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Die fünfhundert Millionen der Begum

Die fünfhundert Millionen der Begum

Titel: Die fünfhundert Millionen der Begum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Vereinigten Staaten im Stande oder gar verpflichtet sind, intervenirend in diesen Kampf einzutreten, der die lateinische und sächsische Race gegen einander aufhetzen könnte; wir unterlassen aber nicht, alle Männer von Ehrgefühl über diesen schnöden Mißbrauch der Gewalt zu benachrichtigen. Möge France-Ville keine Stunde verlieren, sich in Vertheidigungszustand zu setzen….« u.s.w.
Zwölftes Capitel.
Der Kriegsrath.
    Des Stahlkönigs Haß gegen Doctor Sarrasin und dessen Bestrebungen war Niemandem ein Geheimniß. Man wußte, daß er absichtlich seine Stadt gegenüber der anderen gegründet hatte. Immerhin lag doch ein weiter Zwischenraum zwischen diesem Schritte und der Absicht, die letztere durch einen Gewaltstreich ohnegleichen zu zerstören. Der »New-York Herald« meldete das Unerhörte aber schwarz auf weiß. Die Correspondenten des mächtigen Journals hatten Herrn Schultze’s Geheimnisse erspäht und – sie sagten es ja – jetzt war keine Stunde zu verlieren!
    Der würdige Doctor saß anfangs ganz betäubt da. So wie jeder brave Mann sträubte er sich lange, das Entsetzliche zu glauben. Es schien ihm unmöglich, daß Jemand sich so weit verirren könne, eine Stadt, welche gewissermaßen das allgemeine Eigenthum der Menschheit bildete, ohne Ursache, aus reiner Prahlerei vernichten zu wollen.
    »Bedenken Sie doch, rief er in aller Unschuld aus, daß unsere Sterblichkeit dieses Jahr nur ein und ein Viertel Procent betragen würde; daß wir keinen Knaben von zehn Jahren haben, der nicht lesen könnte, daß seit der Gründung France-Villes keine Mordthat, kein Diebstahl vorgekommen ist! Und nun sollten Barbaren kommen, einen so glückverheißenden Versuch in seinem Anfange zunichte zu machen? Nein, ich kann es nicht glauben, daß ein Chemiker, ein Gelehrter, solcher Verruchtheit fähig wäre!«
    Nichtsdestoweniger durfte man die Warnung einer dem Werke des Doctors befreundeten Zeitung nicht unbeachtet lassen. Nach Ueberwindung der ersten Bestürzung wandte sich der Doctor, der seiner wieder Herr geworden, an seine Freunde.
    »Meine Herren, begann er, Sie sind Mitglieder des Stadtrathes, es liegt Ihnen nicht weniger ob als mir, alle zur Rettung der Stadt nöthigen Maßregeln zu ergreifen. Was haben wir zunächst zu thun?
    – Giebt es keine Möglichkeit eines gütlichen Ausgleichs? fragte Herr Lentz. Ist der Kampf ehrenvoller Weise zu vermeiden?
    – Gewiß nicht, fiel Octave ein, Herr Schultze sucht ihn offenbar um jeden Preis. Sein Haß wird jede Verständigung vereiteln!
    – So sei es, rief der Doctor, vielleicht sind wir doch im Stande, ihm gebührend zu antworten. Meinen Sie, Colonel, daß wir im Stande sind, den Kanonen von Stahlstadt Widerstand zu leisten?
    – Jede menschliche Kraft kann offenbar durch eine andere menschliche Kraft überwunden werden, erwiderte Colonel Hendon, doch dürfen wir gar nicht daran denken, uns durch dieselben Mittel und Waffen, mit denen Herr Schultze jedenfalls angreifen wird, vertheidigen zu wollen. Die Herstellung von Kriegsmaschinen, die gegen die seinigen zu kämpfen vermöchten, erfordern eine viel zu lange Zeit, und ich bezweifle überhaupt, daß wir damit zu Stande kämen, da uns die dazu nöthigen Werkstätten gänzlich fehlen. Für unsere Rettung giebt es nur den einen Weg, den Feind uns fernzuhalten und jede Belagerung unmöglich zu machen.
    – Ich werde sofort die Rathsversammlung berufen!« sagte Doctor Sarrasin.
    Mit diesen Worten schritt er schon seinen Gästen nach dem Arbeitszimmer voran.
    Letzteres bildete ein einfach ausgestatteter, auf drei Seiten mit Büchergestellen erfüllter Raum, dessen vierte Seite unter einigen Gemälden und Kunstwerken eine Reihe numerirter, etwa einer Hörrohrmündung ähnlicher Apparate einnahm.
    »Dank dem Telephon, sagte er, können wir in France-Ville eine Verhandlung abhalten, während jeder Theilnehmer zu Hause bleibt.«
    Der Doctor berührte den Drücker eines Anrufglocken-Systems, das gleichzeitig in den Behausungen sämmtlicher Rathsmitglieder ertönte. In weniger als drei Minuten verkündete die durch jeden Leitungsdraht zugeführte Antwort: »Gegenwärtig!« daß der Rath versammelt war.
    Der Doctor setzte sich nun vor seinem Sprechapparat, klingelte und sagte:
    »Die Sitzung ist eröffnet. Mein ehrenwerther Freund, Colonel Hendon, hat das Wort, um dem Stadtrathe eine höchst wichtige Mittheilung zu machen.«
    Darauf nahm der Colonel den Platz vor dem Telephon ein, verlas zuerst den Artikel aus dem »New-York

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