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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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Film immer sieht, wenn die Helden einen Gutenachtkuss haben wollen, und ich spüre ein Kribbeln im Bauch wie in der Achterbahn, kurz bevor sie die Talfahrt beginnt. Ich hebe leicht das Kinn, um ihm ein Zeichen zu geben, dass ich einverstanden bin.
    Matts Lippen schmecken nach Vanille. Seine warme Brust drückt sich gegen meine. Die Arme lässt er hängen, aber sein linker Zeigefinger, wickelt sich um meinen rechten. Es ist ein langer Kuss, aber ohne Zunge – nur unendlich weich und süß. Und dann ist er allzu schnell auch schon wieder vorbei.
    Ich blicke auf und bewundere sein Gesicht aus der Nähe. In dem schwachen Licht sind seine dunklen Augen schwarz, doch sie wirken nicht finster. Unsere Finger sind noch immer miteinander verwoben, unsere Oberkörper berühren sich allerdings nicht mehr. Ich bin froh darüber, denn mein Herz rast. Er atmet aus und ich atme ein.
    »Ich sollte ins Bett gehen«, flüstert er.
    »Okay«, flüstere ich zurück.
    Wir rühren uns nicht vom Fleck.
    »Aber ich habe keine Lust.«
    »Ich auch nicht.«
    Reglos stehen wir uns gegenüber und sehen uns an. Doch dann bewegt sich etwas im Haus und man hört die Toilettenspülung.
    »Gut, ich gehe jetzt«, sagt Matt.
    »Okay.«
    »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    Matt macht einen Schritt zurück und unsere Finger lösen sich voneinander. Kurz überkommt mich das Gefühl der Panik, wie in dem Moment, wenn ein volles Glas umfällt, und ich verspüre den Drang, die Hand nach ihm auszustrecken, kann mich aber zurückhalten. Er entfernt sich einen weiteren Schritt. Noch immer sind unsere Blicke aufeinander gerichtet. Wieder zwei Schritte und es zieht mich nach wie vor unwillkürlich in seine Richtung, doch irgendwie gelingt es mir, stehen zu bleiben.
    Den ganzen Weg bis zu seinem Zimmer am Ende des Flurs legt er rückwärts zurück und wendet zu keiner Zeit den Blick von mir ab. Als er vor seiner Tür ankommt, hebt er lächelnd die Hand. Ich hebe meine ebenfalls. Dann nickt er noch kurz, bevor er sein Zimmer betritt, und im nächsten Moment fällt die Tür kaum hörbar hinter ihm ins Schloss.
    Und jetzt – erst jetzt – beginne ich wieder zu atmen.

Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
16
    Am Montag machen Audrey und ich schulfrei. Cassie hatte mich wegen der Fahrt nach Kansas City entschuldigt und Audrey ist noch krankgeschrieben, obwohl sie bereits wieder aufgestanden ist und behauptet, sich besser zu fühlen. Matt ist der Einzige, der heute losmuss. Beim Frühstück, muss ich mich bemühen, nicht dauernd zu grinsen, wenn ich ihn ansehe. Seine noch nassen Haarspitzen kleben ihm am Hals. Am liebsten würde ich die Hand danach ausstrecken und sie auswringen, nur um ihn zu berühren. Der gestrige Abend ist noch ziemlich präsent. Noch immer kann ich seine Lippen auf meinen spüren und ich muss mich sehr anstrengen, um nicht die ganze Zeit auf seinen Mund zu starren.
    Zumindest empfindet auch er etwas für mich.
    Jedes Mal, wenn ich ihn ansehe, schaut er entweder bereits zu mir oder er spürt meinen Blick und reagiert darauf. Er bewegt sich außerdem ein wenig schneller als sonst und seine dunklen Augen strahlen. Das Essen fällt schwer.
    Dann wird es noch schwerer.
    Audrey beginnt, in ihre Müslischüssel zu summen. Ich erkenne den Song sofort: »The Way I Am« von Ingrid Michaelson. Zunächst glaube ich noch, dass sie nur willkürlich etwas vor sich hin singt, doch dann merke ich, dass sie es sehr bewusst tut.
    »If you are chilly, here take my sweater«, trällert sie mittlerweile laut und übertrieben dramatisch. Matt verzieht ratlos das Gesicht.
    »Hast du heute Morgen zu viele Schmerztabletten genommen?«, erkundigt er sich. »Warum singst du in deine Cornflakes?«
    Audrey sieht ihn mit einem seltsamen Lächeln an. Dann verdreht sie die Augen und schaut amüsiert zu mir, bevor sie den Kopf zur Seite neigt, die Stimme hebt und die nächsten beiden Zeilen mit der Hand auf dem Herzen singt.
    Gerade als Matt versteht, dass uns Audrey ein Ständchen trällert, schaltet sich ihre Mutter ein.
    »Was für ein schönes Lied!«, ruft Mrs McKean und unterbricht damit dankenswerterweise die Schikane.
    »Oh ja, ganz herzallerliebst!«, zischt Matt. Er wirkt verlegen, versucht es aber zu überspielen. »Du solltest in den Schulchor gehen.«
    Da ich merke, dass ich rot werde, senke ich schnell den Blick und schiebe mir ein Stück Toast in den Mund. Während ich noch kaue, steht Matt abrupt auf. Ich sehe ihn überrascht

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