Die Füchsin
daß Renard hinüber in den Waffenhof gegangen war. Er nickte in Richtung der drei Hengste und sagte: »Sie schickt sie als eine Art Entschuldigung. Sie ist beschämt und weiß, daß sie dich unfair behandelt hat.« Die Falten um Mund und Augen vertieften sich. »Sie ist natürlich ziemlich stur.«
»Hat sie dir sonst noch was gesagt?« Adam drehte sich zu Miles um. Die Sonne war in seinen Augen, so daß sie in der klaren, starken Farbe von Bernstein strahlten.
Miles breitete die Hände aus. »So viel wie jede Frau sagen würde. Eine vorsichtig bereinigte Version der Wahrheit, nehme ich an. Sie hat zum Beispiel nicht näher erklärt, was ihr beide mitten in der Nacht im Söller zu suchen gehabt hattet.«
Adam schaute ihn noch ein paar Sekunden lang wortlos an, dann senkte er den Blick auf das Grasbüschel, das zwischen seinen Fingern baumelte. »Wir sprachen noch über eine andere Sache, die Ralph betraf und bei der es eventuell um Betrug und Spionage gehen könnte. Heulwen macht sich Sorgen, und die übertrugen sich auf mich – so kam eines zum anderen. – Soll ich es dir erzählen, was meinst du? Das über Ralph?«
Adam warf das Grasbüschel weg und stand auf, in einer einzigen, gelenkigen Bewegung, um die ihn Miles beneidete. »Nein.« Er drehte den Arm, um einen Muskel zu lockern, und betrachtete die Pferde. »Jetzt noch nicht.«
Miles zuckte mit den Schultern und erhob sich erheblich mühsamer auf die Beine, wobei das Feuer der Schmerzen durch seine Knie fuhr.
Adam ging zu den drei Hengsten hin und begann sie mit erfahrener Hand und bewunderndem Blick zu inspizieren. Er streichelte Lyards Schnauze. Der Hengst bewegte den Kopf und ließ sich den Bissen geben. Adam nahm die Zügel und führte ihn in den Innenhof, während ihm ein tiefes Stirnrunzeln im Gesicht stand. Immerhin, er hatte seinen Waffenstillstand. Jetzt brauchte er nur noch den Anstand, ihr Entgegenkommen zu akzeptieren und die ganze Sache zu vergessen.
»Es ist wirklich schade«, fügte Miles hinzu und humpelte an seine Seite. »Wenn du nicht so eng mit ihr aufgewachsen wärst, hätte sie dir nicht die Fußangel ›Bruder‹ angehängt, denn meiner Meinung nach bist du viel besser geeignet, ihre Bedürfnisse zu erfüllen, als dieser gerupfte Gockel, den sie zu heiraten entschlossen zu sein scheint.«
Sie kamen an den Schatten der beiden Lagerschuppen vorbei, und Adam sah nicht den schnellen, berechnenden Blick, der in seine Richtung ging. Er wußte nur, daß auf seinen Armen eine Gänsehaut entstand, und die wurde nicht von den Schatten verborgen. Am liebsten hätte er die Faust gegen die Holzwand gedonnert und alles abgestritten. Aber er war nicht ihr Bruder und konnte es niemals sein. Sie kamen wieder ins offene Sonnenlicht. Miles betrachtete ihn mit versteckter Zufriedenheit, da sein Verdacht bestätigt wurde. Adam hatte kein Wort gesagt, aber wäre er nicht gebräunt gewesen von einem im Sattel verbrachten Sommer, sein Gesicht wäre aschgrau geworden. Jetzt berührte er sachte den Arm des jungen Mannes. »Geht es dir nicht gut?«
Adam zuckte. »Doch«, sagte er durch zusammengepresste Lippen, nahm die Zügel, setzte auf und trottete mit Lyard über den Innenhof zu einem Bündel zusammengestellter Lanzen an der Wand.
Die Männer hielten inne in ihren Schwertübungen und drehten sich um, schauten ihm zu. Aubrey trank wieder einen Schluck Wein aus dem Schlauch und gab ihn dann an Renard weiter, der jetzt ebenfalls bis zum Gürtel nackt war, ein Walfischknochenschwert in der Hand und dazu einen dreieckigen Schild.
Adam beugte sich über den Sattel und nahm eine der Lanzen, dann trottete er mit dem Rotfuchs hinüber zu der Stelle des Innenhofs, wo die Waffenspiele stattfanden.
Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schlenderte Miles auf die Männer zu und blieb neben seinem Enkel stehen.
»Er macht es im französischen Stil«, stellte Renard mit Interesse und jetzt auch etwas Neid fest, als Adam die Lanze unter den Arm klemmte und Lyard auf die Hinterhände erheben ließ.
»Weil es ein französischer Sport ist«, erklärte Aubrey. »Außerdem ist unter dem Arm besser als darüber. Man hat aus dieser Position mehr Stoßkraft.«
Renard schüttelte den Kopf. »Ich habe es versucht, aber bei Gott, es ist nicht leicht.«
»Schau lieber zu«, sagte Aubrey und bedachte ihn mit einem nachdrücklichen Blick. »Halt den Mund, schau zu und lerne, wie man es macht.«
Die Holzfigur war eine Traverse auf einem drehbaren Zapfen, mit einem
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