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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Sonne lag schon wieder über dem Park.
    Mr. Voss saß in einem der Korbsessel und so, in seine Gedanken versunken und dem Rauch seiner Zigarre nachschauend, fand ihn der Junge vor, als er jetzt in seinem Bademantel und noch ein Handtuch über die Schultern zu ihm trat. Er hatte sein Haar flüchtig zurechtgekämmt, und alle Spuren des Trainings waren zusammen mit dem Schmutz der
    Aschenbahn wie weggespült. Lachend griff er nach der Teekanne und reichte auch seinem Vater eine Tasse.
    „Ich habe Mutter gebeten, uns allein zu lassen.“ Mr. Voss legte seine Zigarre zur Seite.
    „Du weißt, ich habe nicht viel Zeit. Vor allem nicht am Tage während der Arbeit. Wie sehr ich das bedaure, weißt du ebenfalls. Ich würde mich lieber mehr um dich kümmern,
    aber meine Zeitung und alles, was so dran hängt---“
    Mr. Voss nahm einen kleinen Schluck Tee.
    „Du hast dein Abitur hinter dir, Harald. Wir haben schon oft über deinen Beruf gesprochen. Du sagst, daß du auch zur Zeitung willst, daß du ebenfalls das werden möchtest, was ich bin. Du sagst, daß du es auf dem gleichen Wege werden möchtest.“
    „Daran hat sich nichts geändert — oder doch?“
    „Nein — nicht von mir aus. Aber wir sind jetzt an dem Punkt, wo du deine Entscheidung wahr machen oder korrigieren mußt. Ich zwinge dich zu nichts. Ich habe dir immer deine volle Freiheit gelassen, und das soll nach Möglichkeit auch in Zukunft so bleiben.“
    Mr. Voss zündete sich seine ausgegangene Zigarre an.
    „Ich könnte dich natürlich einfach in unsere Redaktion stecken und dich wie auf einem silbernen Tablett von Abteilung zu Abteilung transportieren lassen — “
    „Vorsicht, meine Herren, der Sohn des Chefs. Er ist nicht besonders intelligent, aber er soll so bald als möglich eine leitende Stellung einnehmen Harald schlug grinsend ein Bein über das andere und sah seinen Vater an.
    „Ja, das kannst du haben. Du brauchst es nur zu sagen, und ich spreche noch heute ein paar Worte mit Sprinter, daß er sich deiner besonders annimmt.“
    „Du weißt, daß ich nichts geschenkt haben will. Vielleicht ist es überhaupt einfacher, ich fange bei einer fremden Zeitung an — “
    „Stopp!“ unterbrach Mr. Voss seinen Jungen und stand auf. „Geschenke — “, er zog an seiner Zigarre und ging zum Fenster. „Geschenke — stimmt, das ist so was wie die Schlagsahne im Leben. Man soll sie nur an Feiertagen nehmen. Das tägliche und meistens ziemlich harte Brot müssen wir uns selbst verdienen. Da, der Park da unten, drüben dein Bad, der Ses-sei, jede Tasse, die Teekanne, für alles habe ich gearbeitet. Du könntest es leichter haben. Eine Unterschrift von mir oder nur ein Telefongespräch und du hast vieles, was sich andere erst ziemlich hart verdienen müssen. Allerdings, Glück und Zufriedenheit kann ich dir nicht garantieren. Aber viele Leute sind ja der Meinung, das sei nicht so wichtig und komme mit dem entsprechenden Bankkonto ohnehin von selbst. Ich kann es nicht beurteilen. Ich könnte mir mein Leben nicht ohne meine Arbeit denken und nicht ohne die Stunden und Tage, an denen ich besonders glücklich war, weil ich das oder jenes erreicht und geschafft hatte.“
    Mr. Voss kam vom Fenster her ins Zimmer zurück und setzte sich wieder.
    „Ich sage dir das heute alles noch einmal, weil ich nicht möchte, daß du mir später vielleicht einmal vorwirfst, ich hätte dir nur den Weg schmackhaft gemacht, auf dem du nun mit eigener Kraft lostigern kannst. Ich bin nicht weniger glücklich, wenn du den Vorteil meiner Stellung und meines Vermögens in Anspruch nimmst. Und ich glaube, deine Mutter erwartet das sogar von dir.“
    „Dann werde ich sie leider enttäuschen müssen —“
    „Laß mal, mit Mutter rede ich schon. So, und jetzt schlage ich vor, daß du in mein Zimmer gehst und so schnell wie möglich mit der Kognakflasche und zwei Gläsern zurückkommst. Ich möchte nämlich mit dir anstoßen, und dieser Tee erscheint mir dazu in höchstem Maße ungeeignet.“
    Kaum zwei Minuten später setzte Harald grinsend die Gläser auf den Tisch und goß ein.
    „Du kannst schon morgen anfangen, wenn du willst. Ich habe bereits mit Alibaba gesprochen — “
    „Ich bin gespannt, den Herrn kennenzulernen. Hat er irgend etwas gesagt — ?“
    „Um ehrlich zu sein, er hat sich nicht gerade vor Begeisterung überschlagen. Zumindest ist er wohl mißtrauisch, weil ich zum ersten Mal einen Jungen für seine Mannschaft empfohlen habe. Paß ja gut auf. Der Bursche ist

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