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Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Titel: Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Nolte
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als den kahlen Metallfußboden. Caravan kannte das
Sirenensignal: Wenn irgendwo in der Nähe ein Amok stattfand, warf man sich auf den
Boden und drückte sich an die nächste Wand, um der Crewpolizei den Weg zum
Tatort freizumachen. Er hoffte wirklich, dass das Spezialteam schnell hier
ankommen würde. Eben war eine Kugel so nah eingeschlagen, dass er noch immer
das Geräusch kreischenden Metalls in seinen Ohren nachhallen hörte.
    Er schaute sich nach Waterloo um,
der hinter einem weiter entfernten Tisch hockte. Der Crew grinste ihm
angestrengt zu und signalisierte ‘alles okay’. Währenddessen beschwerte sich
Serail heiser flüsternd bei der Mietverwaltung. „Ich werde hier ausziehen,
lasst mich einfach von Bord, ok? Das ist jetzt schon das dritte Mal in zwei
Monaten. Warum drehen die Typen immer durch, wenn ich in der Nähe bin. Ein Amo
mit Schusswaffen, das geht wirklich zu weit, wo hat er bloß die Pistole
auftreiben können –“
    Caravan fühlte einen Ruck durch
seinen Körper gehen, als die Tischplatte genau vor ihm zersplitterte. Eine
Kugel bohrte sich durch seinen Arm. Er spürte keinen Schmerz. Ein einzelner Blutstropfen
rann herab, wurde von seinem Körper aufgesogen und verschwand. Noch während er
auf das Einschussloch starrte, begann sich das Fleisch zu schließen. Das Gewebe
verwuchs in Sekundenschnelle, neue Haut überzog die Wunde, und gleich darauf
war nichts mehr zu sehen. Als hätte die Verletzung nie existiert.
    Mit einem Mal wurde es still, die
Schüsse und panischen Schreie hatten aufgehört. Caravan sah vorsichtig über den
Rand der Tischplatte hinweg. Der Amo lag tot auf dem Fußboden, zwei
Crew-Polizisten in gelber Uniform waren damit beschäftigt, eine Trage für den
Leichnam auszuklappen. „Serail?“, sagte er. „Ich möchte jetzt bitte nach
Hause.“
    „Tut mir leid, dass du gleich in
so etwas hineingeraten musstest.“
    „Schon gut. Ich möchte jetzt bitte
nach Hause.“
    „Klar, kein Problem.“
     
    Serail erhob sich, und fing an zu
kichern. Er musste etwas an sich haben, das diese Typen magisch anzog. Eine
grün gepunktete Aura oder so. Armer Caravan, er sah aus, als wäre er im
falschen Strom gelandet. Total erschossen sozusagen. Serail kicherte wieder.
    Es war ein ziemlich hysterisches
Geräusch. Er wusste nicht, wie er damit aufhören sollte ... Caravan versetzte
ihm einen Boxhieb auf die Nase, der ihn lang auf den Boden beförderte.
    Er blinzelte benommen. Das
nervenaufreibende Kichern war ihm im Hals stecken geblieben. Sein Getrauter
stand über ihm, und er sah wirklich wütend aus. „Tut mir leid, es tut
mir leid“, stammelte Serail hervor. „Ich weiß, du findest das alles überhaupt
nicht komisch, ok? Die Situation war einfach ein bisschen viel für mich, ok?“
Er schluckte. Manche Nebenwirkungen dieser Amnesie machten ihn nervös. Sein
immer liebenswürdiger und beherrschter Getrauter hätte im Augenblick eine Horde
Metalpunks in die Flucht schlagen können. „Hey, ich verstehe, wie du dich
fühlst. Wenn du etwas zum Abreagieren brauchst, nimm den Cafétisch auseinander
und nicht mich, ok?“
    Caravan nickte und tat genau das.
Am Ende sprang er noch ein bisschen auf den Überresten herum und schrie. Danach
schien er sich besser zu fühlen.
    Serail hatte sich aufgerappelt und
der Prozedur aus gebührender Entfernung zugesehen. Dann fragte er
verschüchtert: „Äh, Caravan, bist du noch wütend auf mich?“
    Sein Getrauter fuhr sich mit den
Händen durch die schweißnassen Haare. „Nein. Tut mir leid, ich weiß nicht, was
plötzlich mit mir los war. Du hast hoffentlich noch alle Zähne?“
    Serail grinste. „Ich glaube schon.
Mein Getrauter ist ein unzivilisierter Wilder.“ Er betastete vorsichtig seine
geschwollene Oberlippe.
    „Tut mir wirklich leid.“
    „Macht nichts. Ich werde uns ein
paar leere Nebenkorridore für den Heimweg aussuchen. Dann kannst du deine
Nerven beruhigen, und ich brauche nicht zu befürchten, dass du anfängst, unschuldige
Passanten zu beißen.“ Er sah sich nach der nächsten Korridormündung um und sagte:
„Oh, verdammte Scheiße.“
    „Was?“ Caravan war mitten in der
Bewegung eingefroren.
    „Es hat Bijou erwischt.“ Serail
befand sich schon im Laufschritt. Er kniete neben seinem Partyfreund nieder,
der bewegungslos auf dem Metallboden lag. Eine große Blutlache breitete sich
unter ihm aus.
    Serail wollte ihn anfassen, seinen
Puls prüfen, aber brachte es nicht über sich. Er starrte nur auf den nackten
Körper herunter

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