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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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und dabei sind sie nur zu dritt. Entsprechend fremd ist mir der Stadtteil, durch den wir jetzt fahren. Verglichen mit der Siedlung, in der die McKeans wohnen, ist dies eine Gegend für Neureiche. Die klotzigen Häuser stehen ein Stück zurückgesetzt. Kinder spielen draußen auf dem Gehsteig. Der Unterschied ist, dass die Häuser hier neu und alle im gleichen Stil gebaut sind, ohne echten Charakter. Die Leute hier haben nicht einmal Briefkästen vor dem eigenen Haus, wie mir bewusst wird, alsder Postbote vor einer metallenen Wand anhält, in der jede Familie ein abschließbares Fach hat. Keinen eigenen Briefkasten zu haben, würde mich irgendwie stören.
    Als könnte sie Gedanken lesen, meldet sich Megan per SMS.
    Wo bist du?
    KC
    Nein!!
    Ja. Mason hat darauf bestanden.
    Das tut mir leid. Ich weiß, dass du Wade hasst. Halt die Ohren steif. Ich blogge heute noch was Tolles, nur für dich. Vielleicht ein Blick hinter die Kulissen meines Kleiderschranks. Gut?
    Klingt GROSSARTIG:
    XoXo
    Ich dich auch.
    Im nächsten Moment biegen wir in die Einfahrt des Hauses ein. Es ist die – nicht rosafarbene – Version eines Barbie-Traumhauses, anders kann ich es nicht beschreiben: alles komplett, inklusive Porsche vor der Tür. Auf dem Nummernschild steht KCHS MS.
    KCHS ... Kansas City High School?
    »Ist das etwa Wades Wagen?«, frage ich laut.
    »Anscheinend«, antwortet Mason. »Auf der Windschutzscheibe klebt ein Aufkleber für den Schülerparkplatz.« Das ist unserem Sherlock Holmes natürlich sofort aufgefallen.
    Ich seufze.
    »Sei nett«, bittet Mason mich leise, als wir die Stufen zur Tür hinaufsteigen und klingeln.
    »Bin ich immer.«
    Wade Zimmerman ist größer als Mason, ein stämmiger Kerl mit breitem Kopf, Kinn und Schultern. Seine Haut ist ganz in Ordnung, die Haare trägt er kurz geschnitten und die weißen Zähne sind fast gerade. Nur seine Nase ist ein wenig schief, was sympathisch wirken würde, wenn er nicht bei jeder Gelegenheit die Geschichte anbringen würde, wie er sie sich gebrochen hat. Er wurde von einem mechanischen Bullen abgeworfen ... natürlich erst nach mehr als acht Sekunden. Mädchen, die chauvinistische Schweine mögen – oder vielleicht sogar erwachsene Frauen, die auf junge Typen stehen – finden Wade vielleicht attraktiv. Ich allerdings überhaupt nicht.
    Bei mir schrillen bereits die Alarmglocken, als ich ihn sehe. Wade trägt – und ich mache keinen Spaß – einen Pullunder. Aber keinen sexy J.Crew -Pullunder, sondern so ein altmodisches Modell, wie ihn Politiker anhaben.
    »Wie schön, dich zu sehen, Daisy«, sagt Wade und streckt mir die Hand entgegen. Nur mit Mühe kann ich mich beherrschen, nicht die Augen zu rollen oder ihn englisch unterkühlt abblitzen zu lassen.
    »Ganz meinerseits«, murmele ich.
    »Wie gefällt dir deine neue Schule?«, erkundigt er sich höflich.
    Wieso muss er so reden, als wäre er siebenundvierzig?
    »Okay«, antworte ich. »Wie kommst du zu einem Porsche?«
    »Oh, ach, gefällt er dir?«, will Wade wissen. »Das war ein Geburtstagsgeschenk von meinen Eltern.« Schulterzuckend fügt er hinzu. »Ist ganz praktisch für den Weg zum Training.«
    »Sehr komisch«, sage ich, obwohl ich das Gegenteil denke. Statt darauf hinzuweisen, dass er der aufgeblasenste Kerl ist, den ich kenne, frage ich ihn, was es mit dem Nummernschild auf sich hat. »Wofür steht MS?«
    Wade lacht künstlich – es klingt tatsächlich wie »Ha, ha, ha, ha!«. Wahrscheinlich ist er nicht einmal beim Lachen er selbst. Dann erklärt er, was ihn so heiter stimmt: »Das bedeutet ›Multi-Spieler‹. So nennen mich die anderen Spieler wegen meiner Fähigkeiten als offensiver Verteidiger. Es heißt einfach nur, dass ich von meiner Mannschaft sehr geschätzt werde. Ist alles nur ein Spaß.«
    Das findet er spaßig ?!
    Wade versucht verlegen auszusehen, bemüht sich aber nicht wirklich. Er strotzt nur so vor Selbstvertrauen.
    Völlig überzogenem Selbstvertrauen.
    »Cool«, sage ich, obwohl ich mal wieder das Gegenteil denke, aber ich versuche eben, nett zu sein, weil Mason mich darum gebeten hat.
    Nach einigen weiteren Höflichkeiten, Scones und zu vielen Geschichten über Talentscouts, die extra kommen, um Wade spielen zu sehen, wird mir das Arbeitszimmer der Zimmermans im ersten Stock gezeigt, wo ich mich online vergnügen kann, während Mason und Cassie arbeiten. Ich logge mich ein und prüfe meine E-Mails: keine Antwort von Audrey. Ich versuche, mich deshalb nicht verrückt zu machen und

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