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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Lächeln, entführte Abby unerbittlich und sagte: »Der hat Sie mit Honig übergossen, wie? Wer, zum Teufel, ist denn das?«
    »Das ist ein sehr achtbarer Mann, der mit seiner Mutter einige Meilen außerhalb von Bath lebt«, antwortete sie streng. »Und selbst wenn er Gewäsch geredet hat, so war es gar nicht schön von Ihnen, das auszusprechen!«
    »Ich kann nicht Süßholz raspeln, wenn Sie das meinen«, erwiderte er. »Wünschen Sie es?«
    »Sicherlich muß Sie, Mr. Calverleigh, Ihre große Erfahrung bei Frauen gelehrt haben, daß Komplimente für uns immer annehmbar sind«, sagte sie spröde.
    »Für neun von zehn Frauen ja! Aber nicht Ihnen, Miss Abigail Wendover. Sie sind den Kinderschuhen entwachsen! Sie wissen sehr gut, daß Sie, was Schönheit betrifft, nicht alle anderen Damen überstrahlen. Es sind heute abend mindestens drei echte Diamanten von reinstem Schliff hier, Fanny noch gar nicht mitgerechnet.«
    »Mein Teuerster, zeigen Sie sie mir doch, und ich stelle Sie gern vor!
    Vermutlich kenne ich sie – ja, ich glaube sogar zu wissen, wer sie sind!«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich ziehe es vor, sie aus der Ferne zu bewundern. Meine große Erfahrung bei Frauen sagt mir warnend, daß ihnen das gewisse Etwas abgeht, das Sie in Überfülle besitzen.«
    »Meine genügend große Erfahrung mit Ihnen, Mr. Calverleigh, sagt mir warnend, daß Sie sofort etwas Empörendes aussprechen werden!«
    »Nein, versichere ich Ihnen! Bestimmt nichts Abfälliges. Es sind alles reizende Mädchen. Nur will ich sie nicht küssen.«
    Sie hielt erschrocken den Atem an. »Sie wollen sie nicht… Also, auf mein Wort! Und wenn Sie meinen, ich solle das so verstehen, daß – «
    »Ja«, sagte er und lächelte auf sie herab. »Ich möchte Sie liebend gern küssen – auf der Stelle!«
    »D-das können Sie nicht!« sagte Abby, aus dem Gleichgewicht gebracht.
    »Ich weiß – jedenfalls nicht auf der Stelle!«
    »Nie!« brachte sie heraus und war sich wütend ihrer flammenden Wangen bewußt.
    »Oh, das steht auf einem anderen Blatt! Möchten Sie gern eine Kleinigkeit auf die Chance setzen?«
    In dem verzweifelten Versuch, sich aus der Lage zu retten, sagte sie: »Nein, denn ich wette nie auf Nummer Sicher.«
    Er lachte. »Sie sind doch wirklich ein Schatz!« sagte er und machte sie damit vollständig verwirrt.
    »Und was Sie sind, ist – ist – «
    »Ein Strauchritter?« schlug er hilfreich vor, als sie schwieg, um ein Wort verlegen, das genügend schimpflich wäre, um ihn zu beschreiben. »Ein Einfaltspinsel? Ein Vagabund? Ein Grobian? Ein Verrückter?«
    Sie brach in Gelächter aus und warf ihm, als sie vor ihm den Teesalon betrat, über die Schulter zu: »Das alles – und noch Schlimmeres! Mit einem Wort – infam! Mrs. Grayshott? Wie geht es Ihnen, und – für Sie sicherlich wichtiger – wie geht es Ihrem Rekonvaleszenten?«
    Sie setzte sich, während sie sprach, neben Mrs. Grayshott und wandte ihre Aufmerksamkeit völlig von dem infamen Mr. Calverleigh ab. Er schlenderte davon, um ihr eine Tasse Tee zu holen. Mrs. Grayshott sagte: »Mein Rekonvaleszent ist weder so kräftig, wie ich es mir wünschen würde, noch so gefügig! Dr. Wilkinson hat ihn jedoch untersucht und mir versichert, ich brauchte nicht zu fürchten, daß seine Gesundheit dauernden Schaden genommen habe. Er empfiehlt eine Kur heißer Bäder, die, wie er sagt – und ich aus eigener Erfahrung weiß –, viel dazu beitragen, einen geschwächten Körper wiederherzustellen. Abby, meine Liebe, laß mich dir ein Kompliment über deine Haartracht machen. Du siehst entzückend aus – und hast eine neue Mode in Bath kreiert, wenn ich es recht beurteilen kann! Ja, ich weiß, dir liegt nur an Komplimenten über Fannys Erscheinung, daher will ich kein Wort mehr zu deinem Lob sagen. Wahrscheinlich hast du bereits eine Flut von Komplimenten erhalten – wenn nicht von Mr. Dunston, der mir völlig berauscht erschien, dann bestimmt von Mr. Calverleigh!«
    »Durchaus nicht«, antwortete Abby. »Mr. Calverleigh hält mich für eine Kerze im Vergleich zu dem Glanz dreier echter Diamanten, die heute abend anwesend sind! Und einschließlich Fanny vier.«
    »Nein, wirklich?« antwortete Mrs. Grayshott sehr amüsiert. »Ich hege den Verdacht, er ist das, was Oliver ziemlich gerissen nennt! Weißt du, meine Liebe, ich muß gestehen, es erfreut mich, daß du dich so gut mit ihm verträgst. Mein Gewissen hat mich nämlich schon gedrückt, daß ich ihn dir fast aufgedrängt habe.

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