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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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an.
    »Ich treffe mich noch mit Drew«, erklärt er, sieht dabei jedoch seine Mutter an und nicht mich. Doch dann kreuzen sich unsere Blicke und wir schauen uns einen Moment in die Augen. Nach diesem stummen Abschied von mir wendet er den Blick seiner Schwester zu. »Bis später, Thelma.«
    Audrey verdreht abermals die Augen. Nachdem Matt kurz seine Mutter umarmt hat, ist er fort.
    »Sorry«, entschuldigt sich Audrey. »Aber ich konnte nicht widerstehen. Ihr beide seid so abartig süß.«
    »Schon gut«, antworte ich und nehme noch einen Bissen von meinem Toast. »Was war das mit Thelma?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Mein Vater wollte mich so nennen. Matt findet, es ist der schrecklichste Name aller Zeiten, deshalb nennt er mich immer Thelma, wenn ich ihn ärgere.«
    Unsere Blicke treffen sich und nach kurzer Zeit müssen wir beide laut lachen. Nicht dass der Name sooo komisch ist, aber es ist einer jener Momente, in denen das Gekicher der anderen einen nur noch mehr anstachelt. Und wahrscheinlich schwebe ich auch noch auf Wolke Sieben und Audrey ist ohnehin albern. Fünf Minuten später laufen uns beiden die Tränen über die Wangen. Als Audreys Mutterihre Versuche aufgibt, mit uns zu sprechen und kopfschüttelnd den Raum verlässt, müssen wir noch mehr lachen. Manchmal tut Lachen einfach richtig gut.
    Audrey und ich verbringen den Morgen damit, Talkshows im Fernsehen zu schauen und uns die Zehennägel türkisfarben zu lackieren. Nach dem Mittagessen überredet sie mich, trotz meiner Abneigung gegen direktes Sonnenlicht, in ein nahe gelegenes Schwimmbad zu gehen. Obwohl bereits Ende September ist, kann man sich noch sonnen. Während ich mich mit Lichtschutzfaktor 50 eincreme, setzt Audrey ihre Haut ungeschützt den Elementen aus.
    »Wenn schon sterben, dann wenigstens mit einem schönen Teint«, sagt sie träge und legt einen Arm über die Augen.
    »Sag so etwas nicht«, erwidere ich, ohne sie anzusehen.
    »Warum nicht?«, fragt sie. »Ist doch die Wahrheit.«
    »Ich hasse die Wahrheit«, murmele ich. »Und außerdem, du weißt ja nie, vielleicht findet morgen jemand ein Mittel, um diesen Krebs zu heilen.«
    »Sei nicht albern«, entgegnet Audrey. Sie hebt den Arm und schaut blinzelnd auf. Als sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt haben, wird ihr Blick eindringlicher. »Sieh mich an.«
    Ich gehorche.
    »Ich habe keine Angst, Daisy.«
    Das solltest du aber , denke ich, spreche es aber nicht aus. So wie ich es erlebt habe, ist Sterben nicht gerade großartig.
    »Das ist gut«, antworte ich stattdessen, weil mir nichts anderes einfällt.
    »Nein, ehrlich, es ist gut. Natürlich ist es nicht gut, dass ich Krebs habe. Am Anfang habe ich mich total betrogen gefühlt. Ich war überzeugt davon, dass es einen Weg geben muss, um die Krankheit zu besiegen.«
    »Den gibt es sicher«, sage ich, doch wahrscheinlich klingt es wenig überzeugend. »So solltest du nach wie vor denken.«
    »Genau das ist es. So sollte ich nicht weiter denken«, widerspricht Audrey mir. »Irgendwann muss man akzeptieren, dass der Tod bevorsteht und dankbar sein für das, was man gehabt hat, anstatt zornig zu sein, dass man gehen muss.«
    »Aber du bist noch nicht einmal achtzehn«, argumentiere ich. »Das ist ziemlich jung, um aufzugeben.«
    »Ich gebe nicht auf«, behauptet sie. »Ich füge mich nur meinem Schicksal.«
    »Sei nicht so schwach«, murmele ich leise. Ich bin wütend auf Audrey und auf mich selbst, dass ich so empfinde. Ich frage mich, was ich damit bezwecke, diese Diskussion mit ihr zu führen. Will ich, dass sie genauso hadert wie ich?
    Ich wünschte, ich könnte die Zeit einige Stunden zurückdrehen und wieder mit ihr lachen. Stattdessen schweige ich und Audrey wendet sich ab, den Arm wieder schützend über die Augen gelegt.
    »Meiner Meinung nach ist es ein Zeichen von Stärke, wenn man loslassen kann«, sagt sie dann. »Irgendwann stirbt jeder und vielleicht ist meine Zeit gekommen.«
    Ich schüttele den Kopf und ärgere mich über ihre Gelassenheit. Dann überlege ich: Was wäre, wenn ich an ihrer Stelle wäre? Mason hat mir erzählt, dass es beim letzten Mal nicht unproblematisch war, mich zurückzuholen. Wäre ich auch so tiefenentspannt, wenn ich in ihrer sich hemmungslos bräunenden Haut stecken würde?
    Ich bezweifle es.
    »Wie lange bleiben wir?«, erkundige ich mich, um das Thema zu wechseln. »Ich verbrenne langsam.«
    »Du kannst es ja offenbar kaum erwarten«, spöttelt Audrey. »Gib’s zu. Du weißt genau, dass

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