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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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alt ist. Eine braune Ledercouch, ein Zweiersofa und ein Sessel sind um einen dazu passenden niedrigen Tisch aus Glas gruppiert, dazu ein kleiner Beistelltisch, ebenfalls mit Glasplatte. Auf dem Boden liegt ein Teppich in gedeckten Farben. An einer Wand steht ein Fernsehschrank und über dem Kamin hängt ein Spiegel mit verziertem Holzrahmen. Die Blumentapete, die wahrscheinlich mal modern war, wirkt inzwischen entweder lustig oder grässlich, je nachdem, ob man auf Retro-Look steht.
    In dem kleinen Raum daneben stehen an drei Wänden Bücherregale. Darüber hinaus gibt es dort nur noch zwei gigantische Ohrensessel mit buntem Bezug und Fußhockern und einem Tischchen dazwischen. Die einzige freie Wand ist dunkelgrün gestrichen. Zusammen mit den dunkelbraunen Bücherregalen wirkt der Raum viel zu dunkel zum Lesen.
    Das Esszimmer ist mit antiken Stücken eingerichtet: einem Tisch für acht Personen, an dem wahrscheinlich noch nie mehr als vierLeute gesessen haben, einer Anrichte mit gedrechselten Verzierungen und einem wuchtigen Geschirrschrank mit einer Klappe, an der ich als Kind nur ungern vorbeigegangen bin, weil ich immer Angst hatte, sie könnte mir auf den Kopf fallen. Tief über dem Tisch hängt ein hübscher Lüster, der bereits im Haus war, auf dem Boden liegt ein Perserteppich.
    Während ich mich umsehe, fällt mir auf, wie überlegt das Einrichtungsteam des Programms bei der Möblierung vorgegangen ist. Die Einrichtung ist hübsch, aber nicht auffällig. Sie wirkt gemütlich, aber nicht so toll, dass man gleich losrennen will, um sie nachzuahmen. Das Einzige, was fehlt, ist ...
    »Bei euch sieht man nirgends Fotos«, stellt Matt fest.
    »Stimmt«, antworte ich. »Wir wohnen ja auch erst seit einigen Wochen hier und meine Mutter ist noch nicht dazu gekommen, sie aufzustellen.«
    »Und ich habe schon gedacht, deine Eltern stehen nicht auf peinliche Babybilder und so ein Zeug«, erwidert Matt. »Ich wollte gerade sagen, dass du großes Glück hast.«
    »Nein«, antworte ich achselzuckend. »Leider nicht.«
    Ich nehme mir vor, Mason zu sagen, dass wir schleunigst ein paar Fotos brauchen, und biete Matt dann an, ihm den Rest des Hauses zu zeigen. Nachdem wir einen kurzen Blick in die Küche geworfen haben – die Tür zum Keller ignoriere ich geflissentlich, denn Cassie würde einen Anfall bekommen, wenn ich meinen Freund in ihr Reich ließe – gehen wir nach oben. Erst als wir die knarrende letzte Stufe erreicht haben, wird mir bewusst, was jetzt gleich geschieht: Ich nehme einen Jungen mit in mein Zimmer. Einen, der vielleicht sogar mein Freund ist.
    Da ich keine Sitzgruppe habe wie Audrey, geht Matt schnurstracks zu meinem Bett und setzt sich ans Fußende. Ich bleibe in der Mitte des Raumes stehen und überlege, welche Möglichkeiten ich habe. Dann setze ich mich neben ihn, lasse aber ungefähr einen halben Meter Platz zwischen uns.
    »Cooles Zimmer«, sagt er und schaut sich um. Er zeigt auf das Arcade-Fire-Poster und lächelt, sagt aber nichts dazu.
    »Danke. Ich richte gerne ein.«
    »Wie meine Schwester«, stellt er fest und lacht. »Aber bei dir wirkt es richtig professionell.«
    Obwohl ich mir sicher bin, dass Matt es gar nicht bemerkt, bin ich mir jeder meiner Körperbewegungen bewusst. Mein Knie kippt, die Schultern drehen sich und mein Kinn neigt sich in seine Richtung, als wäre ich eine Topfpflanze auf der Fensterbank, die sich nach dem kleinsten Sonnenstrahl reckt. Die Seite meines Körpers, die näher bei Matt ist, fühlt sich buchstäblich wärmer an als die andere.
    »Und, was habe ich heute in Englisch verpasst?«, erkundige ich mich, jetzt vollständig in seine Richtung gewandt.
    »Nicht viel«, meint Matt. »Mr Jefferson hat uns einen ganzen Haufen neuer Fremdwörter zum Nachschlagen gegeben, sodass wir fast die ganze Stunde stumpf vor uns hingearbeitet haben.«
    »Was zum Beispiel?«, frage ich und setze hinzu: »Ich will nur wissen, ob ich welche davon kenne.«
    »Okay, ähm, mal sehen, ob ich mich noch erinnern kann ...« Matt legt sich zurück und starrt an die Decke. Zu sitzen, während er neben mir liegt, kommt mir komisch vor, deshalb fläze ich mich neben ihn. Ich spüre überdeutlich meinen rechten Arm – der ziemlich nahe bei Matt liegt.
    » Kokettieren zum Beispiel.«
    »Aha«, antworte ich, werfe ihm einen kurzen, vielsagenden Blick zu und falte dann ohne weiteren Kommentar die Hände über dem Bauch.
    »Und Exegese «, listet Matt weiter auf.
    »Was? Echsenkäse ? Das war

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