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Die Gabe der Magie

Die Gabe der Magie

Titel: Die Gabe der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Duey
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verputzten
Wänden zurückgeworfen. Im dritten Stock entfernte sie sich vom Treppenabsatz
und war froh, nicht länger hinunterschauen zu müssen.
    Die grüne Tür war leicht zu finden. Es war
die einzige in dieser Etage. Zitternd stand Sadima davor, so lange, dass sie sich bei dem Gedanken ertappte, welche
Pigmente benutzt worden waren, um eine derartig leuchtende Farbe
herzustellen. Sie hob die Hand, dann ließ sie sie wieder sinken. Sie hob sie
erneut und klopfte kräftig, ehe sie der Mut wieder verlassen konnte. Dann trat
sie zurück und strich ihr schmutziges Kleid glatt, so gut sie konnte.
    Im Innern hörte sie Stimmen, dann wurde
die Tür ein Stück geöffnet.
    »Ja?« Es war Franklins Stimme, und ihr
Herz hämmerte, als er die Tür weit genug öffnete, dass er zu ihr herausschauen
konnte. »Ja?«, fragte er noch einmal. In seinen dunkelbraunen Augen lag kein
Zeichen von Wiedererkennen. Sie öffnete den Mund, aber es kam nichts heraus.
Franklin lächelte sie an. »Einer von Lord Albano Ferrins Angestellten wird
gleich hier sein, also musst du dich beeilen. Was bringst du uns?«
    Sadima versuchte noch
einmal zu sprechen und merk te, dass es ihr nicht möglich war. Er trug
diesmal nicht sei nen schwarzen Umhang, sondern eine Tunika und Hose wie alle
anderen auch.
    »Es gibt keinen
Grund, sich zu fürchten«, sagte Frank lin freundlich. »Wer hat dich zu uns geschickt?«
    »Du selbst«, flüsterte Sadima. Sie
schluckte. »Du kamst nach Ferne, und meine
Ziege hatte Schwierigkei ten bei der Geburt, und …«
    »Sadima?« Er tat
einen Schritt zurück, und seine Augen weiteten sich. »Ich habe oft an dich gedacht.
Du hast dich … verändert.« Sein Lächeln wurde breiter. »Ich bin froh, dass dein Vater
und dein Bruder dir erlaubt haben …«
    »Haben sie nicht«, unterbrach sie ihn und
bedeutete ihm mit einer Handbewegung, nicht weiter nachzufragen. Ihre Augen
brannten, und sie senkte den Blick, dann hob sie ihn wieder und sah ihn an. Er
entschuldigte sich, und sie konnte nur den Kopf schütteln. Die Wahrheit war, dass sie weder ihm noch sonst irgendjemandem von
ih rem Vater oder Micah erzählen wollte. Dies war ihr neues Leben, ihr
wahres Leben.
    Franklins Lächeln verblasste. Er trat
einen Schritt zurück. »Komm herein, Sadima.«
    Sie zögerte, dann trat sie durch die Tür
in einen vollgestopften Raum mit einer rußigen Feuerstelle, einem abgestoßenen
Tisch und vier Stühlen, die nicht zueinander passten. An einer Ecke des Tisches
waren quadratische Lederschachteln übereinandergestapelt, und durch einen breiten, bogenförmigen Durchgang konnte sie
ei nen fettverschmierten Herd erkennen. Ein Korb mit Zunder und ein
Stapel Ofenholz lagen daneben.
    Als sie nähertrat, sah sie, dass der
schmale Gang aus dem Hauptzimmer hinausführte, und sie erhaschte einen Blick
auf zwei verschlossene Türen. Ehe sie den Blick abwenden konnte, öffnete sich
eine der beiden. Ein junger Mann mit blondem Haar trat auf sie zu. Seine Augen
waren seltsam und von zu hellem Blau, sein Gesichtsausdruck angespannt. Er sah
Franklin an, als wäre sie überhaupt nicht da. »Dies ist nicht der verabredete Besuch.«
Seine Stimme war schneidend und klar.
    »Nein, Somiss«, sagte
Franklin. »Das ist Sadima Kil lip.
Ich habe dir vor zwei Jahren von ihr erzählt, als ich aus Ferne und Drabock
zurückkam. Die Ziegengeburt?«
    »Vor drei Jahren«, berichtigte ihn Sadima,
und er lächelte.
    Somiss warf ihr einen Blick zu, sah durch
sie hindurch, an ihr vorbei, dann machte er eine unbestimmte Geste mit einer
Hand. »Räum die Bücher weg und ruf mich, wenn der Mann von den Ferrins gekommen
ist.«
    Franklin nickte. »Das werde ich.« Er sah
zu, wie Somiss wieder durch den Flur verschwand, dann räumte er die
quadratischen Lederkästchen zusammen und öffnete einen Schrank, um sie
hineinzulegen. Sadima starrte ihn an. Bücher?
    Franklin drehte sich zu ihr um; seine
Augen huschten von ihrem Gesicht zu dem Bündel, das sie umklammerte, und wieder
zurück. »Bist du hungrig?«
    Sie nickte. »Aber ich bin gekommen, um dir
zu helfen. Wie du es gesagt hast.« Sie hielt die Luft an, bis er lächelte.
    »Es wird einige Zeit dauern, bis wir
Somiss überzeugt haben«, sagte er. »Aber wir brauchen Hilfe. Ich weiß nicht, wo
du schlafen willst, aber wir …«
    »In der Küche auf einer Decke«, sagte
Sadima schnell.
    Franklin zog einen Stuhl heran und
forderte sie auf, sich zu setzen.
    Er nahm ihr Bündel und brachte es in die
Küche. Dann durchquerte er den Raum

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