Die Fuenfzig vom Abendblatt
Verhoven lächelte.
„Wir werden eine Tasse Tee zusammen trinken das war alles, was der Blinde sagte. Dabei ging er zur Kommode, suchte Tassen, Teller und eine Kanne hervor.
„Ist das alles, was du zu meinem Vorschlag zu sagen hast?“ Der Blinde war bereits auf dem Wege zur Küche, da wandte er sich an der Tür nochmals um: „Wir wollen nicht alte Wunden aufreißen, Peter von Bertelmann. Wir wollen diesen alten Wunden, die nun glücklich vernarbt sind, vor allem auch keine neuen hinzufügen. Wenn diese Noten je einmal gespielt werden, dann nur unter meinem Namen. Ich werde eben so lange warten müssen, bis das möglich ist —“
Peter von Bertelmann war aufgestanden und trat jetzt auf Vater Verhoven zu. „Ich hatte natürlich damit gerechnet, daß du sofort an die alte, dumme Sache denken würdest. Ich habe mich damals benommen wie ein Schuljunge. Zugegeben. Aber heute sind wir beide älter. Das Angebot ist nicht schlecht. Überlege es dir. Du würdest an allen Einnahmen mit fünfzig Prozent beteiligt sein. Damit sind diese Blätter und Noten plötzlich ein Kapital. Wer weiß, ob nach mir jemals wieder jemand zu dir in diese Dachkammer heraufsteigt —“ Aber Vater Verhoven schien diesen Worten schon gar kein Gehör mehr zu schenken. Fast ungeduldig wartete er, bis Bertelmann ausgesprochen hatte. „Bitte, laß uns jetzt nicht mehr davon reden. Wir wollen die heutige Unterhaltung genauso vergessen wie die damalige Geschichte. Wir trinken jetzt eine Tasse Tee zusammen und wollen Freunde bleiben wie zuvor. Ich bitte dich recht herzlich darum Eine Weile blieb der Blinde noch stehen, als suche er mit seinen Augen durch die dunklen Gläser das Gesicht des ehemaligen Studienkameraden. Dann wandte er sich der Küche zu, machte sich an einem kleinen Gasherd und an der Wasserleitung zu schaffen. Als er aber von dort wieder in den engen Korridor zurückkam, hörte er nur noch, wie die Tür ins Schloß fiel. Peter von Bertelmann hatte ihn ohne Gruß verlassen.
Kriminalkommissar Haustecher pfeift auf die Freiheit der Presse
Rudi Pleschke hatte in diesen Tagen allen Grund, sich über seinen Untermieter zu wundem.
Dieser Harald Madelung war plötzlich wie ausgewechselt.
Bisher hatten die beiden in ihrer Junggesellenwohnung zusammen gehaust wie zwei Brüder. Wochenlang war alles in bester Ordnung gewesen, und die gute alte Frau Buske hatte den Jungen in ihr Herz geschlossen wie einen eigenen Sohn.
Aber nun hatte auch sie ihre Bedenken, und sie hielt es für ihre Pflicht, darüber mit dem jungen Sportschriftleiter zu sprechen. „Um ein Uhr ist er heute nacht wieder nach Hause gekommen. Der Hausportier hat ihn gehört. Man spricht jetzt schon über ihn. Und nicht sonderlich gut, das muß ich leider sagen. Wo er sich nur herumtreibt?“
Rudi Pleschke saß gerade beim Frühstück, und der Stuhl an der anderen Seite des Tisches war wieder einmal leer.
Während sie bisher morgens ihren Kaffee immer gemeinsam getrunken hatten, schlief Harald jetzt meistens bis neun oder zehn Uhr. Und wenn er dann aufstand, hatte er trotzdem noch dunkle Ringe um die Augen.
„Wir sind ja auch mal jung gewesen, Mutter Buske! Das legt sich wieder---“
Rudi Pleschke schmierte sich eine Marmeladenschnitte und tat so, als sei er durch die augenblickliche Lebensweise des Jungen nicht sonderlich beunruhigt. Aber Frau Buske wußte genau, daß sich auch Herr Pleschke seine Gedanken machte.
Sie ging kopfschüttelnd aus dem Zimmer.
Der junge Sportschriftleiter aber nahm sich nach alledem vor, heute vollkommen außerhalb des Programms seine Verlobte aufzusuchen. Eigentlich hatte er sich mit Lilo Weißmüller erst wieder für Sonntagabend verabredet. Aber so lange wollte er die Sache nicht mehr aufschieben. Wenn es heute auch schon Freitag war. Der Junge kam ja offensichtlich Tag für Tag mehr unter die Räder. Es war an der Zeit, ihm den Kopf zurechtzusetzen und vielleicht sogar Mr. Voss Bescheid zu sagen.
Als Harald schließlich aus seinem Zimmer kam, war es glücklich zehn Minuten nach elf. Die Sonne stand schon voll am Himmel, und Rudi Pleschke war natürlich längst über alle Berge.
„So darf man mit seiner Gesundheit nicht wirtschaften, mein Junge Frau Buske war ins Bad gegangen und ließ Wasser in die Wanne.
„Und nun baden Sie erst mal, damit Sie wieder aus den Augen gucken können. Sie sind ja noch vollkommen verschlafen
Es war wirklich ein Jammer, wenn man mit ansehen mußte, wie dieser gesunde junge Kerl in seinem Bademantel
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