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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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dem ersteren Befehl unterwarf, aber nicht dem zweiten! Auch ich habe in einem ähnlichen Fall nachgegeben. Es ist nicht leicht, gegen den Willen der Eltern zu heiraten. Aber wenn man einen Menschen liebt und dann den Antrag eines anderen annimmt, nur weil es der Vater wünscht, dann geht das über meinen Verstand! Wenn Celia bereit war, mit Ihnen durchzubrennen, muß sie außerdem ein mutiges Mädchen gewesen sein, und nicht im geringsten das weiche, gehorsame Geschöpf, für das wir sie immer hielten.«
    »O nein, sie hatte keine Spur Widerstandskraft in sich«, sagte er kühl. »Romantisch war sie allerdings, und ganz gewiß gehorsam: eines jener hübschen, anschmiegsamen Frauenzimmer, die unweigerlich einem stärkeren Willen nachgeben. Ich hatte damals nicht den Verstand, das zu merken, bis der kritische Punkt erreicht war und sie in einer Flut von Tränen zusammensackte. Und das war auch sehr gut so«, fügte er hinzu. »Es wäre uns gelungen, wenn sie hartgeblieben wäre, und ich wäre für die Zukunft richtiggehend in der Patsche gesessen. Damals natürlich dachte ich nicht so, aber ich war nie näher daran, mich selbst zu erledigen. Wie ist sie denn mit Rowland ausgekommen?«
    Er hatte die Affäre aller romantischen Dramatik entkleidet, aber Abby mußte sich wider Willen fragen, ob seine scheinbare Gleichgültigkeit nicht ein verwundetes Herz verbarg. Sie beantwortete seine sachliche Frage zurückhaltend: »Ich weiß nicht. Ich war nicht alt genug, um es zu wissen. Sie war immer ziemlich still, schien aber nicht unglücklich zu sein. Jetzt sehe ich, daß sie Rowland unmöglich geliebt haben konnte, aber ich weiß, daß sie die größte Achtung vor ihm hatte. Ich meine, sie verließ sich gänzlich auf sein Urteil und erklärte ständig ›Rowland sagt‹, als hätte das jeden Streit geschlichtet.«
    Der etwas scharfe Ton, mit dem sie endete, ließ ihn lachen. »Eine Meinung, die, wie ich fürchte, nicht von Miss Abigail Wendover geteilt wurde!«
    »Nein!« erwiderte sie, und ihre Augen funkelten bei der Erinnerung. »Die wurde wahrhaftig nicht von mir geteilt! Rowland war ein – « Sie schwieg und preßte entschlossen die Lippen zusammen.
    »Rowland«, sagte Miles Calverleigh und sprang zuvorkommend in die Bresche, »war ein salbungsvoller Dummkopf.«
    Abigail vergaß sich einen Augenblick und sagte: »Ja, genau das war er. Der überheblichste, eingebildetste – «
    Wieder unterbrach sie sich und fügte hastig hinzu: »Aber ist ja gleichgültig.«
    »Sicher – und anscheinend machte es Celia auch nichts aus. Nein, natürlich nicht. Wissen Sie, je mehr ich daran denke, um so mehr habe ich das Gefühl, daß sie füreinander geschaffen waren! Nun, ich freue mich zu hören, daß sie nicht in pechschwarze Melancholie verfiel.«
    Abby runzelte die Stirn. »Ja. Aber – wußte Rowland eigentlich von – von dem Durchbrennen?«
    »Aber ja, natürlich!« Er begegnete ihrem erstaunten Blick mit einem Lächeln voll reinster Verachtung. »Aber, aber, Ma’am! Wohin ist Ihr Verstand geraten? Celia war doch eine Erbin! Bedenken Sie außerdem den Skandal, der mit einem Bruch der Verlobung verbunden gewesen wäre! Das hätte doch Gerede geben müssen, und es hätte nichts Gräßlicheres für einen Wendover oder einen Morval geben können! Die Affäre mußte vertuscht werden, und Sie müssen zugeben, daß sie das sehr sauber zustande gebracht haben, die vier untereinander!«
    »Die vier?«
    »Genau: Ihr Vater, Celias Vater, mein Vater und Rowland«, erklärte er.
    »Die Ehrbarkeit!« stieß sie bitter hervor. »Oh, wie habe ich die gehaßt – diesen Götzenwahn meines Vaters. Hat Ihr Vater an demselben Altar gebetet?«
    »Nein. Was er anbetete, war die gute Gesellschaft. Ich war überhaupt nicht ›gute Gesellschaft‹, also war er froh, daß er die Möglichkeit hatte, mich loszuwerden. Ich kann nicht behaupten, daß ich ihm daraus einen Vorwurf mache. Ich war ein sehr kostspieliger Sohn, müssen Sie wissen.«
    »Soviel ich gehört habe, war Ihr Bruder noch viel kostspieliger!« sagte sie. »Ich staune, daß er nicht den losgeworden ist!«
    Er lächelte. »Ah, aber Humphrey war doch sein Erbe. Außerdem waren dessen Schulden Ehrenschulden: durchaus einwandfrei, besonders wenn sie in hochmodischen Klubs aufliefen. Außerdem pflegte er sich in den ersten Kreisen zu bewegen, was ich – hm – nicht tat.«
    »Zweifellos hätte er sich nicht an der ruinösen Laufbahn seines Sohnes, nämlich Ihres Neffen, gestoßen!«
    »Oh, das

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