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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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»Na also, das war doch gar nicht so schwierig, oder? Darf ich Euch mit Eurem auserwählten Namen ansprechen?«
    »Paran ist in Ordnung. Und Ihr? Welchen Titel trägt der, der der Klaue befiehlt?«
    Topper lächelte erneut. »Laseen befiehlt der Klaue noch immer. Ich unterstütze sie. So betrachtet bin auch ich eine Art Adjutant. Ihr dürft mich natürlich mit meinem auserwählten Namen ansprechen. Ich bin niemand, der auf Förmlichkeit beharrt, wenn ein angemessener Grad an Bekanntschaft erreicht ist.«
    Paran setzte sich auf die matschige Straße. »Und wir haben diesen Grad erreicht?«
    »In der Tat.«
    »Wie seid Ihr zu diesem Schluss gekommen?«
    »Tja ...« Topper begann, seine Päckchen auszuwickeln; Käse, Brot und Früchte kamen zum Vorschein. »Ich schließe Bekanntschaften auf zweierlei Art. Die zweite habt Ihr gerade erlebt.«
    »Und die erste?«
    »Leider bleibt in diesen Fällen keine Zeit, sich gegenseitig vernünftig vorzustellen.«
    Müde löste Paran den Kinnriemen und nahm den Helm ab. »Wollt Ihr hören, was ich in Gerrom gefunden habe?«, fragte er und fuhr sich mit einer Hand durch seinen schwarzen Haarschopf.
    Topper zuckte die Schultern. »Wenn Euch danach ist.«
    »Vielleicht sollte ich lieber auf meine Audienz bei der Mandata warten.«
    Die Klaue lächelte. »Ihr beginnt zu lernen, Paran. Geht niemals zu leichtfertig mit dem Wissen um, das Ihr besitzt. Worte sind wie Münzen - es zahlt sich aus, sie zu horten.«
    »Bis man in einem goldenen Bett stirbt«, erwiderte Paran.
    »Hungrig? Ich hasse es, allein zu essen.«
    Paran nahm ein Stück Brot. »Also, ist die Mandata nun wirklich ungeduldig, oder seid Ihr aus anderen Gründen hier?«
    Mit einem Lächeln stand die Klaue auf. »Leider ist die Zeit für höfliche Konversation vorbei. Unser Weg öffnet sich.« Er blickte zur Straße.
    Paran drehte sich um und sah, wie sich über der Straße ein Vorhang in der Luft öffnete, dem trübes gelbes Licht entströmte. Ein Gewirr, einer der geheimen magischen Pfade. »Beim Odem des Vermummten.« Er seufzte, versuchte, ein plötzliches Schaudern zu unterdrücken. Innerhalb der Öffnung konnte er einen gräulichen Pfad erkennen, der an beiden Seiten von niedrigen Wällen eingefasst wurde und über dem undurchdringlicher, ockergelber Nebel wogte. Luft strömte in das Portal, als würde es Atem schöpfen, und zeigte, dass der Pfad aus Asche bestand, denn die unsichtbaren Strömungen wirbelten kleine, wirbelnde Staubteufel auf.
    »An so etwas werdet Ihr Euch gewöhnen müssen«, sagte Topper.
    Paran ergriff die Zügel seines Pferdes und band seinen Helm am Sattelhorn fest. »Geht voran«, meinte er.
    Die Klaue warf ihm einen schnellen, abschätzenden Blick zu und marschierte in das Gewirr hinein.
    Paran folgte ihm. Das Portal schloss sich hinter ihnen; an seiner Stelle war nun der Pfad zu sehen, der irgendwohin führte. Itko Kan war verschwunden und mit der Provinz auch alle Anzeichen von Leben. Die Welt, die sie betreten hatten, war leer und tot. Die Wälle entlang des Pfades waren ebenfalls aus Asche, wie Paran schnell feststellte. Die Luft war wie voller Splitter und schmeckte nach Metall.
    »Willkommen im Imperialen Gewirr«, sagte Topper; ein Hauch von Spott lag in seiner Stimme.
    »Sehr erfreut.«
    »Gewaltsam herausgehauen aus... dem, was vorher hier war. Hat man jemals zuvor so etwas vollbracht? Das wissen nur die Götter.« Sie marschierten los.
    »Ich nehme also an«, sagte Paran, »dass kein Gott dieses Gewirr beansprucht. Das heißt, Ihr kommt um die Zölle herum, betrügt die Torhüter und die Wächter der unsichtbaren Brücken sowie all die anderen, von denen man sich erzählt, dass sie in den Gewirren leben und in den Diensten ihrer unsterblichen Meister stehen.«
    Topper gab ein Knurren von sich. »Ihr glaubt wirklich, die Gewirre wären derart bevölkert? Nun ja, es ist immer erheiternd zu hören, was die Unwissenden glauben. Mir scheint, Ihr werdet ein angenehmer Gefährte auf dieser kurzen Reise sein.«
    Paran schwieg. Der Horizont lag dicht hinter den aufgeschütteten Aschewällen, die Grenze zwischen ockergelbem Himmel und grauschwarzem Boden war verschwommen. Paran schwitzte in seiner Rüstung. Sein Pferd schnaubte schwer.
    »Nur für den Fall, dass Ihr Euch gewundert habt«, begann Topper nach einiger Zeit. »Die Mandata weilt jetzt in Unta. Wir werden dieses Gewirr nutzen, um die Entfernung zu überbrücken - dreihundert Längen in nur wenigen Stunden. Manche Leute glauben, das

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