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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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fragen? Sprinter hatte ihn doch sehr mangelhaft ausgestattet. Zumindest einen Presseausweis hätte man ihm mitgeben müssen.
    Die Vorstellung, daß ihn irgend so ein Schmierendirektor hinauswarf und vor allem, daß die beiden Remos das vielleicht sehen könnten, ließ Harald vorerst mal weitergehen.
    Dabei trieb ihn der Strom der Schaulustigen nach einer Weile vor einen Schießstand. Man konnte hier auf Scheiben zielen. Als besonders schwieriges Ziel war allerdings eine kleine Wasserfontäne eingerichtet, auf deren Spitze eine kleine weiße Kugel hin und her hüpfte. Je nachdem, wie es dem Wasserstrahl gerade einfiel, sprang das runde Ding zur Höhe oder fiel auch wieder in die Tiefe. Vielleicht genau im Augenblick, da man abdrückte. Natürlich ging der Schuß dann ins Leere.
    Während für das Schießen auf Scheiben bei entsprechender Ringzahl Papierblumen und Haushaltsgegenstände als Preise ausgesetzt waren, sollte das Treffen der auf und ab hüpfenden Kugel mit einem Teddybär belohnt werden.
    Drei Schuß kosteten eine Mark. Harald griff in die Tasche und ließ sich plötzlich eines der Gewehre geben.
    Der erste Schuß ging dicht am Ziel vorbei. Beim zweiten Mal sprang gerade im Augenblick des Abziehens die weiße Kugel gute fünf Zentimeter höher, als sie im Augenblick des Zielens gelegen hatte. Und beim dritten Schuß war es beinahe genauso. Jetzt war der Ehrgeiz geweckt. Harald griff noch einmal in die Tasche. Aber auch die nächsten drei Schüsse gingen wieder daneben.
    Jetzt verlangte er ein anderes Gewehr.
    Lächelnd entsprach der Budenbesitzer dieser Bitte. Harald war nicht der erste Schütze, der seinen Mißerfolg eher dem Gewehr zusprach als sich selbst.
    Aber wie dem auch sei, der Volltreffer beim dritten Schuß gab ihm anscheinend recht.
    Sozusagen ,,ins Herz getroffen“ platzte die kleine Kugel in tausend Splitter auseinander.
    Harald legte sein Gewehr wieder auf den Tisch zurück, bezahlte und nahm lachend seinen Teddybären in Empfang.
    Doch da erhob neben ihm eine weibliche Stimme lauten Protest.
    „Aber der Teddy gehört doch mir. Es war doch mein Schuß, der die Kugel getroffen hat!“
    Harald wandte sich nach der empörten Dame um, um sich und seinen Treffer zu verteidigen — aber da blieben ihm die Worte im Halse stecken.
    Die Dame, die da neben ihm rebellierte, war gar keine Dame. Es war ein junges Mädchen in einem blaugestreiften Sommerkleid. Und dieses Mädchen kannte er: es war der weibliche Teil der beiden Remos, Fräulein Remo sozusagen.
    Allerdings war im Augenblick nichts von der sicheren Ruhe an ihr, die sie in der Manege und auf dem Seil so auszeichnete. Sie war empört. Ihr schmales Gesicht war gerötet, und eine Strähne ihres hellblonden Haares fiel ihr über eines der großen Augen.
    „Da kann doch kein Zweifel bestehen, daß der Teddy mir gehört. Genau als ich abdrückte, zerplatzte die Kugel. Es war mein Schuß.“
    Dabei mußte sie jetzt an das Halsband einer großen Dogge fassen, die, als wenn es Tintenspritzer wären, große schwarze Flecken auf ihrem weißen Fell hatte und jetzt angriffslustig zu knurren anfing. Daß nicht mit ihr zu spaßen sei, deutet sie durch ihre langen, weißen Zähne an, die sie jetzt recht ungeniert zeigte.
    „Gestatten Sie — ich möchte Ihnen nicht im geringsten widersprechen. Aber was den Schuß betrifft, so kann ich auch meinerseits nur sagen: Ich bin vollkommen sicher und weiß, daß ich es war, der getroffen hat
    „Und ich bleibe dabei, daß ich getroffen habe — Ruhe, Daniela!“
    Das Knurren der Dogge war lauter geworden. Sie war übrigens so groß, daß sie ihrer jungen Herrin bis zur Hüfte reichte, einer schlanken Hüfte übrigens.
    „Aber bitte, meine sehr verehrten Herrschaften, beruhigen Sie sich doch! Bitte recht sehr, keinen Skandal vor meinem Unternehmen!“
    Der Besitzer der Schießbude stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch, der ihn von den beiden jungen Kunden trennte, und versuchte zu vermitteln.
    „Mein Gott, es ist ja möglich, daß Sie beide im gleichen Augenblick abgezogen und vielleicht auch beide getroffen haben. Es passieren die komischsten Dinge auf der Welt, Da müssen Sie eben um den Teddy losen!“
    Das Mädchen warf seinen schmalen Kopf zurück.
    „Ich denke nicht daran! Wie komme ich dazu, um etwas, das mir zusteht, zu losen? Es liegt an Ihnen, zu verhindern, daß zwei Personen zu gleicher Zeit auf dasselbe Ziel schießen können.“
    „Sehr richtig! So fehlt ja jede Kontrolle! Sie müssen

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