geplagt wird. Adam küßte ihre Stirn und blinzelte mehrmals, ehe er Lyard zu einem sanften Gang antrieb.
Die Leute aus der Gegend versammelten sich unten bei den Docks, um zu sehen, was dort los war, und versuchten, die brennende Kogge zu retten. Das Feuer war schon fast erloschen. In Gedanken sah Heulwen noch, wie sie die Flasche Aqua vitae ins Feuer geworfen hatte, und drückte wieder zitternd ihre Wange gegen den kalten, nassen Samt von Adams Tunika. Ihre Finger klammerten sich in den Stoff, bis sie sich verkrampften, während sie sich bemühte, all die anderen Dinge nicht zu sehen. Adams Stimme war sanft, zitterte wohl auch ein wenig, und obwohl sie ihr Trost gab, schien sie vom anderen Ende einer weiten Halle mit vielen Echos zu kommen, und die Erinnerung an Warrin schien wirklicher als Adams Stimme …
V IERUNDZWANZIGSTES K APITEL
T HORNEYFORD S OMMER 1127
Adam umklammerte seinen Gürtel mit den Fingern und betrachtete das Mosaik, an dem die zwei Handwerker so mühsam und sorgfältig arbeiteten. Es war eine Kopie des Mosaiks in der römischen Ruine im Wald hinter Rhaeadr Cyfnos, wobei er ein paar Änderungswünsche vorgebracht hatte, und wenn es einmal fertig war, würde es Thorneyfords hintere Terrasse von einem rein funktionellen Kräutergarten in einen schönen Sitzplatz für warme Sommerabende verwandeln.
Jetzt ging er zurück zu dem alten Rasenplatz und betrachtete das Mosaik aus einem anderen Blickwinkel. Es waren die Farben des Herbstes: Cremeweiß und Bronze, Rotgelb, Golden und Braun. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auch seine Frau, die mit dem Gärtner die Lage des
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