Die Füchsin
herangereift, besaß durchaus einen berechtigten Anspruch auf die englische Krone. Seine Blutsverwandtschaft war genauso eng oder sogar noch enger als die von Mathilda, weil sein Vater der älteste Sohn von William dem Eroberer gewesen war, Henry dagegen der jüngste. Die neue Frau des Königs, Gott segne sie, war nicht in der Lage, ihm einen Erben zu schenken, daher stellte Mathilda das einzige ernsthafte Hindernis dar.
»Ja«, sagte er zu dem rotgesichtigen, untersetzten und noch jungen Mann. »Es wäre auch einfacher gewesen, hätte man ihr nicht eine so professionelle Begleitung mitgegeben und wäre ich nicht von Euch mit lauter Vollidioten ausstaffiert worden. Wir haben mehrere Versuche unternommen, doch de Lacey war stets darauf vorbereitet.«
»Hat er es denn bemerkt?«
Warrin zuckte verärgert mit den Schultern. »Er muß Informationen erhalten haben, aber diese Lücke habe ich inzwischen gestopft. Er war einfach in den meisten Fällen zu erfahren, um sich auf diese Weise erwischen zu lassen. Man wächst nicht auf mit Männern wie Miles le Gallois und Guyon von Ravenstow als Unterweisern und läßt sich von einem Haufen von Trotteln bei einem Scharmützel niedermachen. Mathildas Eskorte hat ein paar Wunden davongetragen, aber keine davon war ernst, geschweige tödlich.«
Das Mädchen setzte sich auf einen Teppich vor dem Kamin und zog, verärgert darüber, daß man ihr keine Beachtung schenkte, den Rock auf der einen Seite hoch. Dann löste sie ein Band und begann den Strumpf nach unten zu rollen, langsam und herausfordernd, so daß ihr schlanker, weißer Schenkel sichtbar wurde. Le Clitos Augen richteten sich auf seine Geliebte. Sie warf Mortimer ein triumphierendes, boshaftes Lächeln zu.
»Wir haben sehr viel Geld bezahlt für die Information«, knurrte le Clito. »Wir hätten uns Zeit und Unkosten sparen können.«
König Louis' Zeit und Unkosten, dachte Warrin zynisch. William le Clito hatte selbst keine Reichtümer; es hing davon ab, daß Henrys Feinde ihn bezahlten, damit er auch weiterhin ein Dorn im Fleische seines Onkels sein konnte.
»Ich habe die Absicht, einen Teil davon noch vor dem nächsten Lichtmeßtag zu retten«, sagte er mit einem Lächeln und betrachtete dabei die Geliebte von le Clito. Ihr Haar war so braun und glänzend wie das Fell eines Rotfuchses, ihr Gesicht schön gekennzeichnet, mit großen, klaren Augen. Ein hübscher Leckerbissen, aber nichts im Vergleich zu dem Festmahl, das ihn zu Hause erwartete.
Le Clito zog die Augenbrauen hoch. »Und wie?«
Warrin schaute auf seine Fingernägel und bewunderte einen Ring an seinem kleinen Finger. »Ich fahre mit dem nächsten Schiff nach England, wo ich die Witwe unseres Informanten heiraten werde.«
Le Clito begann zu lachen, merkte dann aber, daß sein Besucher nicht scherzte, und beugte sich mit offen hängendem Unterkiefer nach vorn.
»Ihr werdet – was?« Das Mädchen streckte die Zehen aus und bewegte sie vor dem Feuer, dann lehnte sie sich auf die Ellbogen zurück, den Rücken gebogen, die Brüste herausgestreckt, das lose Haar bis auf den Teppich aus Zobelpelz fallend.
»So kann ich legal meine Hände auf das Silber legen und was sonst noch in seinen Kassetten sein mag. Ich bekomme eine Burg und drei Herrenhäuser, dazu einen Blutsbund mit dem Earl von Ravenstow, dessen Tochter die Witwe ist – und eine sehr schöne Witwe obendrein. Neben ihr sieht Euer Mädchen da wie ein Fetzen aus.«
Le Clito starrte erst ihn, dann das Mädchen mit glasigen Augen an, dann richtete er sie wieder auf sein Ziel. »Du raffinierter Bastard!« gluckste er.
»Wer sich selbst hilft, dem hilft Gott.« Warrin polierte den Ring an seiner teuren, pelzverbrämten Tunika und schaute nonchalant drein.
»Und ist die fragliche Lady auch einverstanden?« Le Clito nahm seinen Weinbecher und grinste ihn über den Rand hinweg an, wobei er das Mädchen auf dem Teppich in seiner verführerischen Pose zu sich lockte.
»Ich sehe bisher keine Probleme.« Er erhob sich und streckte seinen hochgewachsenen, kräftigen Körper. »Ich bin in den letzten Monaten sehr oft in ihrer Nähe gewesen und habe frei mit ihrem Vater gesprochen. Mein Vater ist persönlich mit ihm befreundet und an der Verbindung sehr interessiert, so daß auch von dieser Seite eine gewisse Überredung eingesetzt werden kann. Bleibt nur noch, daß ihr Onkel Henry sein Jawort gibt, da die Ländereien von le Chevalier in seinem Lehen sind. Und ich glaube kaum, daß er mich ablehnen
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