Die fuenf Hueter - Die Einheit zerbricht
wird er vorerst nichts tun, sondern über mein Aussehen entsetzt sein und sich fürchterlich betrogen fühlen. Du bist dann allerdings noch immer in Gefahr, auch wenn wir die Rollen tauschen. Deshalb darf er dich überhaupt nicht zu Gesicht bekommen. Denn wenn er das tut, wird er sich an dir erfreuen. Es ist ihm egal, ob du eine Prinzessin oder eine Dienerin bist. Die Hauptsache für ihn ist dein Aussehen. Aber ich sagte dir ja, dass er dich überhaupt nicht zu sehen bekommt.«
Sie lächelte, und in diesem Lächeln lag der typisch listige Ausdruck einer Elfe. »Hör bitte ganz genau zu. Ihr alle müsst zuhören, und jeder muss seine Rolle spielen. Es ist unsere einzige Chance, zumindest, um Zeit zu gewinnen. Ich denke doch, dass dein Vater uns Hilfe schickt und alles versucht, um uns zu retten.«
»Darauf kannst du dich verlassen.« Eleon richtete sich auf. »Makut wird sicher auch etwas für uns tun. Er ist unser Freund.«
Mefalla war davon auch überzeugt. »Passt auf!«, forderte sie alle auf. »Ab jetzt bin ich Prinzessin Eleon.« Sie wandte sich an die Freundin. »Du bist nur noch meine treue Dienerin. Damit Ognam und seine Männer dich nicht sehen, wende ich meinen Elfenzauber an.«
Eleon schaute überrascht auf. »Von was für einem Zauber sprichst du? Davon hast du mir nie etwas verraten.«
»Im Reich von König Meron war das auch nie nötig, dort war unser Leben friedlich. Ich beherrsche die Gabe, andere Wesen vom Aussehen her zu verwandeln. Leider nur für eine beschränkte Zeit. Neunzig Tage kann ich diesen Zauber aufrechterhalten, und ich kann diesen Zauber drei Mal wiederholen.« Sie sah nach draußen. »Ich schätze, wir sind bald da, dürfen also keine Zeit verlieren.«
»Und was passiert nach den neunzig Tagen?«
»Danach siehst du wieder aus wie bisher, und der Zauber muss erneuert werden. Für uns bedeutet das allerdings neunzig Tage Aufschub. Innerhalb dieser Zeit müssen wir einen Weg finden, wie wir aus Katrakan entkommen. Seht euch also genau um. Prägt euch die Umgebung ein, schaut nach Fluchtmöglichkeiten und Schwachstellen innerhalb der Festung. Zählt die Wachen, merkt euch den Rhythmus der Ablösung und haltet Augen und Ohren offen. Wir müssen möglichst schnell unsere Flucht planen. Und sie in die Tat umsetzen, sobald sich dazu eine Chance bietet.
»Bis dahin kommt sicherlich auch Hilfe aus Solaras«, meinte einer der Leibwachen.
Mefalla wog den Kopf hin und her. »Schwierig, ich glaube, das ist fast unmöglich. Das Reich der Schluchten und des scharlachroten Schattens wird gut bewacht. Ich war als Kind oft mit meiner Mutter in den Bergen. Von oben betrachtet, sieht man, dass sich die Schluchten wie ein Labyrinth durch die Felsen ziehen. Die meisten Wege führen genau zu Ognams Festung. Nur wer sich auskennt, kann ungesehen die Wachposten passieren und den richtigen Weg finden. Das ist auch der Grund, warum Katrakan noch nie erobert werden konnte. Es ist unmöglich, dieses Reich einzunehmen und zu besiegen. Die Herrscher und die Bevölkerung von Katrakan sind innerhalb des Reichs völlig sicher und können nur außerhalb ihrer Grenzen überwältigt werden. Aber auch da waren bisher alle Armeen erfolglos. Die Krieger Katrakans sind kaum zu schlagen. Unsere Chance besteht nur in der Flucht. Erst wenn wir Katrakans Grenze überwunden haben, kann uns die Armee Solaras' schützen. Bis es soweit ist, sind wir auf uns allein gestellt.«
»Und du, Mefalla? Kennst du dich aus, wenn wir fliehen müssen? Kannst du uns durch das Labyrinth der Schluchten führen?«
Mefalla zog die Brauen zusammen und dachte angestrengt nach. »Es ist lange her. Ich war noch ein Kind, als ich das letzte Mal mit meiner Mutter durch die Schluchten gewandert bin. Aber an einen Weg kann ich mich noch erinnern. Sie hat ihn mir damals gezeigt und gemeint, dass er nur wenigen bekannt ist. Kelganot und Kaguede, die Führer der Elfen, kennen jedoch alle Wege. Ich bin sicher, dass ich diesen Geheimweg wiederfinde. Ich brauche nur einen Anhaltspunkt. Wenn wir erst draußen sind, finde ich mich schon zurecht. Das Problem wird sein, aus Ognams Festung zu entkommen. Ich war noch nie dort. Und ich bin sicher, dass sie uns alle trennen. Eleon, wenigstens wir beide müssen zusammenbleiben.«
Sie wandte sich an die Leibgarde des Königs. »Euch schleppen sie sicherlich ins Verlies. Gebt die Hoffnung nicht auf und tut, was ihr könnt. Ich finde einen Weg, wie ich euch benachrichtigen kann.«
»Wenn dir die Flucht mit der
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