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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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ausgeschlossen worden war; nun hatte er ihr auch noch höchst gleichgültig erzählt, daß man ihn aus Oxford hinausgeschmissen hatte; und anscheinend hatte er seine Schlechtigkeiten damit gekrönt, daß er versucht hatte, mit einem Schulmädchen durchzubrennen. Seltsamerweise war Abby über diese Eskapade weniger entsetzt als über das übrige: Er konnte damals selbst kaum viel älter als Celia gewesen sein, nahm sie an, und anscheinend war er wirklich verzweifelt verliebt gewesen. Natürlich war das schlimm, aber noch schlimmer war das schamlose Eingeständnis seiner Sünden. Er hatte sie nicht prahlerisch erzählt, sondern so, als seien es Alltäglichkeiten, die er amüsiert betrachtete – sogar mit Respektlosigkeit, meinte sie. Wieder war sie gezwungen, ein Lächeln der Erinnerung zu unterdrücken. Als sie sich jedoch an seine gefühllose Weigerung erinnerte, sich einzuschalten, um Fanny vor den finsteren Plänen seines Neffen zu retten, war ihr nicht zum Lachen: sie hielt es für unverzeihlich. Er lehnte jedes Gefühl für Stacy ab; und obwohl er sicherlich nicht in die Erinnerung an Celia verliebt war, so war es bestimmt vernünftig, wenn man annahm, daß in ihm genügend Zärtlichkeit zurückgeblieben war, um ihn dem Schicksal ihrer Tochter gegenüber nicht völlig gleichgültig zu machen.
    Als sie sich das abschließende Stadium ihrer Unterredung mit ihm genau ins Gedächtnis zurückrief, wallten Verachtung und Empörung in Abbys Brust auf, und sie erreichte Sydney Place in einem sehr unbehaglichen Gemütszustand. Nicht sicher, ob sie Mr. Miles Calverleigh wegen seines abscheulichen Zynismus oder sich selbst mehr haßte, weil sie seinem bösen Zauber erlegen war, ließ sie sich dazu hinreißen, laut zu sagen: »Nicht viel besser als eine dumme Gans!« eine wilde Selbstanklage, die Mitton, der gerade in diesem ungeeigneten Augenblick die Tür öffnete, ziemlich aus der Fassung brachte.
    Da Abby von ihm erfuhr, daß Miss Butterbank bei ihrer Schwester war, zog sie sich in ihr Zimmer zurück; und als sie daraus auftauchte, war ihr gewohnter Gleichmut bis zu einem gewissen Grad wiederhergestellt. Sie hatte entschieden (ohne bestimmte Gründe), es würde das Klügste sein, nicht ihrem ersten Impuls nachzugeben, nämlich, die Geschichte der morgendlichen Begegnung in Selinas Ohren zu ergießen. Also sagte sie nichts darüber und versicherte Selina bloß, sie habe eine Zeile im York House hinterlassen, die Mrs. Leavening bei ihrer Ankunft übergeben werden sollte. Schließlich mußte ja einer der Hoteldiener das Billet finden und würde es zweifellos Mrs. Leavening übergeben.
    Auch Fanny schien bei der Rückkehr von ihrem Ausflug zur Dinnerzeit ihren Gleichmut wiedergefunden zu haben – ein Umstand, der Abby befriedigt hätte, wenn Fanny nicht arglos enthüllt hätte, daß Miss Julia Weaversham, die mitgeritten war, ihr alles genau über den sehr höflichen Brief erzählt habe, den ihre Mama von Mr. Stacy Calverleigh empfangen hatte, und der seine Rückkehr nach Bath für das Wochenende ankündigte. »Und wenn du ihn kennenlernst, wirst du ja selbst sehen – du wirst verstehen, warum – das wird sie, nicht wahr, Tante Selina?«
    Durch den glühend flehenden Blick, der ihr zugeworfen wurde, in Aufruhr gestürzt, verlor sich Selina in ein Gewirr unzusammenhängender Sätze. Sie wurde von ihrer Schwester daraus gerettet, die ruhig sagte, sie würde sich freuen, Mr. Calverleigh kennenzulernen, und hinzufügte, Selina dürfe nicht vergessen, ihm eine Einladungskarte zu ihrer Abendgesellschaft zu senden. Das veranlaßte Fanny, Abby ein schüchternes, dankbares Lächeln zu schenken, bei dem sich Abby wie eine Verräterin vorkam, und es hatte die gewünschte Wirkung, Selina in eine erschöpfende Erörterung jener Personen zu locken, die eingeladen werden sollten, um die Leavenings kennenzulernen, und der Vorbereitungen zu deren Bewirtung. Über Stacy Calverleigh wurde nichts mehr gesagt. Abby ging jedoch später in ungewöhnlicher Niedergeschlagenheit zu Bett und verbrachte einen Großteil der Nacht mit Grübeleien über ein Problem, das um so größer und unlösbarer wurde, je mehr Minuten vorbeitickten. Sie erwachte nicht sehr erfrischt, als sie aber vor ihrem Toilettetisch saß, fiel ihr ein, daß es einen Menschen gab, der ihr wertvollen Rat geben konnte. Mrs. Grayshott, eine Frau von überlegener Vernunft, hatte nicht nur Fanny gern, sondern war selbst Mutter einer hübschen Tochter, und es war anzunehmen, daß

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