Die Fuenfzig vom Abendblatt
gekannt! Aber wir sollten dich bewundern! Was du für ein Casanova bist — ! Billig, Herr Kogge ! Very billig — und schlecht dazu — !“
„Wenn ich stärker wäre, ich würde Corned beef aus ihm machen!“ tobte jetzt Sam mit blitzenden Augen.
Aber niemand hörte auf ihn. Alibaba war ohne jedes weitere Wort zu seinem Fahrrad gegangen, und die übrige Horde tat das gleiche. Bombinsky würde jeden Augenblick zur Ausgabe der Zeitung rufen.
Als Mr. Voss am nächsten Morgen zur achten Etage seines Verlagsgebäudes hinaufgefahren war und sich in seinem Arbeitszimmer hinter den breiten Schreibtisch gesetzt hatte, fand er in der ersten Akte, die er aufschlug, eine säuberlich zusammengefaltete Zeitung vor. Es war die gestrige Ausgabe des Abendblattes. Die Zeitung war so zusammengelegt, daß die dritte Seite oben lag. Auf dieser dritten Seite aber war ein Artikel über die Eröffnung des Lunaparkes mit roten Strichen umrandet. Und quer über die Zeilen stand ganz einfach:
Ebenfalls in roter Schrift.
Mr. Voss klingelte nach seiner Sekretärin, die doch sonst über alles Bescheid wußte. Aber es ergab sich leider, daß Fräulein Weißmüller dieses Mal keine Auskunft geben konnte.
So blieb es ungeklärt, wie die Zeitung auf den Schreibtisch des Allgewaltigen gekommen war.
Das Rennen ums „Grüne Band“
Es waren mehr als sechshundert Fahrer am Start.
Seit einer Stunde hatte die Polizei den Hansaplatz abgesperrt. Der Verkehr war umgeleitet.
Auf den Tribünen drängten sich die Menschen. Alle Fenster und Balkone rings um den Platz waren dicht besetzt. Wie Bienenschwärme hingen ganze Rudel von Kindern an Straßenlaternen, Fahnenstangen und Lichtmasten. Selbst das Reiterdenkmal, das Marco Polo darstellte, war voll besetzt. Man saß auf seinen Schultern und vor ihm auf dem Pferd.
Die Horde hatte das Dach auf dem Zeitungskiosk der Witwe Schreiber mit Beschlag belegt. Zum Glück war das Ding einigermaßen stabil gebaut. Die Abendblatt-Jungen trugen ihre roten Pullover. Obgleich es ja heute Sonntag war.
Drüben auf der anderen Seite des Platzes, auf einem parkenden Lastwagen der städtischen Straßenreinigung, standen und saßen die Leute vom Nachtexpreß.
Vorläufig war aus zwei riesigen Lautsprechern noch Marschmusik zu hören. Programmverkäufer schrien laut dazwischen. Eis wurde angeboten, Limonade und ziemlich bunte Erinnerungspostkarten. Der Start war für elf Uhr festgesetzt. Bis dahin mochte es noch eine gute Viertelstunde sein. Es war also für die Fahrer bereits an der Zeit, sich bereitzustellen. Tatsächlich brach jetzt auch die Musik ab. Die Stimme eines Ansagers forderte die Teilnehmer des Rennens auf, am Start die Plätze einzunehmen.
Die von der Rennleitung ausgegebenen Nummern waren weiße Tuchstücke. Mit großen Zahlen schwarz bedruckt. Gestern nachmittag waren sie unter den Teilnehmern ausgelost worden.
So kam es, daß die verschiedenen Vereine und Mannschaften nicht geschlossen am Start waren.
Der Boß der Abendblatt-Jungen hatte die Nummer 72. Der Zufall wollte es, daß ausgerechnet Bulle, der Chef der Nacht-expreß-Mannschaft, mit Nummer 73 sein Rad neben ihn an den Start schob.
Harald stand mit seiner Nummer 200 auf dem Rücken, ohne daß er weit und breit ein bekanntes Gesicht gesehen hätte, zwischen den Leuten der „Telefunken“-Werke und des Radsport-Vereins „Rot-Weiß“.
In das Durcheinander der Teilnehmer kam nur allmählich etwas Ruhe und Ordnung. Mit weißen Armbinden gingen zehn oder fünfzehn Ordner durch die Reihen. Die Startenden sollten sich jeweils in einer Breite von zehn Mann nebeneinanderstellen. So formierte sich jetzt das Feld. Es zog sich in seiner Länge bald über den ganzen Hansaplatz hin. Wobei das erste Glied mit seinen Vorderrädern genau die breite weiße Linie berührte, die quer über den Asphalt gezogen war.
Auf der Ehrentribüne waren noch einige der letzten Plätze in den ersten Reihen frei. Jetzt wurden sie besetzt. Mehrmals fuhren Wagen vor, denen dann prominente Persönlichkeiten der Stadt entstiegen.
„Wer ist denn der Dicke mit dem hellen Anzug?“ Sam wollte über jeden der Ankommenden Bescheid wissen. Er saß dicht neben Hauptschriftleiter Sprinter, der sich ebenfalls zusammen mit den Jungen auf das Dach des Schreiberschen Zeitungsstandes gesetzt hatte.
„Dr. Karl-Heinz Rasmussen.“ Sprinter zog wieder mal in bester Laune an seiner Pfeife.
„Der Autokönig von den Rasmussen-Werken?“ Sam war sichtlich etwas enttäuscht. Daß sich der
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