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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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zu den Gästen auf der Terrasse fragte Elster: »Und was ist dieses ›Andere‹, das er gefunden hat?« »Ich weiß es nicht, aber es ist hässlich.«
    »Also gut.« Der Sergeant seufzte. »Geh mit dem Hauptmann, Fäustel. Kümmere dich um Leida. Hattet Ihr schon Kontakt mit der Gilde der Assassinen?«, fragte er Paran.
    »Nein.«
    »Dann sollten wir bald zuschlagen«, sagte Elster. »Wir schicken Igel und Fiedler los. Bring Kalam mit, wenn du zurückkommst, Fäustel. Wir müssen uns unterhalten.«
    Ungehindert schritt Rallick durch den großen Salon in Richtung Ausgang. Gesichter wandten sich ihm zu; Unterhaltungen erstarben, als er vorbeiging, und wurden erst, nachdem er vorbei war, wieder aufgenommen. Eine unendliche Müdigkeit hatte den Assassinen befallen; sie war zu tiefgründig, um sie allein mit dem Blutverlust durch eine Wunde zu erklären, die fast schon wieder verheilt war. Nein, für dieses Unbehagen waren Gefühle verantwortlich.
    Er blieb stehen, als er Kruppe entdeckte, der sich gerade von einem Stuhl erhob. Kruppes Gesicht war schweißüberströmt, seine Maske baumelte von einer Hand, und in seinen Augen stand ein furchtsamer Ausdruck.
    »Du hast allen Grund, entsetzt zu sein«, sagte Rallick, als er zu ihm trat. »Wenn ich gewusst hätte, dass du hier bist -«
    »Ruhe!«, schnappte Kruppe. »Kruppe muss nachdenken.«
    Der Assassine machte ein finsteres Gesicht, sagte jedoch nichts. Er hatte Kruppe noch nie ohne seine übliche leutselige Fassade erlebt, und als er ihn jetzt so verängstigt sah, fühlte er sich ziemlich unbehaglich.
    »Geh deinen Weg, mein Freund«, sagte Kruppe; seine Stimme klang merkwürdig. »Dein Schicksal erwartet dich. Mehr noch, es scheint, als wäre diese neue Welt recht gut auf jemanden wie Raest vorbereitet, ganz egal, in welchem Körper er sich befindet.«
    Rallicks Gesicht wurde noch finsterer. Der Mann hört sich an, als wäre er betrunken. Er seufzte und wandte sich ab. Seine Gedanken wanderten wieder zu dem Ziel, das heute Nacht erreicht worden war. Er ging weiter und ließ Kruppe hinter sich zurück. Was nun?, fragte er sich. Es hatte viel Mühe gekostet, diesen Augenblick zu erreichen. Jetzt schien der Erfolg seine Gedanken irgendwie zu betäuben. Da er nie ein Kreuzritter gewesen war, hatte Rallicks Obsession, das Unrecht wieder gutzumachen, in einem gewissen Sinn nur darin bestanden, dass er die Rolle übernommen hatte, die eigentlich Coll selbst hätte spielen müssen. Er war sozusagen das Instrument von Colls Willen gewesen, hatte darauf vertraut, dass dieser Wille eines Tages zurückkehren würde.
    Und wenn nicht? Immer noch finster dreinblickend, schob Rallick diese Frage beiseite, bevor sie ihn dazu bringen konnte, ernsthaft nach einer Antwort zu suchen. Wie Baruk schon gesagt hatte, es war an der Zeit, nach Hause zu gehen.
    Eine Frau mit einer Silbermaske berührte seinen Arm. Überrascht drehte er sich um und schaute sie an. Langes braunes Haar umrahmte die schmucklose Maske, und die Augenschlitze verrieten nichts von dem, was hinter ihnen lag. Die Frau trat dicht an ihn heran. »Ich bin schon seit einiger Zeit neugierig«, sagte sie leise. »Mir ist inzwischen klar geworden, dass ich dich hätte persönlich beobachten sollen, Rallick Nom. Ozelots Tod hätte vermieden werden können.«
    Der Blick des Assassinen wurde düster. »Vorcan!«
    Sie antwortete mit einem kaum angedeuteten Nicken.
    »Ozelot war ein Narr!«, schnappte Rallick. »Wenn die Gilde Orrs Kontrakt als gültig anerkannt hat, erwarte ich meine Bestrafung.«
    Sie antwortete nicht.
    Rallick wartete ruhig.
    »Du bist ein Mann, der nicht viele Worte macht, Rallick Nom.« Seine Antwort bestand aus Schweigen.
    Vorcan lachte leise. »Du sagst, du erwartest deine Bestrafung, als hättest du dich schon mit deinem Tod abgefunden.« Ihr Blick wanderte hinüber zur noch immer belebten Terrasse. »Ratsherr Turban Orr besaß magischen Schutz, aber genützt hat es ihm nichts. Merkwürdig.« Sie dachte kurz nach, dann nickte sie. »Deine Fähigkeiten werden gebraucht, Rallick Nom. Begleite mich.«
    Er blinzelte, als sie auf den Garten hinter dem Haus zumarschierte, und folgte ihr.
     
    Crokus lag auf Challice und hielt ihr mit einer Hand den Mund zu. Mit der anderen nahm er die Diebesmaske ab. Ihre Augen weiteten sich, als sie ihn erkannte. »Wenn du schreist«, warnte Crokus mit rauer Stimme, »wirst du es bereuen.«
    Er hatte es geschafft, sie etwa zehn Schritt ins Unterholz zu ziehen, bevor sie ihn zu Fall

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