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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Ihren Laden hier besser organisieren!“ Harald fand den Augenblick für günstig, auf die Seite des Mädchens überzuwechseln. Der Besitzer der Schießbude aber war nicht gewillt, klein beizugeben.
    „Was heißt hier ,besser organisieren’? Ich führe meinen Betrieb auf diese Art und Weise nun schon gute fünfzehn Jahre. So was Verrücktes ist mir dabei noch nicht vorgekommen! Ach, Sie meinen wohl, daß ich jetzt noch einen zweiten von meinen Teddys rausrücke, wie? Aber da sind Sie falsch gewickelt! Das trägt mein Geschäft nicht bei den paar Groschen. Wenn Sie nicht losen wollen, können Sie ja ein Messer von mir haben. Schneiden Sie das Ding in der Mitte durch, dann bekommt jedes die Hälfte. Mir soll’s egal sein!“
    Die Dogge ging vom Knurren zum Bellen über und wollte den Dicken anspringen. Hätte nicht die junge Artistin das Tier mit aller Kraft am Halsband festgehalten, wäre wohl der Tisch kaum ein Hindernis für Daniela gewesen. Sie hätte den Kerl, der da so offensichtlich gegen ihre Herrin ausfällig wurde, schon irgendwo an seinem fetten Leib zwischen die Zähne bekommen.
    Aber Harald hatte es sich inzwischen anders überlegt. Er beachtete den Schießbudenbesitzer überhaupt nicht mehr. Dafür verneigte er sich jetzt ein klein wenig zuerst vor der Dogge und dann vor dem Mädchen.
    „Wenn das Unternehmen nicht in der Lage ist, auch Ihren Anspruch zu befriedigen, dann — dann gestatten Sie mir, daß ich Ihnen selbstverständlich meinen Teddy zur Verfügung stelle —“ Das kam fließend, und Harald verzeichnete nicht ohne Genugtuung ein freundliches Lächeln bei der Besitzerin der Dogge.
    Er übergab ihr den so heiß umstrittenen Preis nicht anders, als ob er einer gefeierten Künstlerin einen Strauß weißer Rosen überreicht hätte.
    „Harald Madelung ist mein höchst unwichtiger Name.“
    Nun lächelte auch er.
    „Inge Remo.“
    Sie nahm den Teddy und lächelte zurück.
    „Aber gerecht ist es nicht! Das Ding da gehört Ihnen genauso wie mir. Ich nehme es nur, weil Daniela nächsten Sonntag Geburtstag hat. Dieser Teddy ist nämlich für sie etwas zum Spielen. Sie sollten sie mal zu Hause mit,Onkel Friedrich’ sehen. ,Onkel Friedrich’ ist eine Puppe, müssen Sie wissen —“
    „Vermutlich ist der arme Onkel dann ziemlich zerzaust, und auch der Teddy hier wird bald so aussehen, als hätten wir ihn wirklich mit dem Messer halbiert-“
    Aber da widersprach das Mädchen ebenso bestimmt, wie es zuvor seinen Treffer verteidigt hatte.
    „Daniela ist eine Seele von einem Hund. Sie sieht nur so gefährlich aus, und böse ist sie nur gegen Menschen, die ich nicht leiden kann. Das spürt sie sofort. Aber mit ,Onkel Friedrich’ ist sie wie ein Kind. Den hat sie nun schon seit Weihnachten, und er ist noch wie neu. Nein, bestimmt, Teddy wird es sehr gut haben bei Daniela.“
    Harald ging jetzt an der Seite des Mädchens schon ein gutes Stück, von der Masse der Menschen geschoben, an den Buden und Karussells vorbei. Als sie wieder in Höhe des Zeltes kamen, wo die Riesendame ihre Hemden und Strümpfe zur Schau stellte, wagte Harald die Frage:
    „Wieso sind Sie eigentlich von Bertoldi weg? Ich sah Sie vorhin da drüben auftreten „Woher wissen Sie, daß wir bei Bertoldi waren?“
    „Ich bin bei der Zeitung. Da muß man eben überall ein wenig Bescheid wissen.“
    Harald sagte es nicht ohne einen Schuß von Selbstgefälligkeit. Und geradezu stolz fügte er hinzu: „Ich habe Sie an jenem Abend gesehen, als Sie ohne Netz aufgetreten sind.“
    „Wieso? Da war doch kaum Publikum anwesend?“
    Inge Remo war erstaunt und wollte stehenbleiben. Doch sie wurde von der Masse der vorwärtsdrängenden Menschen gleich wieder gezwungen, weiterzugehen.
    „Dieser Abend hat uns endlich frei gemacht!“
    Bertoldi sei ein durch und durch schlechter Mensch. Schon als Kind sei sie mit ihrem Bruder in seine Hände geraten. Nicht schnell genug habe es ihm gehen können, bis sie auftraten, um etwas zu verdienen. Aber als es dann soweit gewesen war, habe er ihnen keine Gage ausbezahlt. Sie hätten jetzt erst einmal eine geraume Zeit umsonst zu arbeiten, damit er das Geld, das ihn ihre Erziehung gekostet hätte, zurück erhielte. Und dann sei dieser Abend gekommen, an dem Bertoldi gegen eine besondere Summe Geld den Leuten vom Nachtexpreß versprochen habe, die beiden jungen Artisten als besondere Attraktion ohne Schutznetz auftreten zu lassen, Was er ihnen selbst aber erst kurz vor Beginn dieser Vorstellung eröffnet

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