Die galanten Memoiren der Madame Dumoncey
von jedem Gast drei Stüber mit der Nase auf die Spitze seines Schwanzes zu empfangen.
Die Gesellschaft unterwarf sich ohne Murren diesem Gesetz, das bei uns allen wegen des einzigartigen Einfalls lautes Lachen hervorrief. Der Abbé bekam einen Steifen, wie es üblich ist bei einem Franziskaner, und er lachte auf Kosten manch eines anderen. Aber in das erste Glas, das er trinken wollte, bemühte ich mich, die Seeblumen hineinzuschütten. Dann befühlte ich seinen Schwanz. Er hatte den größten der ganzen Gesellschaft. Folglich verdoppelte ich die Dosis so lange und so oft, bis sich die ersehnte Wirkung einstellte. Wir unterzogen uns gerade zum drittenmal dieser Aufgabe, als der arme Pfaffe seinen Schwanz nicht mehr so hoch streckte. Ich meldete ihn. Er war verpflichtet, seinen armen Riemen zu zeigen, der weich, runzelig und kalt wie Eis war. Der Abbé wurde einstimmig verurteilt, geriet jedoch nicht außer Fassung. Mit fester Stimme sagte er uns, daß er an diesem Abend noch mehr als eine Frau mit diesem Schwanz bearbeiten würde, den man jetzt so wütend kritisiere. Er würde sich jetzt nur ausruhen. Dann fügte er hinzu: »Damit er besser stoßen kann!«
Leider mühte er sich vergeblich ab, solange wir noch an der Tafel saßen. Weder gebratene Artischocken noch Champagner noch Likör – alles Stoffe, die hervorragend geeignet sind, das Feuer der Lust im Blut zu entzünden – gaben seinem Schwanz die frühere Steife zurück.
Als wir gerade mitten beim Nachtisch waren, fing er an, die Nerven zu verlieren. Er starrte alle Spiegel an, um sich zu erregen. Nichts passierte. Wahrlich, nichts ist geeigneter, einen geil zu machen, denn mit Hilfe nur eines Spiegels konnte man all die Vögler im Saal mit einem Blick überschauen. Die einen vögelten genüßlich von vorne, die anderen von hinten. Da es aber angeblich eine wahnsinnige Lust bereitet, drückten manche ihren Mund auf die Lippen einer Frau oder, um es einprägsamer auszudrükken, sie hauchten leidenschaftlich ihren Atem in sie hinein.
Ein anderer neigte sich zu seiner Mätresse hin und gab ihr einen Kuß auf ein Auge oder saugte ihr die Brust. Der eine wiederum bewegte seinen Schwanz in der Muschi, während sein Nachbar seinen zwischen die Brüste legte. Vergeblich betrachtete der arme Abbé all die Bilder, aber seine verlorene Manneskraft wurde nicht wieder hergestellt.
Gegen halb zwölf mußte Platz für die erschöpften Vögler gemacht werden. Jetzt betraten wir selbst die Kampfstätte. Alle erhoben sich von der Tafel.
Der arme Abbé wurde ganz verschämt in die Galerie geführt. Man teilte sich in zwei Gruppen, die sich in zwei Reihen aufstellten. Der impotente Meister wurde dazu verurteilt, dreimal mitten hindurchzugehen, um den kleinen Spaß zu erdulden, mit dem man ihn beehren wollte. Er empfing 117 Stöße mit der Nase. Dennoch hatte er keinen größeren Steifen als zuvor, als er wieder in den Saal zurückkehrte.
Danach war der Abbé Gesprächsgegenstand. Der arme Teufel war verwirrt und völlig außer Fassung. Er setzte sich auf ein Sofa und mühte sich bei mir redlich ab, aber alles umsonst.
Nachdem er sich eine gute halbe Stunde abgerackert hatte, ohne geil zu werden, mußte er sich um Mitternacht zurückziehen, da er ein neuer Abailard geworden war.
Da ich seine kalten Liebkosungen satt hatte und sie langweilig fand, rief ich den Grafen, meinen teuren Liebhaber, herbei, um so endlich zu meinem Vergnügen zu kommen und auch ohne weitere Verzögerung das Mißgeschick seines Rivalen vollkommen zu machen.
»Ärgert Euch nicht«, sagte ich zu dem Abbé, »denn Ihr benötigt einen Stellvertreter, und ich will lieber ihn als einen anderen!«
Das brachte den Abbé so außer Fassung, daß er wütend aus dem Saal ging, seine Kleider anzog und rasend vor Zorn nach Paris zurückkehrte.
Ah! Wie ist ein Mann verärgert, wenn er merkt, daß die Natur sich seinen Gelüsten verweigert. Die Wut ist dann die einzige Leidenschaft, die ihm übrigbleibt.
Der Graf verließ dann die Frau, die er erwählt hatte, um sich in meine Arme zu werfen. Bei einer anderen Gelegenheit wäre dies ohne Zweifel eine schwere Beleidigung, ja ein Zeichen von Mißachtung gegenüber einem ehrbaren Mädchen oder Frau gewesen.
Aber beim Eintritt in diese Gesellschaft hatte man jedem lauthals Freiheit im wahrsten Sinne des Wortes verkündet. War man irgend jemandes Umarmungen überdrüssig, so ging man einfach ohne Höflichkeitsfloskeln, Komplimente und Charme weg. Die Sofas und die
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