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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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ritt er mit den Männern aus auf eine weite Patrouille. Nach ein paar Meilen hielt er in einem Dorf an, sprach mit dem Vogt und ließ sich von der strahlenden, aufgeregten Frau einen Becher frisches Ale geben; dann ritt er weiter. Das weite, offene Land und die seidige Decke des edlen Hengstes beruhigten ihn. Er zügelte ihn hinauf zur Kuppe von Thorneyford Dyke, schaute hinüber nach Wales und sog tief die frische Frühlingsluft ein.
    Dann stellte er fest, daß er sich wünschte, Miles sei noch am Leben. Ihm hätte er sich anvertrauen können. Guyon hatte Heulwens eigene Mutter bei Vergewaltigung und Mord verloren, und Heulwens Situation war der seinen so nahe, daß Adam es nicht wagte, das Thema anzuschneiden. Sicher, Gräfin Judith würde ihm einen vernünftigen Rat geben in ihrer üblichen, geraden und ehrlichen Art, aber gerade das war es, was er jetzt nicht vertragen konnte. Alles, was Miles ihnen hinterlassen hatte, war die Wolfsbrosche – ein Licht in der Dunkelheit, aber ein Licht sagte einem nicht, welchen Weg man wählen sollte, es erhellte nur den Weg, den man gewählt hatte.
    Er ließ die Zügel locker und Lyard oben auf dem Grad des Berggipfels gemächlich dahintrotten; dabei überprüfte er den Zustand der Grenzanlagen. Nicht, daß er befürchtete, in diesem Jahr mit den Walisern Schwierigkeiten zu bekommen: Es hieß, daß Rhodri ap Tewdr die Tochter eines anderen walisischen Lords heiraten würde. Adam fragte sich, ob die Gerüchte der Wahrheit entsprachen und ob ein solcher Schritt das derzeitige noch unerprobte Gleichgewicht an der Grenze ändern konnte … Das war immerhin eine Möglichkeit: sich mit politischen Gedanken abzulenken, wenn ihm die Gedanken an seine Frau zu weh taten.
    Er ritt am Dyke entlang, um ein als Fort ausgebautes Gutshaus zu besuchen, das von einem seiner Vasallen bewohnt wurde, und setzte sich, um mit dem Mann zu essen, während sie die Notwendigkeit besprachen, ein Stück des Waldes abzuholzen und umzupflügen. Dann lehnte er die Einladung zur Jagd ab und machte sich auf den Rückweg nach der Burg.
    Es war kurz vor der Vesper, als er in den Burghof einritt, und obwohl die schrägen Sonnenstrahlen noch wärmten, fühlte er ein frostiges Prickeln an seinem Rückgrat, als er vom Pferd stieg.
    Er wollte den Stallmeister fragen, ob etwas nicht in Ordnung sei, entschloß sich aber dann, es nicht in aller Öffentlichkeit abzuhandeln, und eilte auf die Halle zu. Kein Zeichen von Heulwen oder Elswith. Brien, sein Kammerdiener, beschäftigte sich an einem Tisch mit Kerzenstöcken, die er zur Benutzung vorbereitete, aber als er Adam hereinkommen sah, stand er auf und ging rasch zu ihm hin.
    »Lady Heulwen ist krank geworden, als Ihr aus wart, Mylord.« Er schaute Adam besorgt an. »Wir wußten nicht, wohin Eure Patrouille ging, also haben wir sie einfach ins Bett gelegt, und meine Frau hat den Entschluß gefaßt, Dame Agatha aus dem Dorf heraufzuholen.«
    Die Nachricht traf Adam wie ein wohlgezielter Stein an den Kopf. Dame Agatha als ortsansässige Hebamme und erfahrene Geburtshelferin war ein häufiger Gast bei den Frauen der Burg. Adam kannte sie praktisch seit seiner eigenen Geburt. Mit weißem Gesicht schubste er den Kammerdiener zur Seite und nahm immer zwei Stufen zum Turm gleichzeitig.
    Dame Agatha kam gerade aus dem vorderen Raum heraus; die gemütlichen Falten ihres Gesichts waren von einem etwas überraschten Ausdruck verzogen, als sie ihre Hände an einem Stück Leinen abtrocknete. Wie alles andere an ihr waren auch sie rosig, dicklich und geschickt. »Lord Adam«, sagte sie verteidigend, trat ihm in den Weg und zwang ihn, stehenzubleiben auf seinem Weg ins Schlafgemach.
    »Wo ist meine Frau? Was ist geschehen?« Er starrte auf den zugezogenen Vorhang hinter ihr.
    »Beruhigt Euch, Mylord. Es ist nicht so schlimm.« Ihr Französisch war von einem starken englischen Akzent beherrscht und mitunter nur schwer verständlich. Er mußte sich konzentrieren, und das brachte ihn gänzlich aus der Fassung. Er atmete einmal kräftig durch und versuchte, Geduld zu bewahren. »Sie schläft jetzt, ich habe ihr ein Mittel gegeben. Was sie braucht, ist viel Ruhe, mit hochgelegten Füßen. Die Blutung hat aufgehört, aber sie muß sehr vorsichtig sein.«
    »Blutung?« wiederholte Adam mechanisch und war plötzlich von dem fürchterlichen Gedanken gefangen, Heulwen könnte vielleicht versucht haben, sich das Leben zu nehmen, während er aus dem Haus war. »Wie meint Ihr das?«
    Dame Agatha

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