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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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habe.
    „Das konnte er doch nur mit Ihrem Einverständnis! Sie waren es doch, die Ihr Leben aufs Spiel setzten!“
    Dieser Umstand sei es dann auch gewesen, der es ihnen endlich möglich gemacht hätte, alle Verbindungen mit Bertoldi von einem Tag auf den anderen zu lösen. Er habe gewütet und gebrüllt wie ein Stier. Doch er konnte ihnen nichts anhaben, weil sie es ja nun waren, die ihn jederzeit hätten zur Anzeige bringen können.
    „Aber es ist nicht einfach, auf eigenen Füßen zu stehen, wenn man jung ist und keine Beziehungen hat. Zudem ist Bertoldi ein mächtiger Mann, und mancher Direktor, der uns liebend gerne nehmen würde, wagt es nicht, weil wir von Bertoldi im Streit geschieden sind. Doch wir beißen uns schon durch. Und im übrigen fühlen wir uns trotz allem drüben bei dem kleinen Tingeltangel wohler als im großen strahlenden Zelt Bertoldis — “
    „Man müßte in der Zeitung öffentlich feststellen, was dieser Kerl für ein Mensch ist Harald überlegte schon, wie sich das wohl bewerkstelligen ließe.
    Aber Fräulein Remo meinte, es sei in der ganzen Sache schon genug Staub aufgewirbelt. Ja, es ginge sogar schon so weit, daß man sie bereits verdächtige, die Nachtexpreß-Veranstaltung sabotiert zu haben. Denn Sabotage oder etwas Ähnliches sei ja wohl im Spiel gewesen---
    „Verrückte Ideen — wie?“
    „Ja, sehr verrückt!“ Harald schien es geraten, auf ein weniger gefährliches Thema überzuspringen.
    „Wir haben übrigens einen gemeinsamen Bekannten“, versuchte er zu lächeln. Aber seine Stimme klang recht belegt.
    Das Mädchen sah ihn mit seinen großen blauen Augen erstaunt an.
    „Erwin Kogge. Er hat ein Bild von Ihnen. Ein schönes Bild übrigens. Und da haben Sie ihm so etwa vor acht Tagen sogar etwas darunter geschrieben. Irgend so ein paar Worte und Ihren Namen.“
    Jetzt lachte Inge Remo so hell, wie Harald noch nie ein Mädchen lachen gehört hatte.
    „Ich verschenke überhaupt keine Bilder! Und Autogramme und so etwas gebe ich erst recht nicht. Wenn Sie wüßten, wie eingebildet und läppisch mir so was vorkommt! — Ruhe, Daniela!“
    Die Dogge zerrte wieder an ihrem Halsband und fing erneut an zu knurren. Und das mit gutem Grund. Denn ohne daß es Inge Remo und Harald bemerkt hatten, kamen sie, vom Strom der Menschen geschoben, gerade wieder ganz nahe an der Schießbude vorbei.
    Und den Dicken da drüben schien die Dogge wirklich nicht ausstehen zu können.
    Im übrigen war es für Harald leider an der Zeit, sich zu verabschieden. Er mußte noch den Artikel schreiben und wollte doch auch zur Einladung bei Herrn Sprinter pünktlich sein.

Nicht alles, was gedruckt steht, ist wahr

    Der Hauptschriftleiter des Abendblattes saß im Arbeitszimmer seiner Wohnung. In einem tiefen, ledernen Clubsessel.
    Auf seinen Knien lag ein Stapel Fotos. Er erklärte sie Stück für Stück und gab sie dann an einen der Jungen weiter.
    Wer von den fünfzig Mann der Horde in seiner unmittelbaren Nähe keinen Platz mehr gefunden hatte, der saß auf der Couch, in einem der übrigen Sessel, hatte sich auf deren Lehnen gesetzt oder hockte auf dem dicken Teppich, der auf dem Boden des Zimmers lag. Denn auch all die anderen Stühle, die Herr Sprinter noch aus den übrigen Räumen seiner Wohnung zusammengeholt hatte, reichten bei weitem nicht aus, um all seinen jungen Gästen Platz zu bieten.
    Heute war es zu jener Einladung gekommen, die Herr Sprinter damals nach dem Abend bei Zirkus Bertoldi dem Boß der Jungen vorgeschlagen hatte.
    Noch am späten Nachmittag, so gegen 18 Uhr, hatte der Hauptschriftleiter allerdings das Gefühl gehabt, er sei vielleicht doch etwas zu voreilig gewesen. Ab diesem Zeitpunkt war nämlich die Klingel am Gartentor seines kleinen weißen Hauses kaum mehr stille gestanden. Einer der jungen Besucher hatte dem andern die Klinke in die Hand gegeben.
    Und fünfzig Jungen, das sind fünfzig Paar Schuhe. Und wenn Alibaba der Horde auch eingeschärft hatte, vor Betreten des Hauses den Schuhabstreifer zu benutzen, allgemein ein frisches Hemd anzuziehen, sich die Haare zu kämmen und die Finger zu waschen — na ja — trotzdem —
    Eine Vierzimmerwohnung ist an sich für einen Junggesellen eine respektable und geräumige Behausung und gestattet ihrem Besitzer auch Gesellschaften größeren Ausmaßes. Aber als da heute abend diese fünfzig Jungen erst noch etwas unbeholfen zwischen all den Wänden, Möbeln, Bildern und Vasen herumgestanden waren, da hatte der Hauptschriftleiter

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