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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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nicht mehr verhindern, daß unter ihm ein Stück der Dachrinne zu Boden stürzte, im Fallen die Tonne mit sich riß und krachend auf das Pflaster schlug.
    Beinahe im gleichen Augenblick wurde unter dem Jungen die Türe aufgerissen. Wie von einem Scheinwerfer fiel das grelle Licht aus dem Innern der Baracke ins Freie. Stimmen waren zu hören. Rufe. Schritte. Laufen. Das alles überstürzte sich in zwei oder drei Sekunden.
    Und als Harald jetzt auf seinem Dach endlich Halt gefunden hatte und schon glaubte, entdeckt zu sein, da sah er unter sich und dicht neben der heruntergestürzten Tonne, wie Bulle zusammen mit zwei anderen Kerlen einen kleinen, untersetzten Menschen, der einen grauen, nassen Gummimantel trug, ins Licht zerrte und zur Türe schleppte. Der in seinem Gummimantel wehrte sich mit Händen und Füßen. Aber sein Kampf war aussichtslos. Die Kerle aus der Baracke packten ihn an Armen und Beinen, erhielten noch Verstärkung durch den dicken Krüger und zwängten sich nun mit ihrer Last durch die schmale Tür ins Innere der Baracke.
    Irgendwie kannte Harald diesen Menschen in seinem grauen Gummimantel. Er hatte dieses Gesicht schon gesehen, nur wußte er nicht, in welchem Zusammenhang. Aber das war im Augenblick auch gleichgültig. Im Augenblick war nur wichtig, diese Aufregung auszunutzen. Jetzt hatte man da unten genug zu tun. Für die nächsten Minuten wenigstens. Harald beugte sich also über den Rand des Daches, versuchte durch die immer noch geöffnete Tür ins Innere der Baracke zu sehen. Aber da wurde die Tür gerade wieder zugeworfen. Von einem Fuß zugestoßen.
    Der Windfang war kaum mehr als zwei Meter von dem Jungen entfernt. Eine schmale, runde Blechöffnung nach der Art eines gekrümmten Ofenrohrs. Harald kroch darauf zu. Er ließ jetzt alle Vorsicht außer acht. Und hier endlich fand er einen schmalen Spalt, seitlich nur, durch den er ins Innere der Baracke sehen konnte. Freilich war es nur ein begrenzter Streifen, den er einsehen konnte. Wie ein Strich nur, der sich quer durch den Raum zog. Aber dieser Strich ging über aufgestapeltes Papier und über den Rand einer Druckpresse hinweg. Und quer durch diesen Strich wurde jetzt gerade ein Körper in einem grauen Gummimantel auf den Fußboden gelegt, zeigten sich Beine, Rücken und Köpfe.
    „---werden dich schon zum Reden bringen, mein Junge!
    Los, macht ihm die Taschen leer!“
    Das war Krügers Stimme.
    Dabei sah Harald, wie sie sich über den Mann in seinem grauen Gummimantel hermachten. Von ihm selbst aber sah er nur noch zusammengebundene Hände und einen schmalen Streifen seines Körpers.
    Und jetzt war es für Sekunden ganz still in dem Raum. Auch nicht die geringste Bewegung war mehr zu sehen. Füße, Arme, Rücken — alles stand wie erstarrt.
    Bis dann wieder Krügers Stimme zu hören war. Jetzt aber verdammt leise.
    „ — so — ach so — von der Polente! Und gleich mit den entsprechenden Ausweisen in der Tasche — Kripo! Höchstpersönlich —“
    „Mensch, Krüger, dicke Luft „Wo haste all das Zeug?“
    „Der ist bestimmt nicht allein hier —?“
    Plötzlich sprach alles durcheinander. Einer davon war Bulle. Und jetzt wieder der Zeitungshändler. „Los, bringt den Kerl in den Keller runter. Aber dalli! Alles Zeug zusammenpacken. Aber nur was fertig ist. Alles andere bleibt hier. Ist doch nicht mehr zu retten. Ich haue ab, hole das Zeug aus meinem Kiosk. Bulle los, vor die Türe. Nachschauen, ob der Kerl allein war. Du da — nimmst den Koffer und packst alles rein, was — „
    In diesem Augenblick schlug plötzlich das Geräusch der Tür in Krügers Anordnungen. Gleichzeitig fühlte Harald, wie unter ihm Licht und Helligkeit erneut aus dem Innern der Baracke ins Freie fielen. Und er hörte jetzt auch eine ruhige, fast freundliche Stimme. „Bemühen Sie sich nicht weiter, meine Herren. Lassen Sie alles liegen und stehen, so wie es ist. Seien Sie lediglich so freundlich und nehmen Sie die Hände hoch!“ Das war Haustecher. Das war die Stimme des Kriminalkommissars. Ruckartig richtete sich Harald auf, sprang an den Rand des Daches und sah nun tatsächlich den gemütlichen Herrn aus dem Zimmer 128 der städtischen Kriminalpolizei, links und rechts von anderen Beamten flankiert, auf den Stufen und mitten im Lichtschein stehen, der aus der geöffneten Tür über ihn fiel. Er selbst hatte seine Hände in den Taschen. Seine beiden Begleiter aber hielten zwei Pistolen ins Innere der Baracke gerichtet.
    Also hatte ihn die

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