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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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übergeben hat.
    »Geht es dir nicht gut?«, frage ich sie flüsternd.
    »Psst«, zischt sie. »Ich konzentriere mich auf den Film.«
    Als ich zu Matt hinüberschaue, sieht er mich ebenfalls an – sein Blick durchfährt mich wie ein Stromstoß. Lächelnd setze ich mich in meinem Sitz auf und wende mich wieder dem Popcorn-Wettessen mit Audrey zu.
    Nach dem Kino gehen wir noch in den Food-Court, weil die Hälfte der größten Popcorn-Portion der Welt für Audrey nicht gereicht zu haben scheint. Matt und ich suchen einen Platz, während sich Audrey eine Tüte Laugenbrötchen besorgt. Verlegen gucken wir in der Gegend herum, nur um uns nicht direkt anzuschauen, bis ich es nicht mehr aushalte.
    »Magst du Mr Jefferson?«, versuche ich, ein Gespräch anzufangen.
    »Ja, er ist ganz in Ordnung«, antwortet er. »Und du?«
    »Er wirkt ziemlich entspannt.«
    Pause.
    »Ich habe Audrey nicht gesagt, dass du ihr iPhone genommen hast«, platze ich heraus und bereue sofort, das Thema angeschnitten zu haben. Wahrscheinlich erinnert er sich nicht einmal mehr daran.
    Tut er aber sehr wohl.
    »Ich weiß.«
    Matt lächelt, wenn auch hauptsächlich mit den Augen. Am Nachbartisch kreischt jemand und er schaut hinüber. Ich nutze die Gelegenheit, um ihn im Profil zu betrachten. Seine noch vom Sommer gebräunte Haut ist makellos, abgesehen von einer kleinen Narbe am Kinn und einem winzigen Leberfleck am Kiefer. Sein Blick wirkt fast ein wenig finster, doch dann sieht er wieder lächelnd zu mir. Ich starre auf seine geraden weißen Zähne und es ist es mirschlichtweg unmöglich, innerlich cool zu bleiben. Ich muss den Blick abwenden, um nicht etwas komplett Schwachsinniges zu sagen wie Du bist total süß! .
    »Ähm ... trotzdem danke, dass du nichts gesagt hast«, sagt er und ist – ganz im Gegensatz zu mir – in Gedanken offensichtlich immer noch beim iPhone.
    »Gern geschehen«, antworte ich und merke, dass ich unter dem Tisch mit dem Knie wackele, was ich nur tue, wenn ich sehr nervös bin. »Ich frage mich, warum Audrey so lange braucht«, rede ich weiter. Matt zuckt mit den Schultern und klopft dann mit den Fingern leicht auf den Tisch.
    Je länger ich mit ihm allein bin, desto unruhiger werde ich. Ich nehme eine Serviette, die jemand auf dem Tisch liegen gelassen hat und beginne sie zusammenzudrehen, um etwas zu tun zu haben. Ich bin kurz davor, einen kunstvollen Falt-Kranich aus der gebrauchten Serviette zu entwerfen, da stößt Audrey endlich wieder zu uns.
    Wenigstens für einen Moment.
    »Mist!«, flucht sie. »Ich habe vergessen, meinen Becher aufzufüllen.« Ich bemerke einen Schweißfilm auf ihrer Stirn, obwohl es recht kühl ist.
    »Ich geh schon«, biete ich schnell an und stehe auf. Matt blendet mich so sehr, dass ich mich wie benommen fühle. So überwältigt, wie ich von ihm bin, hoffe ich, dass mir ein Moment Abstand guttut. »Fang du schon einmal an zu essen«, sage ich zu Audrey. »Was möchtest du trinken?«
    »Normale Limo«, antwortet sie und schiebt sich ein Stück Laugenbrötchen in den Mund.
    »Okay«, sage ich und mache mich auf den Weg zum Getränkeautomaten, um Audreys Pappbecher mit der Limonade aufzufüllen, die dort angeboten wird. Ich atme tief durch und schüttele angesichts meines kindischen Verhaltens den Kopf. Dann nehme ich einen Deckel, drücke ihn auf den Becher, schiebe noch einen Strohhalm hindurch und gehe zurück zum Tisch – überraschenderweise viel gelassener als zuvor.
    »Und, wie sieht’s mit dem Trinkgeld aus?«, witzele ich, als ich noch ungefähr fünf Schritte von Audrey entfernt bin.
    »Das hättest du wohl gern«, ruft sie und lacht laut auf.
    »Gut, dann geht‘s zurück.« Ich tue so, als würde ich mich umdrehen.
    »Gib mir den Becher!«, ruft Audrey. Ihre Stimme schallt laut durch den Raum, bis in die Glaskuppel über uns. Einige Leute schauen von ihrem fettigen Essen auf.
    Eine ältere Dame wirkt sogar aufrichtig empört angesichts der zwei albernen Teenager, die sich offenbar sehr witzig finden.
    Und dann sehe ich sie. Der Lärm hat sie neugierig gemacht und so dreht sich auf der anderen Seite des Food-Courts Nora Fitzgerald aus Frozen Hills auf ihrem Stuhl um.
    Wie ein Reh, das einen Jäger erblickt, ergreife ich die Flucht. Erst als ich längst in einem der unheimlichen Seitenwege des angrenzenden Shopping Centers verschwunden bin, merke ich, dass ich noch immer Audreys Limonade in der Hand halte. Sobald ich sicher bin, dass mir niemand gefolgt ist, stelle ich sie auf dem

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