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Die Gabe der Magie

Die Gabe der Magie

Titel: Die Gabe der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Duey
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war
unheimlich, beinahe so, als ob der zischende Laut des gleichzeitigen Ausatmens
an mir zerrte und mich wie ein Baum im Wind schwanken ließ.
    Als ich meine Augen wieder aufschlug, sah
ich den Wirbel eines dunklen Umhangs hinter Franklin. Es war nur eine rasche
Bewegung im Licht der Fackeln gewesen, kaum da und schon wieder verschwunden.
Ein anderer Zauberer? Levins Blick suchte meinen, und er hob sein Kinn ein
kleines Stück in Richtung der Wand hinter Franklin. Dann nickte er, was nur
eine winzige, kaum wahrnehmbare Bewegung war. Ehe ich reagieren konnte, schloss
er die Augen, und ich sah, wie sich seine Schultern wieder hoben und senkten.

19
     
    SADIMA ZOG DIE SCHUHE AUS, UM IHRE
SCHRITTE ZU DÄMPFEN. DANN WISCHTE SIE DIE KLEBRIGE TISCH PLATTE ab und versuchte zu lauschen, aber
das war unmöglich, denn Somiss und der Mann, der zu Besuch gekommen war,
flüsterten fast. Sadima bewegte alle Dinge nur ganz vorsichtig und schlich auf
Zehenspitzen umher. Auf diese Weise hatte sie beinahe die ganze Küche geputzt,
als der Mann wieder aufbrach, so lange hatten er und Somiss sich unterhalten.
Kaum dass er weg war, kam Somiss zurück in sein Zimmer; Franklin folgte. Sie
konnte hören, wie sie miteinander sprachen. Über sie?
    Sie fühlte sich unbehaglich und öffnete
die Türen zum Balkon. Die Sonne war untergegangen. Sadima trug den Eimer, den
sie benutzt hatte, um den Küchenboden zu wischen,
hinaus und schüttete das schmutzige Putzwasser in hohem Bogen aus. Sie hörte, wie
es in der Dunkelheit auf dem Kopfsteinpflaster aufspritzte. Dann befüllte sie
den Eimer wieder aus dem Küchenfass und wärmte es mit heißem Wasser aus dem
dampfenden Zinnkessel auf dem Herd. Das Wasserfass war nun zur Hälfte leer. Sie
würde fragen müssen, wo sich der Brunnen befand.
    Mit dem frischen Warmwasser wischte sie
den Tisch erneut ab, und dieses Mal schrubbte sie ihn richtig. Sie machte sich
auch noch einmal an der Anrichte zu schaffen und schlich sich schließlich ins
Wohnzimmer. Dort stand sie reglos, war jedoch versucht, sofort wieder zurück in
die Küche zu rennen. Die gedämpften Stimmen murmelten unablässig weiter. Sie
glaubte, dass sie ein Drängen darin hören konnte, vielleicht aber auch Zorn.
    Sie drehte sich auf einer ihrer nackten
Fersen um, wrang das Putztuch aus und machte sich wieder an die Arbeit. Als Franklin ins Wohnzimmer zurückkehrte,
hat te sie alles gesäubert, was ohne Laugenseife und Scheuersand möglich
war. Franklin lächelte sie über einem Arm voll Decken hinweg an. Er sah müde
aus.
    »Somiss will, dass du wieder gehst«, sagte
er langsam.
    Sadima presste die
Lippen aufeinander und machte ei ne Handbewegung in Richtung der sauberen, aufgeräumten Küche.
    Franklin nickte. »Ich weiß. Und ich will,
dass du bleibst. Wenn du Somiss noch ein bisschen Zeit lässt, wird er es auch
wollen. Daran glaube ich fest, wenn du bereit bist, dich erstmal mit Putzen und
Kochen …«
    »Bin ich«, unterbrach
ihn Sadima rasch, die sich frag te,
was erstmal zu bedeuten hatte. Wenn sie nur in seiner Nähe sein konnte,
wenn sie nur mit ihm über ihr wahres Ich und ihre wirklichen Gedanken sprechen
konnte, anstatt so zu tun, als sei sie wie alle anderen, dann wäre sie schon glücklich.
    Franklin legte ihr eine Hand an die Wange,
dann bereitete er ihr mit Hilfe der Decken ein Lager auf dem Boden. Eine von
ihnen legte er zur Seite, damit sie sich damit zudecken konnte. »Brauchst du
sonst noch irgendetwas?«, fragte er, als er sich wieder aufrichtete.
    Sadima kämpfte gegen den Impuls an, ihn
auf die Wange zu küssen, wie sie es oft bei Micah getan hatte, wenn sie ihm
eine gute Nacht wünschte. Der bloße Gedanke daran ließ sie nun schon erröten.
    »Sadima, brauchst du noch was?«
    Sie schüttelte den Kopf, und so
verabschiedete er sich für die Nacht von ihr und verließ die Küche. Sie hörte,
wie er die Tür schloss, und das Geräusch seiner Schritte, als er sich in sein
eigenes Zimmer zurückzog. Sadima legte sich hin und achtete darauf, dass die
Decken unter ihr nicht verrutschten. Es war alles andere als ein Bett, aber
besser als der unebene Boden, auf dem sie in der vergangenen Zeit geschlafen
hatte. Reglos lag sie da und bemerkte dabei den seltsamen Geruch, der durch die
Balkontür hereingeweht wurde; sie lauschte auf das Schreien sich paarender
Katzen und den Klang weit entfernter Rufe. Schließlich fielen ihr die Augen zu,
und sie spürte die Müdigkeit der Reise in allen Knochen.
     
    AM NÄCHSTEN TAG ERWACHTE

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