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Die Gabe der Magie

Die Gabe der Magie

Titel: Die Gabe der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Duey
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Tischen.
Joseph hatte seinen Kopf auf die Arme gelegt und sah aus, als würde er
schlafen. Ängstlich kam ich näher. Ich konnte sehen, dass seine Augen geöffnet
waren. So lief ich an ihm vorbei und suchte mir eine Stelle, an der ich mich
gegen die Wand lehnen konnte.
    Ich beobachtete, wie Tally sich
konzentrierte, dann einen Schritt nach vorne machte und die kalte Oberseite des
Steins berührte. Nichts geschah. Er drehte auf dem Hacken um und ging wieder,
das Gesicht unglücklich verzogen. Joseph stand auf und stellte sich vor den
Stein.
    Ich sank auf den Boden und lehnte den
Rücken gegen die Wand. Äpfel. Inzwischen war ich so weit, dass ich sie hasste,
obwohl ich wusste, dass ich der Glückliche war, der überhaupt irgendetwas zu
essen hatte. Ich presste die Augenlider zusammen, dann schlug ich sie wieder
auf. Der andere Junge flüsterte Joseph etwas zu. Gerrard beobachtete die beiden
und sah verärgert aus. Ich gähnte, schloss meine Augen und dachte, wenn sie
fertig wären, könnte ich vor Gerrard zum Stein gelangen, denn ich stand näher.
    Und das war der letzte Gedanke, an den ich
mich noch erinnerte. Ich bin mir nicht sicher, wie viel Zeit verging, bis ich
wieder aufwachte. Ich kann nur annehmen, dass Gerrard und die anderen zwei ihr
Glück beim Edelstein versucht hatten, während ich schlief, und sich dann einer
nach dem anderen entschlossen, wieder zu gehen. Aber ich weiß: Als ich aus dem
Schlaf hochfuhr, war ich allein.
    Das machte mir Angst. »Er muss
wiederkommen«, hörte ich mich selbst laut sagen. Und ich wusste, dass es
stimmte. Aber wann? Normalerweise gingen wir nicht lange nach Franklins
Unterricht hierher. Was würde mit mir geschehen, wenn ich den Unterricht
versäumte? Das hatte noch niemand von uns. Was würde Somiss tun?
    Ich weinte. Wenn jemand bei mir gewesen
wäre, hätte ich mich vielleicht zu sehr geschämt und versucht, die Tränen
zurückzuhalten, aber ich war ganz allein und weinte lange. Danach lief ich ein
wenig umher und versuchte, nicht mehr zu schluchzen. Gerrard würde
zurückkommen. Er würde kommen. Er musste kommen. Dieser Bastard musste
hungrig sein, es sei denn, es war ihm schließlich doch gelungen, Essen zu erschaffen.
Ich hatte die Äpfel tagelang auf meinem Schreibtisch liegen lassen und gehofft,
er würde einen oder zwei nehmen, aber das hatte er nicht getan. Ich ging zum
Eingang und schaute in beiden Richtungen den Flur hinunter. Zwischen den
Lichtkreisen des kalten Feuers der Fackeln war es so dunkel wie um Mitternacht.
War es Mitternacht? Schliefen sonst alle?
    Schließlich ließ ich drei Äpfel entstehen
und aß einen. Mein Magen verkrampfte sich, aber ich wurde etwas klarer im Kopf
und konnte meine Gedanken fühlen, so wie das Wasser eines
Teiches den Fisch, der ihn durchschwimmt, spüren musste. Ich konnte sie nicht
abstellen oder sie auch nur verlangsamen. Hatten die anderen etwas gegessen?
Würden wir alle sterben? War das in der Tat möglich?
    Verwirrt und zittrig ging ich zurück zum
Edelstein und ließ vier Dutzend Apfel erscheinen. Ich verbrachte viel Zeit
damit, sie draußen im Gang aufzureihen, eben noch im äußeren Umkreis der
Lichtpegel, wo sie jemandem auffallen würden. Dann hob ich sie nach und nach
wieder auf und warf abgesehen von zweien alle auf den Boden. Die Funken stoben
auf, und sie waren verschwunden.
    Verdammt.
    Ich war ein zu großer Feigling, um
irgendjemandem beizustehen, und konnte nicht einmal mir selbst helfen. Ich
wollte so verzweifelt etwas essen, das mich satt machte und den bohrenden
Schmerz in meinem Bauch lindern würde. Was war der Unterschied zwischen dem
Steinpferd und den Äpfeln? Warum konnte ich mir beides deutlich genug
vorstellen, sonst aber nichts? Ich zwang mich nachzudenken.
    Das Spielzeugpferd war beinahe magisch für
mich gewesen. In meiner Vorstellung hatte es mich auf lange Ausritte
mitgenommen. Nichts, kein magisches Werk und keine heldenhafte Tat waren ihm zu
schwer. Jedes Mal, wenn ich mit ihm spielte, ersann ich magische Wunderwerke.
    Ich dachte an den Tag, an dem ich mich
zwischen den Obstbäumen verborgen hatte. Damals hatte ich Angst, dass der
Zauberer mich entdecken würde. Noch mehr Angst
hatte ich, dass mein Vater mich finden würde. Al so warum war ich nicht
zurück ins Haus gegangen? Was war dieses
Risiko wert gewesen? Ich atmete aus. Ich hat te erwartet, Magie zu
sehen zu bekommen. Nicht nur den Schein der Lampen mit dem kalten Feuer oder
den Wind, der sich legte, sodass die Flotte in den Hafen

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