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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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wissen?«
    »Wie heißt sie?«
    »Cassie.«
    »Was macht sie beruflich?«
    »Sie ist Hausfrau und Mutter.«
    »Meine auch. Und dein Vater?«
    »Er ist Psychologe«, antworte ich und verspüre wegen der Lüge einen leichten Stich.
    »Er ist ein Seelenklempner?«
    »Kann man so sagen.«
    »Will er dich auch ständig analysieren?«
    »Manchmal schon«, antworte ich lachend.
    »Und nervt dich das nicht?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Geht eigentlich. Er ist in Ordnung.« Ich habe das Gefühl, dass Matt noch mehr über meine Eltern wissen will und wechsle deshalb abrupt das Thema.
    »Hey, weißt du eigentlich, dass ich eine gute Turnerin bin?« Ich lasse Matts Hand los und gehe auf das Geländer zu.
    »Äh, nein«, stammelt er überrumpelt und sieht mich neugierig an.
    »So ist es aber«, rufe ich, und schleudere erst einen und dann den anderen Schuh von den Füßen. »Besonders gut bin ich am Schwebebalken.« Bevor Matt darauf reagieren kann, habe ich mich bereits aufs Brückengeländer geschwungen. Zunächst bin ich noch in der Hocke, im nächsten Moment, als ich mein Gleichgewicht gefunden habe, richte ich mich jedoch auf. Ich strecke die Arme seitlich aus und beginne, die Zehen nach außen gerichtet, damit ich mich wie ein Affe festkrallen kann, einen Schritt vor den nächsten zu setzen.
    »Was machst du da?«, ruft Matt. Ohne den Kopf zu wenden, sehe ich aus den Augenwinkeln, dass er offenbar Angst um mich hat.
    »Ich zeige dir, was ich auf dem Schwebebalken kann, was sonst?«, antworte ich und mache zwei weitere Schritte. »Soll ich mich mal umdrehen?«
    »Nein!«, fährt mich Matt barsch an. »Ich will, dass du sofort runterkommst. Du kannst jeden Moment runterfallen.«
    »Nein, ich falle nicht«, widerspreche ich, ohne ihn anzusehen. »Und selbst wenn ich falle, ist das kein Problem. So tief ist es janicht. Schlimmstenfalls werde ich nur ein bisschen nass. Umbringen würde mich das nicht.«
    Ich höre, wie Matt stehen bleibt. Vorsichtig drehe ich mich auf dem Geländer zu ihm um. Er scheint alles andere als beeindruckt von meinen Fähigkeiten zu sein, eher wirkt er sauer. Sogar ein wenig Abscheu meine ich in seinem Ausdruck zu erkennen. Ich begebe mich wieder in die Hocke und springe zurück auf den Gehsteig.
    »Was ist los?«, frage ich, während ich in meine Schuhe schlüpfe. Matt schüttelt den Kopf. »Was hast du?«, frage ich noch einmal.
    »Bist du immer so?«, will er wissen. »So leichtsinnig?«
    Sofort ist es mir peinlich und ich bereue meinen albernen Auftritt. Ich wollte nur das Thema wechseln, um die Stimmung ein wenig aufzuhellen. Ich habe nicht darüber nachgedacht, was es für ihn bedeuten könnte. Erst jetzt wird mir bewusst, wie dämlich ich mich hier aufführe.
    »Matt, es tut mir sehr leid«, sage ich. »Ich tanze hier herum, während es Audrey schlecht geht. Ich wollte nicht ... es tut mir ja so leid.« Er starrt mich an. Sein Blick verheißt nichts Gutes. »Willst du nach Hause gehen?«
    Er starrt mich weiter an. »Wenn du es schaffst, dich von dem Geländer fernzuhalten«, sagt er endlich, »können wir meinetwegen noch eine Weile hierbleiben. Wäre das für dich in Ordnung?«
    Erleichterung macht sich in mir breit, doch ich lasse es mir nicht anmerken.
    »Ich glaube, das bekomme ich hin«, antworte ich und schließe zu ihm auf, als er sich in Bewegung setzt, um den Weg auf die gegenüberliegende Flussseite fortzusetzen. Nach einiger Zeit beginnt er auch wieder, mit mir zu reden, und seine Stimme klingt versöhnlich:
    »Tut mir auch leid, dass ich eben leicht ausgerastet bin«, sagt er.
    »Nein ehrlich, mir tut es leid. Ich hätte daran denken können, wie das für dich sein muss. Du sorgst dich ohnehin schon genug wegen Audrey. Ich bin echt der letzte Volltrottel.«
    Matt antwortet nicht, weshalb ich mir noch schlechter vorkomme.
    »Wie kommst du eigentlich damit zurecht? Geht es einigermaßen?«
    Matt zuckt mit den Schultern. »Es geht, weil es wohl gehen muss«, sagt er und fährt sich mit der Hand durch seine Haare. »Ehrlich gesagt habe ich ihre Krankheit langsam satt. Ich weiß, das klingt schrecklich.«
    »Nein, das kann ich gut verstehen. Bestimmt ist es schwer, sich ständig um jemanden zu kümmern.«
    »Es ist nicht einmal das«, erwidert Matt. »Ich kümmere mich ja gar nicht wirklich um sie. Sie will es nicht. Sie will, dass ich mein eigenes Leben führe. Doch das ist gar nicht so einfach. Am Anfang war es die große Katastrophe, viele Tränen und Maßnahmen, doch inzwischen

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