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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Imperium sei zu groß geworden, einige glauben sogar, ihre abgelegenen Provinzen lägen außerhalb der Reichweite der Imperatrix. Wie Ihr soeben gelernt habt, Paran, können nur Narren zu solchen Überzeugungen kommen.«
    Das Pferd schnaubte erneut.
    »Habe ich Euch so beschämt, dass Ihr schweigt? Ich möchte mich entschuldigen, Leutnant, Eure Unwissenheit verspottet zu haben...« »Mit diesem Risiko werdet Ihr leben müssen«, sagte Paran. Die nächsten tausend Schritte war es an Topper zu schweigen.
     
    Stunden vergingen, ohne dass sich die Lichtverhältnisse änderten. Mehrere Male kamen sie an Stellen, an denen die Aschewälle beschädigt worden waren, als wäre etwas Großes vorbeigetrampelt, und breite, schlüpfrige Spuren führten hinaus ins Zwielicht. An einem dieser Orte fanden sie einen dunklen, verkrusteten Fleck und einige Kettenglieder, verstreut wie Münzen im Staub. Topper untersuchte die Stelle sehr sorgfältig, während Paran Wache hielt.
    Der Weg ist wohl doch nicht ganz so sicher, wie er mich glauben machen wollte. Es gibt Fremde hier - und die sind nicht gerade freundlich.
    Paran war nicht überrascht, dass Topper anschließend ein schnelleres Tempo anschlug. Kurze Zeit später kamen sie an einen steinernen Torbogen. Er sah ziemlich neu aus, und Paran erkannte, dass der Basalt aus den Imperialen Steinbrüchen außerhalb der Hauptstadt stammte. Die Mauern seines Familiensitzes waren aus dem gleichen grauschwarzen, glänzenden Stein. Im Mittelpunkt des Bogens, hoch über ihren Köpfen, war eine mit Krallen versehene Hand, die eine kristallene Kugel hielt, in den Stein gemeißelt: das Symbol des Imperiums von Malaz.
    Hinter dem Bogen herrschte Dunkelheit.
    Paran räusperte sich. »Sind wir angekommen?«
    Topper wirbelte zu ihm herum. »Ihr beantwortet Höflichkeit mit Arroganz, Leutnant. Ihr würdet gut daran tun, den Hochmut des Adels abzulegen.«
    »Geht voran, Geleiter.« Grinsend machte Paran eine entsprechende Geste.
    Mit wirbelndem Umhang trat Topper durch den Torbogen und verschwand.
    Das Pferd bockte und warf den Kopf zurück, als Paran es näher zum Torbogen zog. Er versuchte die Stute zu besänftigen, doch es war zwecklos. Schließlich saß er auf und nahm die Zügel auf. Er richtete das Tier aus und grub ihm die Sporen in die Flanken. Die Stute machte einen Satz, sprang ins Leere.
    Licht und Farben explodierten um sie herum, hüllten sie ein. Die Pferdehufe landeten mit einem knirschenden Poltern, schleuderten etwas, das Kieselsteine sein mochten, in alle Richtungen. Paran zügelte sein Pferd, blinzelte und versuchte die Szene um sich herum aufzunehmen. Ein riesiges Zimmer, an dessen Decke gehämmertes Gold glitzerte; an den Wänden hingen Wandteppiche, und von allen Seiten kamen gerüstete Wachen auf ihn und das Pferd zu.
    Erschreckt machte die Stute einen Schritt zur Seite und warf dabei Topper um. Ein Huf trat nach ihm aus, verfehlte ihn um eine Handspanne. Noch mehr Kieselsteine flogen durch die Luft - nur waren es keine Kieselsteine, wie Paran jetzt sah, sondern Mosaiksteinchen. Topper kam fluchend wieder auf die Beine, seine Augen blitzten, als er den Leutnant anstarrte.
    Die Wachen schienen plötzlich einem unausgesprochenen Befehl zu gehorchen; zumindest zogen sie sich langsam wieder auf ihre Positionen entlang der Wände zurück. Paran riss seinen Blick von Topper los. Vor ihm erhob sich ein erhöhtes Podest, auf dem ein Thron aus ineinander verschlungenen Knochen stand. Und auf dem Thron saß die Imperatrix.
    Stille senkte sich auf das Zimmer herab, abgesehen von dem Knirschen von Halbedelsteinen unter den Hufen der Stute. Paran stieg vom Pferd, beäugte die Frau auf dem Thron misstrauisch.
    Laseen hatte sich kaum verändert, seit er ihr damals das einzige Mal in seinem Leben so nahe gewesen war wie jetzt; sie wirkte noch immer unscheinbar und schmucklos, mit kurzem hellem Haar über dem blauen, nichts sagenden Gesicht. Ihre braunen Augen musterten ihn eingehend.
    Paran rückte seinen Schwertgurt zurecht, faltete die Hände und verbeugte sich. »Imperatrix.«
    »Ich sehe«, sagte Laseen gedehnt, »dass Ihr Euch nicht an den Rat gehalten habt, den Euch der Kommandant vor sieben Jahren gegeben hat.«
    Er blinzelte überrascht.
    »Aber natürlich«, fuhr sie fort, »hat auch er sich nicht an den Rat gehalten, der ihm gegeben wurde. Ich frage mich, welcher Gott euch auf jener Brustwehr zusammengeführt hat - ich würde ihm als Anerkennung für seinen Sinn für Humor glatt einen

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