Die galanten Memoiren der Madame Dumoncey
sie sich hinter einem Sofa in Sicherheit zu bringen. Ihr leidenschaftlicher Liebhaber folgte ihr dorthin, aber die Undankbare wandte jetzt Gewalt an, um sich von ihm loszureißen. Sie fügte ihrem Verfolger mehrere Kratzer zu, die er bestimmt nicht als Liebkosung auffaßte.
Aber unser junger Liebhaber war noch lange nicht vernünftig geworden! Eine halbe Stunde lang nahm er eine Stärkung zu sich. Dann begann er wieder von neuem mit seinen zärtlichen Attakken auf das Mädchen, das, wie vorher schon, keine große Lust hatte, sich ihm hinzugeben. Dreimal hintereinander versuchte er vergeblich, sie auf den Rücken zu legen. Niemals tat sie ihm aber den Gefallen, diese Stellung einzunehmen. Um sich von ihm zu befreien, setzte sie sich auf einen Sessel. Sogleich war der junge Liebhaber neben ihr und unternahm neue Versuche, die aber ebensowenig erfolgreich waren wie die früheren. Endlich hörte der verschmähte Liebhaber mit seinen Nachstellungen auf, die ihm im Verlauf von zwei Stunden so wenig Erfolg beschert hatten.
War er im Grunde genommen nicht sehr ungeschickt?
Aber warten wir es ab. Nach einer langen Ruhepause bekam er wieder Lust nach Zärtlichkeit. Gibt es vielleicht ein Herz, das man am Ende nicht mit Ausdauer und Beharrlichkeit besiegen kann?
Dieses gefühllose junge Mädchen, das ihm vorher so hartnäckig Widerstand entgegensetzte, wird uns beweisen, daß es auf die Dauer schwierig ist, sich den Zärtlichkeiten eines Liebhabers zu widersetzen. Der hitzige Liebhaber, der vielleicht bemerkte, daß der günstige Moment gekommen sei, warf sich mit neuem Feuer auf seine kleine Mätresse. Dem äußeren Anschein nach wich sie ihm noch immer aus, aber so langsam, daß sie sich jetzt offenbar ihrem Schicksal gefügt hatte. Der leidenschaftliche Liebhaber griff fest zu und ließ sie nicht mehr los. Jetzt sah das Mädchen, daß es kein Entrinnen mehr gab und gab sich seinen zärtlichen Liebkosungen hin.
Mit einem Wort: Der Junge war glückselig, und seine kleine, spröde Mätresse gab sich ihm in einem nicht mehr enden wollenden Fick hin.
Man beachtete sie schließlich nicht mehr. Als wir nach Ablauf mehrerer Stunden wieder bei ihnen waren, legte unser Liebhaber eine Gleichgültigkeit an den Tag, die uns verriet, daß wir den Höhepunkt ihrer Vereinigung versäumt hatten. Er ging zu ihr, ohne sie zu betrachten. Sie lag hingestreckt auf dem Sofa. Er legte sich seelenruhig auf die andere Seite. Gut eineinhalb Stunden vergingen, ohne daß er Freude und Lebenskraft zeigte. Sein Gesichtsausdruck war verschlossen und mißgelaunt.
Das eben gezeigte Bild der Liebe hat meinen Geist belebt, und ich fürchte nicht, daß ich meinem Leser mißfallen habe, indem ich ihm den schnellen Fortschritt vor Augen führte, den der Liebesgott bei denen bewirkt, die das Glück haben, unter seinem Gesetz zu stehen.
Zu beiden Enden des Saales standen zwei Büchergestelle, die ein jedes mit einer Skulptur geschmückt waren, die eine Gruppe von Liebenden darstellte. In den Regalen konnte man eine Sammlung von Theaterstücken und anderen Werken bewundern. Sie waren dazu da, die Teilnehmer des Festes zu inspirieren.
Damit ja die Wünsche jener Leser befriedigt werden, die gleichfalls die Erfindungsgabe besitzen, ein solches Fest zu gestalten, gebe ich hiermit den Katalog dieser Bibliothek wieder. Sie war in zwei Teile geteilt. Der erste Teil enthielt Romane und Gedichtsammlungen. Der andere nur Theaterstücke. Zunächst zu den Romanen und Gedichten:
L’Agnès dépaysée, ein Werk in Prosa und Versen, das die vollkommene Wollust und die erlaubten Liebesfreuden beschreibt. In ihm werden der Venus 50 verschiedene Liebesopfer auf dem Altar ihrer Reize dargebracht. Jedes Opfer wird von einem passenden Lied begleitet.
Zénie, histoire orientale, der Katechismus der Haremsdame eines Sultans.
La Cazzopottomachie, eine wahrheitsgetreue, sinnliche und moralische Erzählung von den Fotzen, Schwänzen und Ärschen, worin diese Begriffe vorgeführt werden.
La Légende joyeuse, 404 Epigramme, die in vier Abschnitte unterteilt sind, von denen erst der letzte dem Ganzen die Würze gibt.
L’anti-Légende retournée, eine große Sammlung von witzigen Gesängen, an die eine Sammlung von Liedern angefügt ist.
L’Ode à Priape, ein Werk von Piron. Es besteht aus 170 Versen, die in 17 Strophen unterteilt sind.
L’Ode du vrai Bonheur, 200 Verse, die in 20 Strophen unterteilt sind. Es soll ein Gegenstück zu dem Werk von Piron sein. Der gleiche Stoff wird darin
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