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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Kirche ihn ablöste   –, um vier kleine Gemeinden auf beiden Seiten der Grenze gekümmert hatte. New Radnor war die größte von ihnen gewesen. Alle hatten eigene Kirchen, allerdings war eine von ihnen eine Ruine.
    «Aber davon darf man sich nicht in die Irre führen lassen. Ich meine, vergiss nicht, dieser Typ hat es nicht so mit Kirchen, er hat es eher mit Bretterbuden. So, jetzt ist Old Hindwell ein Ort, in dem es keine Kirche mehr gibt, noch nicht mal eine Baptistenkapelle. Aber es gibt eine verdammte Bretterbude. Vielleicht nicht wirklich aus Brettern, eher aus Beton und Stahl. Nämlich die Dorfhalle.»
    «Da gibt es eine Dorfhalle?»
    «Ja, ganz oben im Ort, man muss ein paar Stufen den Hügel raufgehen. Sie ist aus den frühen Sechzigern und war schon fast verfallen, als Ellis kam. Irgendwann ist er dann mal durch das ganze Gestrüpp und hat ein helles Licht gesehen, genau wie der Typ auf der Straße nach Damaskus, und da war für Ellis völlig klar: ‹Das ist sie. Das ist meine Kirche!› Erinnerst du dich an diesen Film,
Der einzige Zeuge
, wo die Amish People an einem einzigen Tag diese riesige Scheune bauen?»
    «Und alle packen mit an. Der ist toll.»
    «Genau, so was Ähnliches ist hier passiert. Christen aus der ganzen Gegend sind gekommen, um Ellis zu helfen, seine Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Das Geld floss in Strömen, Tischler,Klempner, alle möglichen Handwerker haben umsonst gearbeitet. Und in null Komma nichts war das Gemeindehaus so gut wie neu. Und jetzt ist es jeden Sonntag knackevoll, es sind mehr Leute da als in all den andern Kirchen hier zusammen.»
    Robin machte eine Pause.
    Betty sah ihn unschlüssig an. «Und was soll ich jetzt dazu sagen?»
    «Was glaubst du, wie es kommt, dass das alles an einem Ort stattfindet, in dem so wenig Religiosität herrscht, dass die Kirche schon mal aufgegeben wurde?»
    «Evangelisation, Robin. Wenn das erst einmal losgeht, verbreitet es sich wie ein Lauffeuer. Ellis ist eine ganz neue Art Pfarrer mit all diesen amerikanischen   … was auch immer. Das zeigt doch, wie gut es ist, dass wir schön unauffällig geblieben sind, denn diese Wiedergeborenen sind, um es zurückhaltend auszudrücken, nicht gerade tolerant Heiden gegenüber.»
    Robin schüttelte den Kopf. «Ellis sagt, das alles hat nichts mit ihm zu tun. Er glaubt, es musste passieren – um etwas gutzumachen, was falsch gelaufen ist, irgendetwas, für das die Kirche von Old Hindwell ein Symbol ist oder so.»
    Betty wartete.
    «Wir sind immer näher an die Kirche gekommen, und so langsam fand ich ihn ziemlich nervig, deshalb hab ich angefangen, über diese wunderbaren alten Eiben zu reden – und dass das Gebäude selbst aus dem Mittelalter stammt, mir aber jemand
erzählt
hat, diese im Kreis gepflanzten Eiben und die Position der Kirche würden darauf hinweisen, dass es sich um eine vorchristliche Stätte handelt. Aber das hab ich natürlich alles in so einem Nicht-dass-es-mir-viel-bedeutet-es-interessiert-mich-einfach-Ton gesagt.»
    «Robin», sagte Betty, «zu diesem Ton bist du überhaupt nicht
fähig

     
    Ellis hatte ihn angestarrt. «Wer hat das erzählt?»
    Robin verhaspelte sich. «Also   … ich glaube, das war der Makler.»
    Er war wütend auf sich selbst, weil er sich nicht klar zu der Religion bekannte, die immerhin die älteste der Insel war, und dass er diesen humorlosen Arsch immer weiter behaupten ließ, sein eigener zweitausend Jahre alter Kult habe das alleinige Existenzrecht.
Wie hat Ihre Kirche das denn erreicht, hm, Nick? Indem sie zahllose sogenannte heilige Kriege gegen andere Religionen geführt hat? Indem ihre Anhänger sich untereinander bekämpft und Väter vor den Augen ihrer Kinder erschossen haben?
    «Ich erzähle Ihnen jetzt mal die Wahrheit über diese Kirche, Robin», hatte Ellis gesagt. «Die Kirche ist nach dem Erzengel Michael benannt worden. Was wissen Sie über ihn?» Robin sagte lieber nichts.
    «Offenbarung des Johannes, Kapitel zwölf. ‹Und es erhob sich ein Streit im Himmel: Michael und seine Engel stritten mit dem Drachen. Und der Drache stritt mit Michael und seinen Engeln.›»
    Robin hatte auf seine Stiefel geguckt.
    «‹Und es ward ausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführte, und er ward geworfen auf die Erde   …›»
    «Richtig», sagte Robin, «das hatte ich ganz vergessen.»
    «Interessanterweise sind hier im Umkreis mehrere Kirchen nach dem Erzengel Michael

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