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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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halten musste: freudig erregt und nervös zugleich.
    Schließlich zieht Matt ein iPhone aus der rechten Hosentasche und betritt den Raum, nur so weit, dass er es auf das Aufladegerät auf dem Schreibtisch stecken kann. Die Tatsache, dass er mir jetzt so viel näher ist, lässt mich auf meinem Platz hin und her rutschen.
    »Audrey sagst du aber bitte nichts davon, okay?«
    »Okay«, verspreche ich ihm verwirrt. »Hast du kein eigenes Telefon?«
    »Doch, aber auf ihrem ist bessere Musik. Einmal habe ich ausVersehen ...« Matt bricht den Satz ab, als würde ihm gerade einfallen, dass er irgendwohin muss. »Egal, das ist eine lange Geschichte.«
    Ich würde ihm gern sagen, dass ich mir mit Vergnügen jede Geschichte von ihm anhöre, aber ich kann mich gerade noch beherrschen. Er kehrt zur Tür zurück.
    »Dann sehen wir uns sicher im Unterricht wieder«, sagt er und hebt nach kurzem Zögern die Hand, bevor er sich zum Gehen wendet.
    »Bye«, verabschiede ich ihn leise. In dem Moment sind die ersten Töne eines Liebesliedes zu hören, als wäre die Playlist der Soundtrack zu meinem Leben. Doch bevor ich endgültig ins rosa Traumland abdrifte, ist Audrey wieder da.
    »Tut mir leid«, sagt sie ein wenig außer Atem, als sie den Raum betritt. »Mein Dad hat angerufen und mich wegen so einer blöden Sache genervt, die ich für ihn erledigen soll. Ich hatte nicht vor, dich so lange allein zu –« Sie hält inne und sieht mich neugierig an. »Warum lächelst du so komisch?«
    »Ach, ich habe nur an einen Jungen gedacht«, antworte ich kryptisch. Dass es sich genau genommen um ihren Bruder handelt, behalte ich vorerst für mich.
    »Sieht er aus wie Jake Gyllenhaal?«, erkundigt sie sich prompt. »Jake ist nämlich der heißeste Kerl unter der Sonne.«
    »Nein«, antworte ich und schüttele ein wenig den Kopf. Matt ist viel heißer.
    Für eine Weile lesen Audrey und ich Klatschzeitschriften und reden darüber, mit welchen Promis wir gern einmal ausgehen würden. Sie zeigt mir die Schuhe, von denen sie mir erzählt hat, und ich kritzele Gänseblümchen auf ihre Tafelwand. Dann ruft ihre Mutter uns in die Küche – sie hat Kekse gebacken. Audrey verdreht die Augen und mir versetzt es einen Stich. Bei mir zu Hause backt niemand Kekse. Gemächlich gehen wir die Treppe hinunter und schlendernin die Küche, wo wir uns auf die Bank vor dem robusten Holztisch fallen lassen. Mrs McKean reicht jedem von uns zwei große Kekse. »Keine Sorge«, sagt sie, »ich habe die fettarme Variante gemacht und die Milch ist Magermilch.« Audrey nickt und wir fangen beide an zu essen.
    Doch plötzlich verhärtet jeder fröhlich entspannte Muskel in meinem Körper. Matt ist aufgetaucht.
    »Was gibt‘s?«, wendet er sich an seine Mutter.
    »Hi Mattie«, begrüßt ihn Mrs McKean und stellt sich auf Zehenspitzen, um ihn auf die Wange zu küssen. Er weicht nicht aus, wirkt aber ein wenig verlegen, als sich unsere Blicke kreuzen, und ich überlege, ob es wegen des Kusses ist oder weil sie ihn Mattie genannt hat – oder wegen beidem.
    Matt geht zum Schrank, holt sich einen Becher heraus und schenkt sich schwarzen Kaffee ein, dem er einen Schuss Milch hinzufügt. Keinen Zucker. Anschließend nimmt er sich einen Keks und setzt sich zu Audrey und mir an den Tisch.
    Die Haarkringel, die hinter seinem Ohr hervorschauen, lassen die Schmetterlinge in meinem Bauch einen wilden Tanz aufführen. Im Englischunterricht sehe ich ihn immer nur von Weitem. Jetzt, da ich ihm so nahe bin, kann ich mich nur mit Mühe beherrschen, nicht eins dieser Haarbüschel zu berühren. Neugierig schaut er mich an, als könnte er Gedanken lesen und würde sich gerade fragen, ob ich es wohl wagen würde.
    »Mattie, du hast den ganzen Tag verschlafen«, ruft Mrs McKean von der anderen Seite der Küche.
    »Weil er so lange unterwegs war«, flüstert Audrey. Beide schauen zu ihrer Mutter hinüber, um sicherzugehen, dass sie nichts gehört hat.
    »Ich habe gestern noch lange gelesen«, behauptet Matt stattdessen laut, während seine Mutter uns den Rücken zukehrt und noch mehr Kekse aus dem Ofen holt. In der ohnehin warmen Küche wird es sofort noch wärmer.
    »Das Konzert hat ziemlich lange gedauert«, wispert Matt Audrey zu. »Und die Zugabe konnte ich mir doch nicht entgehen lassen.«
    »Was habt ihr beide denn dort zu besprechen?«, fragt Mrs McKean mit dem Wender in der Hand.
    »Nichts«, erwidern die Geschwister einhellig.
    Einen Moment lang kauen wir schweigend, bevor Audrey erneut

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