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Die Gabe des Commissario Ricciardi

Die Gabe des Commissario Ricciardi

Titel: Die Gabe des Commissario Ricciardi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurizio de Giovanni
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starb.
    Da war er plötzlich schweißgebadet aufgewacht. Zum Glück schlief Lucia ruhig an seiner Seite.
    Nun nutzte er den Umstand, dass er sich mit dem Kommissar erst wieder am frühen Nachmittag auf dem Fischmarkt treffen wollte, und beschloss, anstatt zurück nach Hause, noch einmal nach San Gregorio Armeno zu gehen. Der Laden, in dem der junge Mann arbeitete, war für die Kundschaft geschlossen, doch die Holztür war angelehnt.
    Maione schaute zur Tür hinein und sah, dass nur der Besitzer da war.
    – Brigadiere, bitte sehr, kommen Sie doch rein. Schön, Sie wiederzusehen.
    Maione blickte sich aufmerksam um.
    – Verzeihen Sie, ich wollte ein paar Schafe kaufen, aber wie ich sehe, ist der Laden geschlossen. Wie kommt's? Ist was passiert?
    Der Mann stieß einen theatralischen Seufzer aus:
    – Sie können es ja nicht wissen: Hier hätte sich fast eine Tragödie abgespielt!
    – Warum denn, was ist passiert?
    Der Ladenbesitzer kam um die Kasse herum und stellte sich in die Mitte des leeren Geschäfts.
    – Gestern Abend, als wir schließen wollten, zählte ich gerade die Einnahmen des Tages; es war viel zusammengekommen, Sie wissen ja, von diesen besonderen Zeiten müssen wir das ganze Jahr über zehren. Ich stand also hier hinten, sehen Sie, als vier maskierte und mit Messern bewaffnete Männer hereinkamen!
    Maione heuchelte Entsetzen, grinste aber innerlich wegen der Vermehrung der Banditen, die plötzlich ein Tuch vorm Gesicht trugen wie im Western.
    – Was sagen Sie da? Nein wirklich? Hat man Sie ausgeraubt?
    Der Mann setzte eine dramatische Miene auf.
    – Das wäre eine Tragödie gewesen, wenn uns die Einnahmen von zwei ganzen Tagen gestohlen worden wären. Ich glaubte mich schon verloren. Doch dann hat Biagio sich dazwischengeworfen, Sie erinnern sich an ihn?
    Maione verneinte das verwirrt:
    – Nein, wer ist das?
    – Wie? Ich meine den Jungen, den Sie so tüchtig fanden, den, der so gut schnitzen kann, erinnern Sie sich?
    Der Brigadiere täuschte vor, sich in dem Moment an ihn zu erinnern:
    – Ach ja, natürlich, der Blonde.
    Der Mann nickte.
    – Genau der. Er hat sich hier aufgestellt, wo ich jetzt stehe, zwischen die Gangster und die Kasse, in der Hand das Schnitzmesser, und hat sich ein Duell mit diesen Spitzbuben geliefert wie im Theater, wenn es auf der Bühne zum Finale kommt, wissen Sie? Genau so.
    – Und? Wie ging die Sache aus?
    – Als die Kerle sahen, dass es für sie brenzlig wurde, haben sie Reißaus genommen. Der Zufall wollte es, dass genau in dem Moment Biagios Frau und Kinder in den Laden kamen. Wären die Diebe in die andere Richtung geflohen, hätten sie sie noch umgerannt. Es war sehr gefährlich.
    – Ach je, da haben Sie ja was durchgemacht.
    – Richtig. Aber auch der Zufall hat uns geholfen: Gerade als die Meute hier drin war, haben wir einen Pfiff gehört wie von den Bul… also von der Polizei, von einer Polizeipfeife. Aber dann waren gar keine Polizisten zu sehen, schon merkwürdig, nicht?
    Maione gab sich den Anschein nachzudenken.
    – Ach wissen Sie, es gibt kleine Jungs, die unsere Trillerpfeifen haargenau nachmachen.
    – Und denken Sie bloß an die Trupps der Faschisten, die ja auch noch um die Häuser ziehen. Die sind schlimmer als Sie, nichts für ungut, Brigadiere, schlagen erst zu, bevor sie diskutieren. Aber wenn man sie braucht, sind sie auch nie da.
    Maione sah dem Mann ein wenig abschätzig ins Gesicht: Er war ja da gewesen, und wie, aber hatte sich nicht zeigen können.
    – Und warum haben Sie heute geschlossen?
    Der Besitzer lächelte breit und großmütig:
    – Ich wollte dem Jungen einen halben Tag frei geben, auch um ihn für gestern zu belohnen. Er ist in die Villa Nazionale gegangen, die Kinder sollen mal frische Luft schnappen und ein paar gebrannte Mandeln kriegen, ich hab' ihm dafür ein bisschen Geld gegeben. Nach dem Mittagessen öffnen wir dann wieder.
    In die Villa Nazionale, dachte Maione. Eine glückliche Familie bei einem Spaziergang kurz vor Weihnachten.
    Er trat an den Ladentisch heran und nahm eine tönerne Josefsfigur in die Hand, ähnlich der, deren Scherben sie in der Wohnung der Garofalos gefunden hatten. Er wog sie ab, um ihre Beschaffenheit zu prüfen.
    – Schön, nicht wahr, Brigadiere? Unsere Produkte sind wirklich eine feine Sache, nicht wie der Mist, den sie hier noch so herstellen; da kann man oft nicht mal das Gesicht vom Körper unterscheiden, so schlampig sind die Figuren bemalt. Sehen Sie sich nur die Gesichtszüge an, den

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