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Die Gabe der Magie

Die Gabe der Magie

Titel: Die Gabe der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Duey
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Stoff war. Zwar trug
sie ihr bestes, wenn sie nach Arbeit fragte, aber auch das war viel schlechter
als jedes Kleid, das sie bei irgendeiner Frau hier zu Gesicht bekommen hatte,
wenn man von den Bettlerinnen auf dem Marktplatz absah.
    »Sag es mir«, begann
die Frau und legte ihre Schürze ab. »Sag mir, was du über das Käsemachen weißt.«
    Sadima nickte. »Ziegenmilch oder Kuhmilch?
Mit Lab oder ohne?«
    Die Frau lächelte. »Beides«, sagte sie.
»Meine Familie hat einen Hof draußen vor der Stadt. Zweimal in der Wo che bringt mein Vater die Sauermilch. Gewöhnlich arbei ten
wir mit Lab. Harter Käse bringt einen besseren Preis.« Sie verschränkte die
Arme, hob die Brauen und wartete.
    Leise begann Sadima aufzuzählen, was sie
wusste, und als sie vom Quarkkäse und vom
Pressen berichtete, nick te die Frau, wie bei den meisten Dingen, die
Sadima sagte. Sie sah interessiert aus,
manchmal auch erstaunt. »Wa rum sollte man denn den Weichkäse zweimal
erhitzen?«, fragte sie, als Sadima am Ende angekommen war.
    »Mein Vater hat das von meiner Mutter
gelernt und brachte es dann mir bei. Ich habe es nie mit einem Mal Kochen
ausprobiert, aber sicherlich wäre der Käse dann weicher.«
    Wieder nickte die Frau. »Meine jüngste
Tochter ist hochschwanger. Sie hat ihr letztes Kind verloren, und niemand von
uns will, dass sie jetzt noch arbeitet. Deshalb brauchen wir dringend Hilfe.
Wenn du jeden Tag am Vormittag kommen und ein- oder zweimal in der Woche länger
bleiben könntest …«
    Sadima nickte eifrig.
    »Wir sind Eridianer«, fuhr die Frau fort.
»Und durch den Eid sind wir an Ehrlichkeit und heilige Arbeit gebunden. Wir
arbeiten schwer, und ich werde auch von dir erwarten, dass du kräftig
anpackst.«
    Wieder nickte Sadima. Ihr war es egal, woran
die Familie der Frau glaubte oder welche Schwüre sie ablegte. »Was bekomme ich
bezahlt?«
    Die Frau lachte über ihre Unverblümtheit.
»Drei Kupfermünzen die Woche, bis ich mir ein Bild gemacht habe, wie du
arbeitest.«
    Sadima nickte und nannte der Frau ihren
Namen.
    Sie lächelte. »Ich bin Rinka.«
    Sie besiegelten ihre Absprache mit einem
Handschlag. Dann verabschiedete sich Sadima. Sie lief langsam, um sich an den
Weg zu erinnern.
    Franklin kam ihr auf der Treppe entgegen,
als sie durch die Haustür trat. »Ich konnte mir zwei von Maude ausborgen«,
sagte er und zog zwei glänzende, gelbe Apfel aus der Tasche. Einen davon
reichte er ihr und sah zu, wie sie einen Bissen nahm.
    »Hast du irgendetwas gefunden?«
    Sadima berichtete.
»Also werde ich die meisten Näch te und jeden Morgen Zeit haben, Abschriften für Somiss zu
erledigen.«
    Franklin strich ihr das Haar über die
Schulter zurück. »Du wirst uns retten«, flüsterte er. Sie spürte seine Lip pen ganz zart an ihrem Ohr, und sie hob
das Kinn, denn sie wünschte sich, er würde sie küssen, aber stattdessen ließ er
sie los und trat einen Schritt zurück. »Ich danke dir so sehr, Sadima.« Dann
wurde seine Stimme wieder ein Wispern. »Auch ich werde morgen zur Arbeit gehen.«
    Sadima wartete, ob er noch mehr erzählen
würde. Als das aber nicht der Fall war, legte sie den Kopf schräg. »Was für
eine Art von Arbeit?«
    »Das werde ich dir nicht verraten«, sagte
er. »Somiss wird es nicht gutheißen, wenn er es herausfindet, und ich will
nicht, dass er dann auf jemand anderen als mich böse ist.« Er beugte sich näher
zu ihr. »Somiss ist heute guter Dinge. Er hat eine alte Zigeunerfrau getroffen,
die behauptet, ein Dutzend dieser Unsinns-Lieder zu kennen.«
    Sadima nickte, dann sah sie zu ihm empor.
Er lächelte. »Was ist los, Franklin?«
    Er streichelte ihr über die Wange. »Somiss
geht es besser. Seine Wutausbrüche werden seltener. Wir essen besser, unser
Heim ist nicht mehr verdreckt und unordentlich, und selbst dein leises Singen
bei der Arbeit beruhigt ihn, auch wenn ich nicht glaube, dass er das zugeben
würde.« Für einen kurzen Augenblick zog er sie eng an seine Brust. »Ich bin so
froh, dass du gekommen bist.« Sadima spürte, wie sich ihre Körper so mühelos
aneinanderschmiegten, als seien sie vor langer Zeit auseinandergerissen worden
und nun wieder glücklich ver eint. Sie hob
das Kinn und hoffte ein weiteres Mal dar auf, von ihm geküsst zu werden.
Aber er ließ sie los, und sie machte einen Schritt zurück. Als er sich
abwandte, lag ein seltsamer Ausdruck in seinen Augen.
     
    SPÄT IN DIESER NACHT BAND SICH SADIMA DAS
HAAR ZURÜCK UND BEUGTE SICH MIT EINER KERZE IN DER Hand über das

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