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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Ziegelstein, und die Decken waren bis an ihr Kinn hochgezogen. Das Licht im Raum war schwach und grau: Sie konnte nicht erkennen, ob es Morgen war oder Abend, wußte auch nicht, warum sie im Bett lag. Und dann schmerzte ihr Bauch wieder wie in den letzten Wochen, brachte die Erinnerung zurück, und sie drehte angeekelt den Kopf auf dem Kissen – und schaute direkt in Adams Augen. Es war, als hätte er sie geschlagen, und sie zuckte zurück mit einem kleinen Schrei wie ein verwundetes Tier.
    Auch Adam zuckte zusammen, dann beugte er sich rasch mit einem unterdrückten Fluch über das Bett und nahm sie in seine Arme. »Heulwen, nicht.«
    Tränen stiegen ihr in die Augen, die davon überliefen. Durch einen Schleier konnte sie sehen, daß Adam ebenfalls weinte. Er fluchte noch einmal, strich sich mit dem Ärmel übers Gesicht und stand auf, um sich die Flasche mit Aqua vitae zu holen. Heulwen sah zu, wie er zitternd einen Schluck in einen Becher schenkte, sah, wie die feinen rötlichen Haare auf seinem Handgelenk im Licht golden erschienen. Der Geruch des Alkohols war stark und mehr, als ihr Magen vertragen konnte, und in einer plötzlichem heftigen Bewegung beugte sie den Oberkörper aus dem Bett, griff nach dem Nachttopf und übergab sich unter heftigem Würgen.
    Adam stellte rasch Flasche und Becher ab und war bei ihr, wußte aber nicht, was er tun sollte. »Soll ich Elswith schicken, daß sie Dame Agatha holt?« fragte er besorgt.
    Heulwen schüttelte den Kopf. Ihr Gesicht klebte vom kalten Schweiß, die Farbe ihrer Haut war erschreckend. »Es war nicht das«, sagte sie schwach und unter Keuchen. »Es ist das Aqua vitae … Warrin hat mich gezwungen, zu trinken, bevor er …« Sie brach ab und bekam wieder einen Würgekrampf.
    »Jesus Christus!« Adam hielt ihren zitternden Körper und umarmte sie, bis die Krämpfe nachließen. Dann lehnte sie sich müde und erschöpft gegen ihn.
    »Damit habe ich das Schiff in Brand gesetzt«, schluckte sie. »Ich habe die Flasche in die Kohlenpfanne geworfen, als ich meine Chance sah …«
    »Still, Liebes.« Er drückte ihre Schultern, küßte ihr strahlendes Haar.
    »Du hast mich nach Angers gefragt …«
    »Es ist jetzt nicht wichtig. Du darfst dich nicht anstrengen.«
    Sie hörte den Unterton von Entsetzen in seiner Stimme und fragte sich, ob er ihr galt oder ihm selbst. »Aber es ist wichtig«, beharrte sie. »Ich habe versucht, es zu verdrängen, doch jetzt kann ich es wohl nicht mehr, oder?« Sie legte ihre Hand auf den Bauch, hielt gelegentlich inne, um neue Kraft zu schöpfen, wenn der Bericht zu schmerzhaft wurde, aber sie erzählte ihm alles.
    Adam hörte zu, hin- und hergerissen von Mitleid und Liebe und einer Wut, die zu tief saß, als daß man sie durch körperliche Bewegungen hätte ausdrücken können. Er war wie gelähmt; sein Wutgeschrei hallte im Innern seines Kopfes. Als sie am Ende war, herrschte absolute, erschreckende Stille im Raum.
    »Ich rechne nicht damit, daß du das Kind anerkennst«, flüsterte sie, als er nichts sagte, sondern nur auf den Teppich an der gegenüberliegenden Wand starrte, als seien die Abbildungen darauf von größter Wichtigkeit.
    Langsam riß er den Blick davon los und richtete ihn auf Heulwen. »Es kann ebensogut meines sein wie das von Warrin«, sagte er tonlos. »Wir haben in Angers mehrmals miteinander geschlafen – und nicht nur das.« Er schnitt eine Grimasse, als er sich erinnerte.
    »Ja.« Heulwen wandte sich wieder ab. »Es ist die Ungewissheit, die mich so bedrückt. Dame Agatha hat gesagt, ich darf nicht mehr reiten und die Treppe rauf- und runterlaufen, wenn ich das Kind behalten will. Also brauchte ich nur ihre Ratschläge zu missachten, wenn ich eine Fehlgeburt haben wollte.«
    »Nein!« fuhr er mit unwillkürlicher Gewalt dazwischen und ballte die Hände zu Fäusten. Dann beherrschte er sich wieder und sagte in ruhigerem Ton, aber mit nicht geringerem Nachdruck: »Nein, Heulwen. Meines oder Warrins Kind, es ist in beiden Fällen unschuldig. Was wäre, wenn dein Vater mich für die Sünden meines Vaters verantwortlich gemacht hätte? Wenn du mit Absicht dieses Baby verlierst, lädst du nur die eine Last ab, um eine noch viel schwerere zu tragen.« Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und stieß ein kurzes, bitteres Lachen aus. »Mein Gott, entschuldige mich, ich rede schon wie ein Pfaffe.«
    »Du hast das Recht dazu«, sagte sie, und ihre Lippen verzogen sich zur Parodie eines Lächelns. »Ich selbst könnte

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